Herr Tebling, Sie waren einige Jahre Vorsitzender der Verbandsversammlung. Hat sich Ihre persönliche Einstellung zu Wasser dadurch irgendwie geändert?
Das kann ich nicht direkt sagen. Ich bin schon immer behutsam mit Wasser umgegangen. Und ich trinke gern Wasser, Leitungswasser. Es ist für mich das beste Lebensmittel der Welt.
Hat sich Ihr Blick auf den Beruf des Wasserwerkers geändert?
Ich bin zwar ausgebildeter Verwaltungswirt, habe aber früher Maschinenanlagenmonteur in Rathenow gelernt, bei einem Betriebsteil des Markleeberger Kombinats für Wasseraufbereitungsanlagen. Dort wurden große Wasserbehälter gebaut. Als Vorsitzender der Verbandsversammlung habe ich noch mal Einblicke erhalten, die ich als Normalverbraucher nicht bekommen hätte. In der Funktion musste ich dem Verband auf die Finger schauen, aber auch vorausblicken, welche Investitionen nötig sind und in welcher Reihenfolge. Ich kann sagen, wir haben gute Fachleute beim WAV und ich habe als Bürgermeister von Premnitz immer hervorragend mit ihnen zusammengearbeitet.
Sind die Herausforderungen für den „Betrieb“ mit Trink- und Abwasser auch in Ihrer Amtszeit gestiegen?
Absolut. Allein was an EU-Recht umgesetzt werden muss, zum Beispiel beim Herausfiltern von Schadstoffen aus dem Wasser. Eine andere, gerade in unserer Region historisch bedingte Herausforderung ist die immer noch hohe Zahl an abflusslosen Gruben. Die Entsorgung ist aufwendig und teuer.
Das Thema Kosten fürs Wasser und Abwasser kann ein großes Aufregerthema sein, oder?
Natürlich. Es gilt stets, die Gebühren im Blick zu haben und etwaige Erhöhungen sachlich zu begründen. Aber es geht nicht nur ums Geld. Wir müssen auch ein Problembewusstsein schaffen, dass zum Beispiele Hydranten nicht verbaut werden. Manchmal ist ein Hydrant umzäunt, weil das Kommunalgrundstück zu DDR-Zeiten einfach vereinnahmt wurde. Das geht nicht, weil die Feuerwehrkameraden im Havariefall problemlos da herankommen müssen.
In den letzten Jahren gab es mehrere Trockenperioden. Wie schätzen Sie die Situation zur Wasserversorgung im WAV-Gebiet ein?
Wir hatten diesmal ein feuchtes Frühjahr, sodass keine Einschränkung der Wassernutzung
notwendig war. Der Grundwasserspiegel hat sich normalisiert, aber der Tiefenwasserspiegel darunter nicht. Für die Wurzeln von Eichen beispielsweise ist der nicht ausreichend, mit allen Folgen auch für Städte. Wir haben in Premnitz Ausgaben für Baumfällungen in Größenordnungen. Wir fällen nicht aus Langeweile Straßenbäume, sondern wegen der Verkehrssicherungspflicht. Die Folgen der zuletzt mehreren trockenen Sommer sind greifbar und finanziell spürbar. Die Problematik scheint aber bei vielen angekommen.
Wie sehen Sie als Insider den WAV für künftige Herausforderungen aufgestellt?
Sehr gut. Man muss sich keine Sorgen machen. Björn Jelinski ist ein guter Geschäftsführer, das Personal hoch motiviert und der Verband wirtschaftlich gesund.
Auch der WAV braucht neue Fachkräfte, weil etliche ältere Beschäftigte bald in Rente gehen werden. Mit welchem Argument würden Sie Werbung betreiben?
Meine generelle Erfahrung ist Folgende: Ich kenne mehrere Unternehmen, die keinen Mangel haben und sich nicht sorgen müssen. Warum? Weil sie sich einen guten Ruf erarbeitet haben. Dabei geht es nicht nur um Bezahlung, sondern auch ums Betriebsklima. Und das sehe ich beim Verband positiv. Deshalb mein Tipp an junge Leute auf Ausbildungssuche: Beim WAV habt ihr einen krisenfesten Job! Macht das, denn Wasser wird immer ge- und verbraucht.
Zum Schluss eine persönliche Frage: Wassersport oder Fußball? Sie gehen ja gern zum Mögelin-Verein.
Dann eher Fußball. Als Jugendlicher habe ich lange Fußball gespielt, und nach der Wende war ich elf Jahre Vorsitzender des Mögeliner SC 1913. Ich bin noch Mitglied im Verein und es zieht mich immer wieder zu ihm hin.
Vielen Dank für das Gespräch.