Herausgeber: Wasser- und Abwasserzweckverband Blankenfelde-Mahlow
Die Fußstapfen sind groß, die Hans-Reiner Aethner (li.) hinterlässt. „Im besten Fall werden meine auch mal groß. Ich werde nicht plötzlich alles anders machen“, schaut Christian Gibmeier voraus.
Foto: SPREE-PR/Krickau
WARL Ludwigsfelde
„Alles hinterfragen und erklären lassen!“
Es ist der wichtigste Rat von Hans-Reiner Aethner an Christian Gibmeier beim Verbandsvorsteherwechsel.
Mit Hans-Reiner Aethner (HRA) verabschiedet sich im Oktober eine Koryphäe der Brandenburger Siedlungswasserwirtschaft in den Ruhestand. Nachfolger Christian Gibmeier (CG), da ist sich Aethner sicher, wird den Zweckverband gut in die Zukunft führen. Die Märkische WASSERZEITUNG hat mit beiden gesprochen.
Herr Aethner, Sie wollen wirklich aufhören zu arbeiten?
Aber sicher! Als geborener DDR-Bürger weiß ich, wie es ist, wenn alte Leute nicht von ihren Funktionen lassen können. Und ich möchte nicht in die Situation kommen, die Anforderungen meiner Position nicht mehr zu schaffen. Außerdem finde ich, nach 45 intensiven Arbeitsjahren habe ich es verdient, meinen Ruhestand genießen zu können.
Dem ZV geht aber eine Menge an Wissen verloren …
Das ist ja bei jedem langjährig Beschäftigten so. Und ich gebe gern auch weiterhin Auskunft, wenn Fragen auftauchen. Herr Gibmeier kann mich jederzeit kontaktieren.
Herr Gibmeier, wie herausfordernd ist es für Sie, momentan Schlag auf Schlag viel neues Wissen aufnehmen zu müssen?
Klar wäre das geordneter schöner. Aber so funktioniert ja der Alltag nicht. Da hast du hier eine strittige Frage, bist dann bei einem wichtigen Seminar zu Abwasserthematiken. Zwei Tage später kannst du bei einem Entwicklungsvorhaben dabei sein. Und am Ende musst du als Führungskraft Leute begeistern, mit dir in dieselbe Richtung zu gehen. Du musst überzeugend sein, Ahnung haben und am besten noch sympathisch sein. Ich bin in der dankbaren Situation, von Herrn Aethners Erfahrungen und Sichtweisen profitieren zu können.
Die da wären?
Wir haben aktuell Themen auf dem Tisch, die schon vor 30 Jahren bearbeitet wurden. Dieses Wissen über die Anfänge des Aufbaus der Ver- und Entsorgung nach der Wende finde ich ganz wichtig. Da gibt es Planungskonzepte, die jetzt noch sinnvoll sind. Zumal sich dabei der Eindruck verstärkt hat, den ich schon als Verfahrenstechniker hatte: Die Trinkwasserproduktion steigt stetig an und ist im Prinzip wieder auf dem Stand wie zum Ende der DDR: Infrastruktur, Wasserrechte und die Anlagenkapazitäten im Trink- aber auch Abwasserbereich sind mit den aktuellen Genehmigungen gut ausgelastet. Ludwigsfelde mehr als die anderen beiden Kläranlagen, aber da schauen wir jetzt schon, wie das Wachstum der Wasserinfrastruktur mit dem Wachstum von Bevölkerung und Gewerbe mithalten kann.
Wie gut kennen Sie sich als Verfahrenstechniker Trinkwasser mittlerweile im Abwasserbereich aus?
Wie bei allen anderen Themen stehe ich auch hier nicht alleine. Es gibt Herrn Napiwotzki, den technischen Leiter. Er hält die Fäden in der Hand und kennt sich aus. Ich muss seine Gedanken nachvollziehen, weiterspinnen oder auch sagen, dass ich korrigieren würde. Im technischen Bereich bin ich sicher früher in der Lage, diese Gedanken selbst zu formulieren und die Inhalte draufzuhaben. Im juristischen und kaufmännischen Fach wird es ein bisschen länger dauern. Unterm Strich aber kann ich alles von unseren Mitarbeitern lernen, weil die sehr gut wissen, was zu tun ist.
WASSERZEITUNGs-Redakteurin Carmen Krickau freut sich mit ihren Herausgebern über eine gelungene Kundenzeitung.
Foto: SPREE-PR/Schmeichel
Herr Aethner, wie fällt Ihre Bilanz aus 30 Jahren beim WARL aus?
Es ist eine Menge geschaffen worden, nicht nur moderne Anlagen der Ver- und Entsorgung. Ich sage nur Kinderwassertag, den es weiterhin geben wird. Unsere Netze, Wasser- und Klärwerke befinden sich in gutem Zustand, die Mitarbeiter sind Fachleute auf ihrem Gebiet und Menschen im Wortsinn. Auch die Mitglieder in der Verbandsversammlung sind mittlerweile Wasser-Spezialisten, und viele unserer Vorstandssitzungen werde ich nicht vergessen. Am Anfang haben wir teilweise von 18 Uhr bis morgens um drei getagt. Der Zustand der Anlagen war ja katastrophal. Deshalb haben wir uns sehr intensiv mit möglichen und bezahlbaren Lösungen und Strukturen der künftigen Wasserwirtschaft befasst. Jetzt gehen viele von den alten Hasen, die dabei waren, in Rente. Auch bei Behörden und Aufgabenträgern. Die Neuen wissen es nicht mehr und erzählen – bei allem Respekt – oft wirklich Unsinn. Deswegen gebe ich Herrn Gibmeier so viel wie möglich von damals mit. Das Schöne: Er saugt alles auf wie ein Schwamm.
Wo Licht ist, ist auch Schatten. Was bleibt in negativer in Erinnerung?
Nicht sehr viel. Aber mein erstes Gerichtsverfahren gehört dazu. Man denkt, alle Trümpfe und Argumente in der Hand zu haben, wird aber vom Urteil völlig überrascht: gegen uns! Wie kann das sein? Da war ich sehr frustriert. Ein guter Anwalt riet mir damals, das nicht persönlich zu nehmen. Richter seien auch nur Menschen, die manchmal keine Lust hätten, sich in jedes Thema einzuarbeiten. Allerdings: Wenn man von einer Sache überzeugt ist, sollte man auch nicht aufgeben.
Herr Aethner, warum ist Christian Gibmeier Ihr geeigneter Nachfolger?
Weil er den notwendigen technischen Hintergrund hat und mit seinen kritischen, hinterfragenden Eigenschaften genau zu den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen der Siedlungswasserwirtschaft passt.
Welche sind das – für den WARL und die kommunal geprägte Wasserwirtschaft generell?
CG: Mikroplastik, Phosphorrückgewinnung, das Wasserkonzept 2050 für die Metropolregion Berlin-Brandenburg, damit auch dann noch genug Wasser in der Region vorhanden ist. Wichtigste Aufgabe ist und bleibt, obwohl es sich einfach anhört, die Ver- und Entsorgung auch weiterhin rund um die Uhr sicherzustellen. Und die privilegierte Lage bewusst zu machen, dass Trinkwasser bei uns noch ganz selbstverständlich aus dem Hahn kommt und das Abwasser entsorgt wird.
Herr Aethner, was raten Sie Ihrem Nachfolger?
Immer alles hinterfragen und erklären lassen. Nie gegen das eigene Verstehen handeln und überzeugt sein von Entscheidungen, die man trifft. Die muss man verteidigen können, sonst wird man unglaubwürdig. Nur wenn er in der Lage ist, Zusammenhänge selbst zu erklären und nicht nur zu sagen, es steht im Lehrbuch auf der Seite X, wird er schnell respektiert und anerkannt.
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Steckbrief Hans-Reiner Aethner
geboren 1. Juli 1958 in Zossen, verheiratet, 3 Kinder, 2 Enkelinnen
Studium Mathe/Physik-Lehrer, danach Erzieher und Berufsschullehrer, seit 1. August 1993 Verbandsvorsteher beim WARL, von April 2022 bis August 2023 zusätzlich Geschäftsführer der DNWAB
Mein Lieblingsplatz: der Nordseestrand von Otterndorf – in einer Strandkabine sitzen und die Schiffe auf dem Meer beobachten, herrlich!
Wenn ich Zeit habe: … bastele ich für die Enkel oder an meinem Rechner, und ich habe Dauerkarten für den EHC Eisbären.
Mein Lebensmotto: Immer neugierig bleiben.
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Steckbrief Christian Gibmeier
geboren 28. Januar 1989 in Bad Wildungen, verheiratet, 1 Tochter
Master of Science Umweltingenieurwesen, seit Oktober 2017 Verfahrenstechniker Trinkwasser bei der DNWAB, ab 1.10.2024 WARL-Verbandsvorsteher
Mein Lieblingsplatz: in den österreichischen Alpen beim Klettern oder Snowboardfahren
Wenn ich Zeit habe: … habe ich selten. Wenn, dann gehört sie meiner Familie.
Mein Lebensmotto: Don’t worry, be happy! (Mach dir keine Sorgen, sei glücklich)
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