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Unser Wasser – eine wahre Gemeinschaftsaufgabe

 



Brandenburg

Unser Wasser – eine wahre

Gemeinschafts­aufgabe

Im Fußball stehen elf Mann pro Team auf dem Feld. In den Unternehmen der kommunalen Wasserversorgung reichen die „Mannschaftsstärken“ von wenigen Dutzend bis mehreren Hundert Beschäftigten. Die zu bewältigenden Herausforderungen sind jedoch ausnahmslos für alle gleich. Gut, dass in der Branche Teamgeist herrscht! Das hymnenhafte „You’ll never walk alone“ (Du wirst niemals alleine gehen) aus dem Fußball gilt ebenso in der Wasserwirtschaft.

Montage/Foto: SPREE-PR

Fast 130 Unternehmen beteiligten sich im Juli an einer Umfrage ihres Branchenverbandes VKU. Unter dem Titel „Hitzesommer 2025“ wollte der Verband kommunaler Unternehmen in Erfahrung bringen, wie seine Mitglieder den wachsenden Herausforderungen für eine klimaresiliente Wasserversorgung trotzen. Eines der zentralen Ergebnisse: 53 % setzen auf mehr Kooperation mit benachbarten Versorgern. Dass es hierbei um keine wage Absichtserklärung, sondern gelebte Praxis geht, beweisen die Herausgeber dieser WASSERZEITUNG. Im Trinkwasserverbund Niederlausitz – gegründet für eine resiliente Wasserversorgung im Ballungsraum Cottbus – finden sich unter anderem die LWG Cottbus, der GWAZ Guben und der WAC Calau zusammen. Im sächsisch-brandenburgischen Trinkwasserverbund „Lausitzer Revier“ bringt der WAL Senftenberg seine Expertise ein.

Alles Engagement dient dem Ziel, die öffentliche Wasserversorgung vor Engpässen zu bewahren. Apropos. In der eingangs erwähnten Umfrage sehen 85 % es als vordringliche Aufgabe der Politik an, den Vorrang der öffentlichen Wasserversorgung durchzusetzen.

Strategisch Not vermeiden

Die Wasserwirtschaft könne problemlos kooperieren, betont Felix von Streit im neuen Podcast „WASSER ZEITUNG“ (bei deezer, spotify uam.). Der Geschäftsführer der Mittelmärkischen Wasser und Abwasser GmbH (MWA) und Vizepräsident des Landeswasserverbandstages (LWT) Brandenburg verweist darauf, dass die Wasserwirtschaft in keiner Konkurrenzsituation stehe. Und Mutter Natur interessiert sich ohnehin wenig für Verwaltungsgrenzen. Insofern spricht Zusammenarbeit für einen klugen Weitblick. „Unsere Arbeitsperspektive reicht 30, 40, 50 Jahre in die Zukunft“, steckt Felix von Streit die Zeitachse ab. „Strategisch dorthin zu denken und sich frühzeitig mit den ‚Teilnehmern‘ am Wasserdargebot abzustimmen, um Notsituationen zu vermeiden, hat nur Vorteile!“ Die permanenten Abstimmungen auf Arbeitsebene in den verschiedenen Gremien liefen gut. „Und ich würde mich freuen, wenn sich die Politik daran ein Beispiel nimmt und ebenfalls mehr länderübergreifend zu Lösungen kommt.“

Ein starkes Wasser-Netzwerk

Ein besonders praktisch-orientiertes Gremium für die Betriebe der Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung sind die drei regionalen KOWABs. Hinter der Abkürzung steckt Kooperation Wasser Abwasser Brandenburg. René Windzus, Geschäftsführer der Dahme-Nuthe Wasser-, Abwasserbetriebsgesellschaft mbH (DNWAB) in Königs Wusterhausen, spricht von einer Vermittlungsplattform, die Raum für einen Austausch auf Augenhöhe gibt. „Manch eine Herausforderung wurde schon durch einen Kollegen ‚gemeistert‘ und kann übertragen werden.“ Ergebnis: schnellere und kostengünstigere Lösungen für Ver- bzw. Entsorgungssicherheit. „Wir müssen nicht jeder einzeln das Rad neu erfinden, sondern projekt- und problembezogen übergreifend arbeiten und Ressourcen bündeln. Somit kommen wir am Ende des Tages alle schneller zum Erfolg.“ Und, so hebt René Windzus hervor, man gehöre mit dem wichtigsten Gut allen Lebens ja zur kritischen Infrastruktur. Dies erfordere ein starkes Netzwerk!

Ihre WASSERZEITUNG – auch ein Gemeinschafts­projekt

Klaus

Foto: SPREE-PR/Petsch

Von einer Pflichtübung spricht LWT-Vizepräsident Felix von Streit in unserem Podcast-Gespräch, wenn es um Öffentlichkeitsarbeit für das Lebensmittel Nr. 1 geht. Aus diesem Grund wurde vor 30 Jahren in Brandenburg die WASSERZEITUNG ins Leben gerufen. An Themen mangelte es der Redaktion seitdem nie – im Gegenteil. Denn Wasser ist Leben. Ohne Wasser gibt es kein Leben. Wasser ist Heimat – als Teich im Dorf, als Flüss-chen durch die Stadt, als See vor ihren Toren. Wasser ist Heilung. Wasser ist Erholung. Denn das sanfte Rauschen des Meeres in unseren Ohren weiß selbst die Wogen des Alltags zu besänftigen. Nur eines ist Wasser bester Qualität nicht: eine Selbstverständlichkeit!
Alle Herausgeber der WASSERZEITUNG – mittlerweile in sieben Bundesländern vertreten – sind sich einig: Das immer wertvollere Wissen über unsere Lebensgrundlage Wasser darf im medialen Dauerprasseln hektischer Schlagzeilen, politischer Paukenschläge und lärmenden Geplärres flüchtiger 15-Minuten-Berühmtheiten auf keinen Fall untergehen.


Klaus Arbeit,
Projektleiter WASSERZEITUNG

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EU-Kommunalabwasserrichtlinie: Meilenstein, Aufgabenpaket, Bürokratiemonster?

 



Sachsen-Anhalt

EU-Kommunal­abwasser­richtlinie: Meilenstein, Aufgabenpaket, Bürokratie­monster?

Die Novellierung der EU-Kommunalabwasserrichtlinie, kurz EU-KARL, trat am 1. Januar 2025 in Kraft. Nun muss jedes Mitgliedsland die Inhalte bis Ende Juli 2027 in nationales Recht umwandeln. Werden die kommunalen Abwasserverbände die Vorgaben bewältigen? Was ist gut an der Richtlinie und was ist schwierig? Eine Einordnung von Dr.-Ing. Jürgen Wiese, Professor für Siedlungswasserwirtschaft an der Hochschule Magdeburg/Stendal.

Neue EU-Standards für die Abwasserreinigung und den Energiebedarf: Die EU-KARL ist ein Großprojekt, für das es kräftige Finanzspritzen braucht.
Foto: SPREE-PR/Petsch

Im Gespräch mit der WASSERZEITUNG: Prof. Dr.-Ing. Jürgen Wiese.

Foto: SPREE-PR/Wolf

Herr Prof. Wiese, die DWA, die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. hat eine monatliche Online-Sprechstunde für Fragen zur EU-KARL eingerichtet. Auf zahlreichen Veranstaltungen ist die EU-KARL das Top-Thema. Aus Ihrer Sicht: Ist der Gesprächsbedarf hoch?

Ich habe zusammen mit Prof. Barjenbruch, dem Vorsitzenden des DWA-Landesverbandes Nord-Ost, am 1.10.2025 eine DWA-Online-Sprechstunde zum Thema „Energieneutralität“ durchgeführt, die mit ca. 80 Teilnehmenden stark frequentiert war. Die bereits im Vorfeld eingereichten Fragen zeigen deutlich einen hohen Gesprächsbedarf, vor allem aber auch die Unsicherheit der Akteure im Abwasserbereich.

Die novellierte EU-Kommunalabwasserrichtlinie ist ein rechtlicher Rahmen für die Erfassung, Behandlung und Entsorgung von Abwasser. Welchen Aspekt der neuen EU-KARL bewerten Sie positiv?

Grundsätzlich ist die novellierte EU-Kommunalabwasserrichtlinie ein Schritt in die richtige Richtung. Die starke Eutrophierung der europäischen Meere, u.a. der Ostsee, verdeutlicht, dass wir bezüglich der Stickstoff- und Phosphorelimination (Artikel 7) noch besser werden müssen. Auch die Forderung nach einer schrittweisen Energieneutralität der Kläranlagen (Artikel 11) halte ich prinzipiell für zielführend, zumal noch ein hohes ungenutztes Potential für die Energiegewinnung aus Abwasser besteht. Dies zeigt etwa die Nutzung der Abwasserwärme im Kläranlagenablauf durch Großwärmepumpen, wie dies zum Beispiel in Dänemark bereits zur Fernwärmeversorgung gemacht wird und auf einzelnen deutschen Großklärwerken geplant ist. Die Elimination anthropogener Schadstoffe (4. Reinigungsstufe) primär für Großklärwerke mit über 150.000 Einwohnerwerten (Artikel 8) zu fordern, ist folgerichtig, zumal in diesen wenigen hundert Kläranlagen mehr als die Hälfe des deutschen Abwassers gereinigt wird.

Was sehen Sie als kritisch an?

Kritisch sehe ich, dass die EU-KARL in weiten Teilen unpräzise formuliert wurde, was Tür und Tor für Spekulationen öffnet und meiner Ansicht nach der Hauptgrund für die starke Verunsicherung der Akteure ist. Weiterhin fürchte ich, dass die erweiterte Herstellerverantwortung (Artikel 9 und 10), die zur Finanzierung der 4. Reinigungsstufe beitragen soll, zwar gut gemeint, aber ein Bürokratiemonster werden wird, zumal erste Klagen der Industrie bereits anhängig sind. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass die Hersteller von Arznei- und Kosmetikmitteln die dafür anfallenden Kosten nicht an die Endverbraucher weitergeben werden.

In der Abwasserbranche von Sachsen-Anhalt wird die novellierte EU-KARL stark diskutiert – was technische Anforderungen und vor allem was die Investitionen betrifft. Die Verbände sehen sich vor einem enormen Aufgabenpaket.

Die Diskussionen entstammen vor allem der Unsicherheit bei der Interpretation der EU-KARL. Hier wird es erst Klarheit geben, wenn die EU-KARL bis zum 31. Juli 2027 in nationales Recht umgesetzt wird. Generell bin ich aber für die Betreiber von Kläranlagen unter 150.000 Einwohnerwerte in Sachsen-Anhalt verhältnismäßig optimistisch. Wir haben Kontakt zu zahlreichen dieser Kläranlagen in Sachsen-Anhalt und viele Anlagen halten bereits heute die EU-KARL-Anforderungen bezüglich der weitergehenden Stickstoff- und Phosphorelimination ein; auf den anderen Anlagen dürften sich die Ziele der 3. Behandlung zudem durch den Einsatz moderner Mess- und Automationstechnik mit relativ geringen Investitionen lösen lassen. Im Idealfall kann ein optimierter Anlagenbetrieb sogar zu sinkenden Energie- und Fällmittelkosten führen; auch dies zeigen Praxisbeispiele. Weiterhin produzieren viele Kläranlagen schon heute einen Teil ihres Energiebedarfs durch Erneuerbare Energien. Mit der Kläranlage Stendal gibt es eine erste Energie-Plus-Kläranlage in Sachsen-Anhalt, die mehr Energie produziert als sie verbraucht. Andere Betreiber folgen dieser Idee und nehmen dazu die Förderprogramme auf Bundes- und Landesebene in Anspruch. Eine echte Herausforderung wird sicherlich auf die Kläranlagenbetreiber zukommen, die eine 4. Reinigungsstufe bauen müssen, weil dies tatsächlich mit erheblichen Investitions- und Betriebskosten verbunden sein wird.

Jede Kläranlage hat spezifische Rahmenbedingungen, wie Technologie, Belastung des Abwassers durch Industriestandorte oder die finanzielle Situation. Für große Kläranlagen ab 150.000 EW) wird eine 4. Reinigungsstufe gefordert, in besonders sensiblen Gebieten bereits ab 10.000 EW. Was halten Sie von diesen Anforderungen?

Es ist bekannt, dass einzelne anthropogene Spurenstoffe bereits in geringen Konzentrationen negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt haben können. Viele Wasserwerke setzen daher bereits heute Aktivkohlefilter zur Entfernung dieser Spurenstoffe aus dem Trinkwasser ein. Auf Dauer ist es daher sinnvoll, diese Spurenstoffe erst gar nicht in unsere Gewässer einzuleiten. Wie bei jeder Umweltschutzmaßnahme muss aber immer Aufwand und Nutzen im Augen behalten werden: Eine 4. Reinigungsstufe wird immer mit erheblichen Investitions- und Betriebskosten verbunden sein, zumal es sich auch meist um technisch komplexe Systeme handelt, die entsprechend qualifiziertes Betriebspersonal erfordern. Es ist daher richtig, diese Systeme zunächst einmal nur für Kläranlagen über 150.000 Einwohnerwerte zu fordern, da diese mehr als die Hälfte des deutschen Abwasseranfalls behandeln. Im Übrigen gibt es Bundesländer, z. B. Baden-Württemberg, bei denen die 4. Reinigungsstufe auf Großklärwerken bereits Standard sind. Eine Notwendigkeit, die 4. Reinigungsstufe auch auf Kläranlagen ab 10.000 EW einzusetzen sehe ich hingegen eher selten.

Der Umbau von Kläranlagen für eine intensivere Abwasserbehandlung und zur Spurenstoffeliminierung wird teuer. Welche Verfahren und Innovationen machen Ihren Forschungen zufolge Sinn, wären Alternativen, die auch bezahlbar wären?

Im Moment dominieren Verfahren auf Basis von Pulveraktivkohle und granulierter Aktivkohle die Spurenstoffelimination; hier liegt der Schwerpunkt in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. In Nordrhein-Westfalen sind aber auch oxidative Verfahren – im Wesentlichen durch Ozonung – im Einsatz; einzelne Kläranlagen sind auch mit einer Kombination von Ozonierung und Aktivkohlefilterung ausgestattet. Wir an der Hochschule Magdeburg-Stendal forschen auch an modifizierten Membranen, die die Spurenstoffe mit geringem Energieaufwand zurückhalten sollen. Wir werden diese Technik ab 2026 auf einem Großklärwerk im halbtechnischen Maßstab testen. Diese Membranen sollen aber auch an der Quelle der Verunreinigung eingesetzt werden, hier haben wir ein Forschungsprojekt mit der Martin-Luther-Universität in Halle, bei dem wir diese Technik in der Uniklinik Halle testen wollen. Schließlich arbeiten wir an modifizierten Bodenfilteranlagen, um Spurenstoffe mit möglichst geringem Aufwand auf mittelgroßen Kläranlagen zu entfernen.Hier beginnen demnächst halbtechnische Versuche auf der Kläranlage Gardelegen.

Die EU-KARL muss bis 2027 in nationales Recht umgesetzt werden. Wird es für jedes Bundesland Extra-Lösungen geben? Was braucht es für Konzepte vom Bund und Land zur Unterstützung der kommunalen Abwasserverbände?

Der Bund wird den nationalen Rechtsrahmen für die Umsetzung der EU-KARL vorgeben. Deutschland ist aber ein föderaler Staat, sodass es den einzelnen Bundesländern freisteht, eigene Wege zu gehen, die aber mindestens den Anforderungen des Bundes genügen müssen. Faktisch gibt es bereits heute einzelne Bundesländer, die deutlich strengere Anforderungen an die Reinigungsleistung stellen als die EU-KARL perspektivisch fordert. Die aktuellen Anforderungen in Hessen bezüglich der Phosphorelimination gehen zum Beispiel bereits seit 2018 weit über die EU-KARL-Vorgaben hinaus. Die 4. Reinigungsstufe ist auf Großklärwerken in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen ebenfalls bereits oft im Einsatz. Zur Umsetzung der Fördermaßnahmen sind Förderprogramme sicherlich hilfreich, zur Steigerung der Energieeffizienz gibt es schon lange solche Programme. Bei kleineren Maßnahmen zur Optimierung der Nährstoffelimination können viele Betreiber zudem noch die Möglichkeiten der Rückverrechnung der Abwasserabgabe ausschöpfen; dies wird leider vielfach übersehen.

Sie kennen in Sachsen-Anhalt so gut wie jede Kläranlage. Wieviel Prozent der Kläranlagen werden die Energieneutralität nur unwirtschaftlichen umsetzen können – die Verbände mehr Ausgaben als Einsparungen haben?

Ich kenne in Sachsen-Anhalt ca. 100 Kläranlagen, was etwa der Hälfte der Gesamtzahl entspricht. Die Kläranlagen, die über eine Schlammfaulung verfügen, haben gute Chancen die Energieneutralität zu erreichen, wenn sie die Energieeffizienz deutlich erhöhen. Hierfür gibt es interessante Förderprogramme, die leider nicht im vollen Umfang abgerufen werden. Die Praxis zeigt, dass viele Kläranlagenbetreiber noch viel Energie einsparen könnten, ohne dass dies zu einer Verschlechterung der Abwasserreinigung führen würde. Viele alte Gasmotoren sollten zudem durch neuere, energieeffizientere Motoren ausgetauscht werden, um die Eigenstromproduktion zu erhöhen. Der Einsatz von Photovoltaik-Anlagen zur Eigenstromerzeugung ist bereits heute wirtschaftlich, was man auch daran erkennen kann, dass viele Betreiber bereits seit Jahren massiv in Freiflächen-PV-Anlagen investieren. Es ist aber klar, dass kleinere und mittlere Kläranlagen ohne Schlammfaulung alleine mit PV-Anlagen keine Energieneutralität erreichen werden. Im Übrigen gehen die aktuellen Diskussionen in die Richtung, dass die Energieneutralität nicht für jede Kläranlage nachgewiesen werden muss, sondern eher aggregiert auf Bundes- oder Landesebene. Das heißt, ein Großklärwerk, das durch verschiedene Maßnahmen wie Co-Vergärung, PV- und Windenergie mehr Energie produziert als es verbraucht, wird voraussichtlich bilanziell die Defizite andere Kläranlagen ausgleichen können, auch wenn sie zu einem anderen Verband gehören.

Die Filterung von Schadstoffen und Mikroplastik: Um welche Stoffe handelt es sich da konkret und welche Stoffe sind langfristig gefährlich für Flüsse und Meere?

Bereits mit der EU-Wasserrahmenrichtlinie aus 2000 hat die Europäische Union eine Liste von anthropogenen Schadstoffen definiert, die analysiert werden müssen. Die Praxis zeigt aber, dass diese Liste alle paar Jahre den veränderten Randbedingungen angepasst wird bzw. einzelne Stoffe ausgetauscht werden. In der aktuellen Liste finden sich überwiegend Arzneimittelrückstände aus den verschiedensten medizinischen Bereichen, z. B. Schmerzmittel oder Bluthochdruckmedikamente), aber auch Industriechemikalien wie beispielsweise Korrosionsschutzmittel.

Welche Rolle könnten digitale Überwachungssysteme in Zukunft spielen?

Moderne Mess- und Automationstechnik ist geeignet, um die Stickstoff- und Phosphoremissionen zu reduzieren und gleichzeitig Strom und Fällmittel einzusparen. Einzelne Spurenstoffe lassen sich hingegen mit Echtzeitmessverfahren noch nicht zuverlässig ermitteln. Dies ist aus meiner Sicht aber auch nicht notwendig, da es einfach messbare Summenparameter gibt, die indirekt einen Rückschluss auf die Spurenstoffelimination zulassen.

Hersteller und Inverkehrbringer von Arzneimitteln und Kosmetik, auch außerhalb der EU, werden verpflichtet, 80 Prozent der Investitions- und Betriebskosten für eine zusätzliche Reinigungsstufe zu tragen, um Schadstoffe aus dem Abwasser zu filtern. Wie soll diese Beteiligung EU-weit ablaufen? Werden Verträge und Zahlungen dafür Jahre dauern – Stichwort Bürokratie?

Als Ingenieur traue ich mir hier keine belastbare Antwort zu, da dies die Politik und Gerichte entscheiden müssen. Ich fürchte aber, dass diese Regelung zu einem Bürokratiemonster führen wird und die Hersteller die Kosten am Ende wieder auf uns Bürgerinnen und Bürger abwälzen werden.

Die Abwasserverbände kritisieren, es werden seitens des Gesetzgebers immer schärfere Forderungen gestellt, aber gezielte Vorgaben, wie was umzusetzen ist, bleiben aus. Lässt die EU die Mitgliedsstaaten mit der Richtlinie allein?

In der Tat ist die EU-KARL an vielen Stellen schwammig formuliert, was die eigentliche Ursache für die berechtigte Kritik der Abwasserverbände ist, weil sie vielen Spekulationen Tür und Tor öffnet. Aus meiner Sicht ist es daher wichtig, dass die Bundesregierung den Prozess der Umsetzung in nationales Recht möglichst transparent gestaltet und die wesentlichen Eckpunkte möglichst schnell kommuniziert. Ich denke, dass dies die Verunsicherung der Verbände reduzieren und die Akzeptanz der EU-KARL steigern wird.

Wissen Sie, welche Sanktionen drohen, wenn die Vorgaben der EU-KARL nicht erfüllt werden?

Generell hat die EU die Möglichkeit, bei Nichteinhaltung von EU-Richtlinien Bußgelder gegenüber der Bundesrepublik Deutschland zu verhängen. Vor ca. 10 Jahren haben die hohen Bußgelddrohungen an Deutschland bezüglich der Nichteinhaltung der EU-Nitratrichtlinie bekanntlich zu einer Verschärfung des deutschen Düngerechts geführt.

Energiekonzept, Niederschlagswasserbeseitigungskonzept, Schmutzwasserbeseitigungskonzept, Havariekonzept, EU-KARL, Klärschlammverordnung und vieles mehr… All diese Vorgaben sind ein riesiges Pflichtenheft. Wie sollte sich also die Wasserwirtschaft in Zukunft aufstellen?

Viele Verbände haben bereits derartige Konzepte erarbeitet oder zumindest Vorarbeiten hierfür geleistet, das heißt, die Verbände müssen nicht bei Null anfangen, sondern ihre Konzepte fortschreiben und ergänzen. Ich empfehle, dass man die Fortschreibungen zügig angeht und vor allem untereinander abstimmt, um Synergieeffekte zu nutzen. Beispielsweise empfehle ich, die Optimierung der Nährstoffelimination immer in Kombination mit dem Energiekonzept zu denken, weil eine geschickte Prozessführung sowohl Emissionen einsparen als auch Betriebskosten senken kann. Das Vorurteil „Energieeinsparung führt zu erhöhten Emissionen“ ist einfach falsch! Im Übrigen empfehle ich den steten Austausch mit Hochschulen, denn wir haben bereits Antworten auf viele Herausforderungen und unsere Studierenden sind an den Themen der EU-KARL interessiert, sodass die Vorarbeiten zur KARL-Umsetzung auch im Rahmen von Bachelor- und Masterarbeiten erarbeitet werden können.

Was glauben Sie, welche Gesamtkosten kommen auf die Verbände zu, um die EU-KARL umzusetzen?

Das kann ich nicht beantworten, da wesentliche Teile der Umsetzung in nationales Recht noch ungeklärt sind.

Wissen Sie, ob es Förderprogramme der EU oder nationaler Stellen bei der Umsetzung der EU-KARL geben wird?

Sowohl auf Bundes- als auch Landesebene gibt es viele Fördermittel, vor allem bezüglich der Energiethematik. Manche dieser Förderprogramme werden zudem mit EU-Mitteln finanziert. In Sachsen-Anhalt gibt es z. B. ein Förderprogramm zur Verbesserung der Energieeffizienz von wasserwirtschaftlichen Anlagen mit einer attraktiven Förderquote von 50 %. Leider werden diese Fördermittel aber von den Verbänden oft nicht in Anspruch genommen.Im aktuellen Fördertopf stehen noch viele Millionen Euro zur Verfügung.

Die Pläne der EU-KARL werden vor allem den Gebührenzahler belasten. Von 3-5 Prozent Gebührenerhöhung ist die Rede. Wie lässt sich ein fairer Ausgleich zwischen Umweltzielen und den wirtschaftlichen Belastungen für Bürger und Kommunen schaffen?

Ich bin Ingenieur und kann diese Frage nicht beantworten. Letztendlich ist dies die Aufgabe der Politik und in letzter Konsequenz der Gerichte, denn es wird sicherlich Klagen geben. Die Pharmaindustrie beklagt bereits die EU-KARL bezüglich der erweiterten Herstellerverantwortung.

Die Branche hat ein Personalproblem, aber auch Ingenieurbüros und Handwerksbetriebe verschwinden vom Markt oder sind ausgelastet. Quantitativ und qualitativ wird es schwierig, alles zu bewältigen.
Wie kann da die Hochschule unterstützen?

Wir haben bereits Lösungen für viele Herausforderungen der EU-KARL. Wir empfehlen daher den Verbänden, sich regelmäßig mit uns auszutauschen. Viele Teilaspekte der EU-KARL können im Rahmen studentischer Arbeiten bearbeitet werden. Wir haben zudem viele Werksstudierende, die von Abwasserverbänden finanziert werden und sich im Rahmen ihres Studiums mit EU-KARL-Fragestellungen beschäftigen können.

Gibt es wieder mehr junge Menschen, die sich für die Wasserwirtschaft interessieren?

Wir können seit der Corona-Zeit wieder einen leichten Anstieg der Studierendenzahl beobachten. Dies reicht aber nicht, um den Bedarf der Wasserwirtschaft zu decken. Immer mehr Verbände entsenden daher Werksstudierende an unsere Hochschule, um den Personalbedarf perspektivisch decken zu können. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber, dass es für die Akteure, die dies nicht tun, immer schwieriger werden wird, geeignete Nachwuchskräfte zu finden.

Vielen Dank für das Gespräch!

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Jedes Brötchen ist Handarbeit

 



Brandenburg

Jedes Brötchen ist Handarbeit

Die Bäckerei Dorn in Wahrenbrück (Elbe-Elster) pflegt alte Traditionen und neue Ideen. Und so kann der mehr als hundert Jahre alte Familienbetrieb nicht nur mit ausgefallenen Brotsorten, sondern auch mit dem ersten Brotsommelier Brandenburgs aufwarten.

Brot in den Geschmacksrichtungen Birne-Gorgonzola, Rotkohl-Walnuss, Grünkohl mit Knacker – ganz normal für Brotsommelier Paul Müller und Bäckermeister Stefan Dorn.
Fotos (2): SPREE-PR/Petsch

Paul Müller hat einen kräftigen Händedruck. Der Enddreißiger sprüht vor Energie, redet schnell und man merkt ihm nicht an, dass er seit 2 Uhr auf den Beinen ist. Jetzt, gegen halb elf, ist die Backstube schon wieder sauber und bereit für die Schicht am nächsten Morgen. Zeit also für einen Kaffee. Der Bäckermeister stammt aus dem nahen Finsterwalde, nach Lehre und Gesellenjahr wechselt er in eine Großbäckerei mit vielen Filialen in der Region, landet in der Abteilung Brot. Daraus erwächst seine große Leidenschaft. „Aber irgendwann hat mir das keinen Spaß mehr gemacht, ich wollte zurück in eine kleine Bäckerei, wo alles, jedes Brötchen, noch in Handarbeit gemacht wird“, erinnert er sich. Genau das findet Müller bei der Bäckerei von Stefan Dorn.

Seit gut zehn Jahren arbeiten die beiden zusammen und haben vor allem die Kunst des Brotbackens auf ein neues Niveau gehoben. Denn Paul Müller ist umtriebig: „Ich habe in einer Fachzeitschrift von der Ausbildung zum Brot-Sommelier an der Bundesakademie des Deutschen Bäckerhandwerkes Weinheim (Baden-Württemberg) gelesen und mich sofort beworben.“ Sein Chef unterstützt sein Vorhaben, stellt ihn für die Zeit der Seminare frei. Nach zehn Monaten darf sich Paul Müller Brot-Sommelier nennen – er ist der erste von inzwischen drei Brandenburger Bäckermeistern, die diesen Titel ganz offiziell und zertifiziert tragen. Inzwischen haben mehr als 250 Absolventen aus 14 Ländern diese weltweit einmalige Ausbildung absolviert, wobei Deutschland eindeutig der Hotspot ist. Kein Wunder bei mehr als 3.200 Brotsorten, die von der UNESCO zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt wurden und denen mit dem 5. Mai sogar ein eigener Feiertag gewidmet ist.

Bei solch einer Vielfalt hält man Neuerungen kaum noch für möglich – aber weit gefehlt. B(r)otschafter Paul Müller gehen die Ideen nicht aus. An jedem Freitag gibt es eine besondere Kreation in Geschmacksrichtungen wie Birne-Gorgonzola, Rotkohl-Walnuss, Grünkohl mit Knacker. „Wir probieren immer wieder etwas Neues aus. Dieses Jahr gab es zu Himmelfahrt ein deftiges Matjes-Gurke-Zwiebel-Brot für den Tag danach“, schmunzelt Müller. Er arbeitet bei diesen Experimenten an seinen sensorischen Fähigkeiten: riechen, schmecken, tasten, sehen. Die müssen immer wieder trainiert werden, auch, um Wettbewerbe zu gewinnen. So wie den „Pro Agro Marketingpreis“ 2025, mit dem „Elbe-Elster-Apfelkorn“, einem Sauerteigbrot mit Apfelstücken.

Paul Müller ist aber nicht nur ein exzellenter Handwerksmeister und kreativer Geist, sondern auch selbstbewusst. 2022 klopft er im höchsten Haus des Staates an, im Bundespräsidialamt. Und präsentiert dem Küchenchef seine beeindruckende Palette an Brot und Brötchen. Seitdem beliefert die Bäckerei Dorn den Bundespräsidenten und dessen Gäste aus aller Welt mit immer neuen Überraschungen, die großen Anklang finden. Müller genießt die Anerkennung, aber er ruht sich nicht darauf aus. Im Moment denkt er über ein neues Projekt nach: „Ich würde gern Wasser auf sein Mineralgehalt hin überprüfen und dessen Auswirkungen auf Sauerteig.“

Eigentlich müsste er mit all diesen Aktivitäten ausgelastet sein. Aber weit gefehlt: Nachts zieht es den passionierten Jäger auf den Hochsitz oder die Alarmsirene ruft den Zugführer der örtlichen freiwilligen Feuerwehr zum Einsatz. „Letzten Sommer war es schlimm, da habe ich in einer Woche grade mal 20 Stunden geschlafen“, erzählt Müller, bevor er sich zum wohlverdienten Mittagsschlaf verabschiedet. Müde wirkt er dabei allerdings nicht.

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Schwestern im Einsatz für den Hochwasserschutz

 



Brandenburg

Schwestern im Einsatz für den Hochwasserschutz

Im September 2024 sorgten die Schwestern Linda und Josy aus Podelzig mit hunderten anderen ehrenamtlichen Helfern dafür, dass die Deiche in ihrer Region dem Hochwasser trotzten. Und sie würden es wieder tun.

Foto: SPREE-PR/Krone

Hochwasseralarm im Landkreis Märkisch-Oderland. Tagelang hat das Mittelmeertief „Anett“ über Polen und Tschechien unaufhörlich Regenmassen abgeladen. Flüsse treten über die Ufer, ganze Landstriche stehen unter Wasser – und die Flut rollt weiter Richtung Deutschland. Brandenburg bereitet sich auf das Schlimmste vor. Und so klingeln am 21. September bei den Schwestern Linda und Josy Bredow die Handys. „Wir brauchen Deichläufer. Seid ihr dabei?“, fragt eine Mitarbeiterin des Amtes Lebus. Ohne zu zögern antworten sie: „Natürlich!“

Eine wiederkehrende Gefahr

Was auf dem Spiel steht, wissen die beiden genau. Sie sind in Podelzig aufgewachsen, leben noch immer mit der ganzen Familie in dem Haus, das ihr Großvater vor 35 Jahren im Unterdorf gebaut hat. Seit Friedrich der Große das Oderbruch im 18. Jahrhundert trockenlegen und besiedeln ließ, sind die Siedlungen immer wieder von Hochwassern bedroht. Beim dramatischen Oderhochwassers von 1997 kämpfte ihr Vater – Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Podelzig – mit vielen anderen gegen die Wassermassen. „Seit zehn Jahren sind wir auch aktiv bei der Freiwilligen Feuerwehr“, erzählen Josy und Linda. „Wir helfen gern unseren Nachbarn, wenn sie in Not sind.“

Größte Gefahr für Deiche: Biberlöcher

Am nächsten Abend nehmen sie mit mehr als 60 anderen ehrenamtlichen Helfern an einer dreistündigen Schulung der Unteren Katastrophenschutzbehörde des Landkreises MOL teil. Dort lernen sie, worauf es bei der Arbeit eines Deichläufers ankommt. Am Morgen des 24. September beginnt ihre erste 12-Stunden-Schicht am Deichkilometer 5. „Die Oder hatte sich in ein gewaltiges Meer verwandelt. Nur noch ein Drittel des Deichs ragte aus dem Wasser“, erinnert sich Linda. „Wir kontrollierten einen 2,5 Kilometer langen Abschnitt auf Löcher, Schäden, Scharrstellen durch Treibgut oder Schaumkronen auf der Landseite.“ Das größte Problem: Biber. Werden ihre Bauten vom Wasser überspült, graben sich die Tiere in die Deiche. Durch die offenen Stellen kann Wasser eindringen, den Deich unterspülen und im schlimmsten Fall brechen lassen. „Jedes entdeckte Loch haben wir sofort an das Umweltamt gemeldet. Es wurde dann mit einer Plane abgedeckt und mit Sandsäcken gesichert.“

Laufen für den Deichschutz

Innerhalb von zwölf Stunden laufen sie den Deich sechs Mal ab, legen in vier Tagen mehr als 120 Kilometer zurück. Als die Gefahr vorüber ist, geben sie Schutzkleidung, Funkgerät und Fähnchen an die Einsatzleitung zurück. Ob sie bei der nächsten Hochwassergefahr wieder dabei sind? „Die Deiche haben gehalten. Dafür würden wir wieder laufen“, sagen sie einstimmig.

Deiche in Brandenburg

  • Länge der Deiche: 1.300 Kilometer
  • Sanierungsgrad: 90 Prozent
  • Hochwasser seit 1997:

2002 und 2006 an der Elbe
2010 an Oder, Neiße, Spree, Schwarze Elster, Havel und Elbe
2011 in nahezu allen Brandenburger Wasserläufen
2013 an der Elbe

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Mecklenburgs Havel – von der Quelle bis Brandenburg

 



Mecklenburg-Vorpommern

Mecklenburgs Havel – von der Quelle bis Brandenburg

Bevor die Havel zu dem großen Brandenburgischen Strom wird, der gewaltige Wassermengen in die Elbe drückt, entspringt sie bescheiden und pittoresk in der Mecklenburgischen Seenplatte. Garantiert eins, zwei, drei Ausflüge wert!

Unweit der Quelle geht es für Paddler bereits durch viele kleine Kanäle zwischen den Seen.

Foto: Georg Hundt

Mitten in der Mecklenburgischen Seenplatte, im nordöstlichen Teil des Müritz-Nationalparks, steht plötzlich eine Stele mit Ortsnamen, Sitzgelegenheiten und einer gepflasterten Schale im Boden. Daraus sprudelt beständig Wasser, das nach Süden abfließt: die Havelquelle.Die eingravierten Ortsnamen verraten den weiteren Weg des jungen Flusses: Oranienburg, Berlin, Potsdam, Brandenburg, Rathenow …

Ankershagen und Schliemann

Nur wenige Schritte neben der Quelle liegt ein Steg am Mühlensee, der mit klarem Quellwasser zum Baden lädt. All das gehört zum Örtchen Ankershagen. Hier steht neben schnieker Dorfkirche und Schlossburg auch das Heinrich-Schliemann-Museum. Das Elternhaus des weltberühmten Archäologen, rastlosen Abenteurers und Troja-Entdeckers bietet zahlreiche Ausstellungen, Vorführungen, Open-Air-Kino, Feste und Lesungen – nicht nur zu Schliemanns Entdeckungen.

Seen, Lore und Fischerei
Bis zur Mündung in die Elbe legt die Havel 325 Kilometer zurück. Im gesamten Lauf durchfließt und speist sie unzählige Seen, wie den Wannsee bei Berlin oder schon hier den Käbelicksee in Kratzeburg (Haltepunkt Bahnstrecke Rostock – Berlin).

Von hier aus kann man theoretisch alle verbleibenden Kilometer durch paddeln. Aber schon die erste Hürde sind die 750 Meter Landmasse vom winzigen Schulzensee bis zum klaren Pagelsee. Zum Bootstransport steht hier einfach eine Lore samt leichter Schiene in einer Waldschneise. Wasserreisende dürfen ihr Gefährt hier auf der Lore selbst herüberschieben und weiterfahren.
In der rustikalen Havel-Nationalpark-Fischerei im Dörfchen Babke gibt es kleine Stärkungen und mit ein wenig Glück sind im Schaubecken Lachsforellen, Stör, Wels, Karausche, Hecht, Plötz und Rotfeder zu entdecken.



Natur und Kultur im Nationalpark

Der ganze Müritz-Nationalpark, aber auch diese Havel-Ecke hier, bietet auch Radfahrern und eingeschränkt auch PKW-Touristen einige Highlights: die einzelnen Nationalparkstationen wie in Federow, das Pausieren in einem der gastronomisch ausgebauten 
Herrenhäuser oder die Beobachtungsstege und -türme. Nicht nur für Ornithologen ein Highlight. Am höchsten hinaus kommt man auf dem Aussichtsturm am Käflingsberg, ein besteigbarer Funk- und Feuerwachturm beim Örtchen Speck.

Ebenfalls in Federow gibt es die Hörspielkirche. Ein Blick ins Programm lohnt! Ebenso wie in das Programm des Nationalparks: Führungen und Abende für viele Zielgruppen und Interessen.

Unterwegs zwischen Neustrelitz und Mirow

Aber wie geht es mit der Havel weiter? Sie ist schiffbar und schwenkt gen Ost in die Neustrelitzer Seen. Über Kanäle geht es auch direkt nach Neustrelitz. Die alte Residenzstadt mit sternförmigem Aufbau und Parkanlage bietet neben Stadthafen und zahlreicher Gastronomie auch eine Skulpturengalerie in der Schlosskirche, viele Konzerte im Kulturquartier Mecklenburg-Strelitz und seit vielen Jahren Ende Mai das Immergut-Festival mit hochkarätiger Indie-Musik.

In Wesenberg retteten Einheimische und Freunde der Region die alte Brennerei. Sie gründeten eine Genossenschaft, kauften Haus und Grund und bauen nun Stück für Stück das „brenn:werk“ nach einem Entwurf eines Wesenberger (!) Architekturstudenten aus. Das Gelände ist aufgeräumt, alte Steine sind geputzt und das gemeinsame Café als Begegnungsort ist fertig. Auch die Lesestube der Stadt Wesenberg gibt es hier schon. Nun sollen Biergarten, Seminar- und Gästehaus sowie Wohneinheiten entstehen.
Hier hinten am Ellenbogensee ist allerdings auch schon die Landesgrenze zu Brandenburg erreicht. Aber wer jetzt westlich fährt, gerät nach Canow (also nicht nach Conow bei Feldberg). Hier bauten sich mit viel Liebe junge, aber erfahrene Gastronomen aus Berlin eine alte Stellmacherei zum Gasthaus Canow um. Da werden auch schon mal die Tische weggeräumt, damit der örtliche Yoga-Kurs Platz hat.

Noch weiter westlich kann direkt vom Mirowkanal aus im Sommer beim berühmten Fusion-Festival vorbeigeguckt werden. Mirow bietet mit dem Dreiköniginnenpalais und dem Schloss Mirow Wissenswertes zu Landeskunde und Adel. Ach, hier kann noch so viel entdeckt werden!

Und nun nach Brandenburg?

Auf brandenburgischer Seite geht es weiter. Eben nach Fürstenberg, Zehdenick, Oranienburg, Berlin, Potsdam, Werder, Brandenburg, Rathenow und bei Havelberg in die Elbe – wie uns die steinernde Stele an der Havelquelle verraten hat.

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Eisbaden: Der Sprung ins eisige Glück

 



Mecklenburg-Vorpommern

Eisbaden: Der Sprung ins eisige Glück

Während die meisten Menschen bei Wassertemperaturen um den Gefrierpunkt längst ihre Badehose verstaut haben, beginnt für eine wachsende Gemeinschaft erst die schönste Zeit des Jahres. Eisbaden, auch Winterbaden oder Kaltwasserschwimmen genannt, hat sich von einer Nischenbeschäftigung zu einem echten Gesundheitstrend entwickelt.

Die Eisbademeisters steigen seit 2020 wöchentlich für einen guten Zweck in die Warnemünder Wogen.

Foto: David Garbe

Allen voran die Rostocker Eisbademeisters, die seit dem Jahr 2020 jeden Freitag von Halloween bis Ostern in den Wogen der Warnemünder Bucht für den guten Zweck ins eisige Nass steigen und dabei bereits über 50.000 Euro für gemeinnützige Projekte gesammelt haben. Im Januar und Dezember taucht die Temperatur des Wassers dabei regelmäßig unter die Zwei-Grad-Schwelle.

Vorteile des Kälteschocks

Der extreme Kältereiz aktiviert das Immunsystem, indem die Produktion weißer Blutkörperchen angekurbelt wird – eine Beobachtung, die durch Blutuntersuchungen vor und nach Schwimmstrecken in sechs Grad kaltem Wasser dokumentiert wurde. Die Auswirkungen erläutert eine aktuelle Meta-Analyse für Kaltwasser-Anwendungen. Sie untersuchte elf Studien mit insgesamt rund 3.200 Teilnehmenden. Das Papier bestätigt, was regelmäßige Eisbadende berichten: Eisbadende litten um 40 Prozent weniger unter Atemwegsinfektionen als Kontrollgruppen. Mediziner konnten bei regelmäßigen Winterschwimmern einen signifikanten Anstieg verschiedener Immunzellen im Blut und wichtiger Immuneiweiße nachweisen.
Die Gefäße profitieren ebenfalls von der Kälteexposition: Beim Eintauchen verengen sich die Blutgefäße, nach dem Verlassen des Wassers weiten sie sich wieder.
Dieser Wechsel trainiert das Herz-Kreislauf-System und kann langfristig zu einer verbesserten Durchblutung und stabileren Blutdruckwerten führen. Zusätzlich setzt der Körper Endorphine frei, die sogenannten Glückshormone, die für ein anhaltendes Wohlbefinden und eine verbesserte Stressresistenz sorgen.

Eisiges Vergnügen für alle

Grundsätzlich kann jeder gesunde Erwachsene das Eisbaden erlernen und praktizieren. Besonders geeignet ist es für Menschen, die ihre körperliche und mentale Widerstandsfähigkeit stärken möchten. Sportlerinnen und Sportler nutzen Eisbäder zur beschleunigten Regeneration nach intensiven Trainingseinheiten, während andere die meditative und stresslösende Wirkung schätzen.
Wichtig ist eine schrittweise Gewöhnung, beginnend mit kalten Duschen und kurzen Wasserkontakten. Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen oder dem Raynaud-Syndrom sollten vor dem Einstieg unbedingt ärztlichen Rat einholen. Auch Schwangere, Personen mit akuten Infekten oder unbehandelten Schilddrüsenerkrankungen sollten auf Eisbaden verzichten. Niemals sollte man allein ins kalte Wasser steigen – Sicherheit geht vor Abenteuer.
Das wissen auch die Eisbademeisters. Ihr Antrieb: Sie sammeln Geld für Menschen in Not, die wirklich frieren. In der ersten Saison 2020 kam für die örtliche Obdachlosenhilfe eine fünfstellige Summe zusammen.

Aktuelle Spendenaktion und Treffen der Eisbademeisters gibt es im Internet unter 
www.eisbademeisters.de.

Was es zum Eisbaden braucht:
  • Ein Warum hilft. Etwa das Bewusstsein, sich selbst Gutes zu tun.
  • Mütze, Schlauchtuch und Badeschuhe wärmen beim Eisbaden. Wer sich zu lange der Kälte aussetzt, kann auch krank werden.
  • Gesundheit, sonst belastet ein Kälteschock das Immunsystem zu stark.
  • Heiteres Wetter und Windstille.
  • Andere Eisbadende für mehr Sicherheit.
  • Geordnete Kleidung und ein griffbereites Handtuch, um sich nach dem Eisbaden rasch einzumummeln.
  • Ruhige Atmung beim Abtauchen gegen den Kälteschock.

Termine

  • Warnemünde: Am Rettungsturm 3 springen die Rostocker Eisbademeisters von Halloween bis Ostern freitags um 15.30 Uhr in die Ostsee. Die Rostocker Seehunde samstags und sonntags um 10 Uhr.
  • Lubmin: Der Club der Seehunde Lubmin badet mittwochs und samstags um 9 Uhr an der Seebrücke.
  • Zinnowitz: Winterbaden am 30. Dezember an der Seebrücke.
  • Neujahrsanbaden: am 1. Januar in Karlshagen (14 Uhr, Anmeldung ab 12 Uhr) und Boltenhagen (11 Uhr).
  • Ahlbeck: Winterstrandfest mit Eisbaden am 23. und 24. Januar 2026.
  • Trassenheide: Eisbade-Spektakel am 7. Februar 14 – 16 Uhr.
  • Binz: Das Eisbaden findet am 7. Februar von 14 – 15.30 Uhr am Strandabgang 16 statt.

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Warum Abwasserkanäle viel Aufmerksamkeit brauchen

 



Mecklenburg-Vorpommern

Warum Abwasserkanäle viel Aufmerksamkeit brauchen

Liebe Leserinnen und Leser, kommen Sie doch mit auf eine kleine Reise. Nein, nicht in ferne Länder, sondern hinab ins Erdreich, dorthin, wo die Rohre fürs Abwasser liegen, nahe Ihrem Haus, unter dem Asphalt von Straßen und ganzen Ortschaften.

Robuste Kanäle transportieren das Schmutzwasser auf die Kläranlage.

Foto: ZVK

Hintereinandergelegt würde es einmal vom Nordpol gerade durch die Erde hindurch bis über den Südpol hinausragen, das knapp 16.700 Kilometer lange Abwasserkanalnetz in MV. Natürlich ist es hier vor Ort ein komplexes System aus verzweigten Kanälen und Betonbauwerken im Untergrund. Ein System, das die problemlose Abwasserentsorgung aus Bad und Küche oder das Abfließen des Regenwassers garantiert. Die Zweckverbände zwischen Ahlbeck auf Usedom und Zarnewenz im Landkreis Nordwestmecklenburg arbeiten tagtäglich daran, das in Haushalten und von Gewerbe gebrauchte Wasser auf ihren Kläranlagen zu reinigen und dem natürlichen Kreislauf wieder zuzuführen. Viele Aspekte gilt es dabei zu beachten.

Kanalnetz, das stetig gewachsen ist

Das Abwassernetz in MV entstand größtenteils in den 1990-Jahren. Der überwiegende Teil sind heute Trennkanäle, also jeweils eigene Trassen für Schmutz- beziehungsweise Niederschlagswasser, um die Kläranlagen hydraulisch und mengenmäßig nicht zu überlasten.

Kameras, die durch Rohre fahren

Kontrolle? Muss sein! Nach der Selbst-
überwachungsverordnung sind Verbände verpflichtet, den gesamten Netzbestand optisch zu untersuchen. Dies geschieht entweder durch verbandseigene Technik oder externe Fachfirmen. Die Ergebnisse sind wichtige Grundlagen für die Wartung, Reparatur und Erneuerung der Systeme. Ebenfalls erwähnenswert: Der sparsame Umgang mit Wasser ist mit Blick auf die kostbare Ressource wichtig. Fließt aber wenig Wasser durch die Rohre, entstehen wesentlich mehr Ablagerungen, die zu Verstopfungen führen können.

Probleme, die es 
auf dem Land gibt

Der Bevölkerungsrückgang in einigen Regionen hat Einfluss auf die Gebührenkalkulation. Denn bei gleichen oder steigenden Kosten gibt es hier weniger verbleibende Gebührenzahler. Ein weiteres Thema: Fachkräfte. Ingenieure, Verwaltungspersonal, Techniker, Mitarbeiter im Trink- und Abwasserbereich – die Webseite 
wasserjobboerse.info listet freie Stellen der Branche auf.

Hürden, die oft im Weg stehen
Pflege, Wartung, Reparatur, Sanierung und Erneuerung – all das kostet Geld und Zeit. Für den täglichen Betrieb, aber auch Fördermittelanträge und öffentliche Ausschreibungen steigt der bürokratische Aufwand stetig an.

Achtsamkeit senkt Kosten

Die Kundinnen und Kunden können überall durch achtsamen Umgang selbst Einfluss auf die Gebühren nehmen. Verstopfungen der Pumpwerke durch die falsche Entsorgung von Feuchttüchern, Hygieneartikeln etc. müssen nicht sein. Kosten für die Rattenbekämpfung können ebenfalls reduziert werden.

Faktenlage
  • In 578 kommunalen Kläranlagen in MV werden jährlich 90 Mio. Kubikmeter Abwasser gereinigt.
  • Der Anschlussgrad an zentrale Anlagen beträgt etwa 90 %.
  • Das öffentliche Kanalnetz in MV misst 16.681 km – aufgeteilt in 11.675 km für Schmutzwasser, 4.407 km für Regenwasser und 599 km für Mischwasser.
  • Die Abwasserrohre aus Steinzeug, Beton oder Kunststoff haben eine Lebensdauer von ca. 60–80 Jahren.
  • Hohe Kosten: Immer wieder müssen Störungen in den Pumpwerken behoben werden – Rohre, Technik und Anlagen werden durch das falsche Entsorgen von Feuchttüchern bis hin zu Windeln beschädigt.
  • Problematisch ist der Einwohnerrückgang, denn je weniger Menschen, desto weniger Schultern zum Tragen der Gebühren.
  • Abwasserverbände finanzieren sich aus den Gebühren. Für neue Schmutzwasserkanäle ist man auf Fördermittel vom Land und der EU angewiesen.

Kommentar der KOWA MV und des BDEW: Kritik am Landeswassergesetz

* BDEW: Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft
** KOWA MV: Kooperationsgemeinschaft Wasser und Abwasser MV e.V.

Bereits vor einem Jahr wurde die Wasserwirtschaft um Stellungnahme zur dringend nötigen Reform des Gesetzes zur Neuregelung des Landeswasserrechts in MV gebeten – dies haben beide Verbände ausführlich getan. Nach dem Kabinettsbeschluss wurde am 24. Juni 2025 der Entwurf einschließlich der Begründung veröffentlicht. Nun folgt das parlamentarische Verfahren mit Beratung und Beschlussfassung des Landtages.

Die Punkte aus unseren Stellungnahmen wurden im bisherigen Entwurf leider nur unzureichend berücksichtigt. Wir hoffen daher, unsere Anregungen im parlamentarischen Verfahren – insbesondere bei den  Anhörungen in den zuständigen Fachausschüssen – erneut einbringen und überzeugend darlegen zu können. Besonders wichtig ist uns, dass das Wasser-
entnahmeentgelt künftig viel stärker zweckgebunden im engeren Sinne eingesetzt wird. Es ist nicht einzusehen, warum die Unterhaltung der Hochwasser- und Küstenschutzanlagen an Gewässern von unseren Gebührenzahlern mitfinanziert werden sollten!
Ebenso sehen wir es sehr kritisch, dass die Wasserversorgungsunternehmen zukünftig die Versorgung in Not- und Krisensituationen sicherstellen sollen – eine Aufgabe, die auf Grundlage eines Bundesgesetzes bisher auf Landkreisebene organisiert werden muss.

Unsere Branche steht vor einem enormen Reinvestitionsbedarf. Zudem verschärfen sich die gesetzlichen Anforderungen (Bundes-
ebene) an die Trinkversorgung und Abwasserreinigung stetig. Gerade in Bezug auf die Belastungen, die diese Änderungen mit sich bringen, gilt es bei landesrechtlichen Anforderungen Maß zu halten, um unsere Kundinnen und Kunden nicht zu überlasten.

Frank Lehmann,
Vorsitzender der KOWA MV**

David Schacht,
Vorsitzender der Wasserwirtschaft MV im BDEW*

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Ausflugstipps mit und ohne Volldampf

 



Brandenburg

Ausflugstipps mit und ohne Volldampf

Brandenburg ist Eisenbahnland: Wo früher das Pfeifen von Dampfloks die nächsten Warenlieferungen anzeigte, ist die dicke weiß-graue Dampfwolke heute pure Eisenbahnromantik. Wir von der WASSERZEITUNG haben uns auf die Schienen begeben und Ausflugstipps für Sie gesammelt.

  • Pollo in der Prignitz

    Diese hübsche Bahn fährt noch immer zwischen Mesendorf und Lindenberg. Der Verein Prignitzer Kleinbahnfreunde Lindenberg e. V., der sich liebevoll um Lok und Museum kümmert, fand in alten Schriften sogar einen Wasserhinweis. Im „Kreisblatt für die Westprignitz“ wurde über die Eröffnungsfahrt am 15. Oktober 1897 berichtet: „ … auf Haltestelle Lindenberg wurde länger Halt gemacht, weil die Lokomotive Wasser einnehmen mußte. Das Wasser wurde durch einen Abessynier-Brunnen in ein Faß und von hier aus in den Dampfkessel befördert …“ Zu den nächsten „Reiseterminen“ gehört die Halloweenfahrt am 31. Oktober. Am Endpunkt der Museumsbahn, in Lindenberg, befindet sich das Kleinbahnmuseum.

    www.pollo.de

  • Eisenbahnmuseum Gramzow

    In der Uckermark sind Eisenbahnfahrzeuge unterschiedlicher Zeiten zu sehen, außerdem Informatives zu Gleisbau, Werkstattwesen, Betriebs- und Verkehrsdienst. Für Kinder gibts eine elektrische Spielbahn. Natürlich können Besucher auch auf historischen Zügen mitfahren, etwa am 26. Oktober zur Halloweenfahrt: einfache Fahrt inklusive Museum 9,50 Euro, ermäßigt 7,75 Euro.

    www.eisenbahnmuseumgramzow.de

  • Parkeisenbahn Cottbus

    An diesem lohnenden Ziel wird zu Kinder- und Familienaktionen rund um historische Dampf- und Dieselloks eingeladen. Sogar ein ICE fährt durch den Park – als Miniaturausgabe. Die Geschichte der Bahn begann in den 1950er Jahren als Pioniereisenbahn. 1995 erlebte sie einen Höhepunkt mit der Bundesgartenschau. Für Familien wird es im Oktober schaurig schön: Am 31. Oktober und 1. November (um 17 Uhr + 22 Uhr gibt es Gruselfahrten – gern mit Lampion und Kostüm – durch den Spukwald zu regulären Fahrpreisen (2 € Eventzuschlag für Erwachsene). 
    Voranmeldungen sind nicht erforderlich!

    www.pe-cottbus.de

  • Buckower Kleinbahn

    Nicht unter Dampf, aber mit Diesel und Strom betrieben, präsentieren sich die Schienenfahrzeuge des Vereins Buckower Kleinbahn in der Märkischen Schweiz. Sie gilt in Brandenburg als einzige elektrisch betriebene Museumseisenbahn mit planmäßigem Betrieb. Fahrtage sind an Wochenenden und Feiertagen. Die „Reise“ dauert nur knapp 15 Minuten (einfache Fahrt: 5 bzw. 2 €). Auch ein Museum lädt Neugierige ein. Übrigens: Sie dürfen „Ehrenlokführer“ sein.

    www.buckower-kleinbahn.de

  • Historischer Lokschuppen Wittenberge

    Weitere Tipps:

    Brandenburgs größtes Eisenbahnmuseum.

    www.dampflok-wittenberge.de

  • Bahnbetriebswerk Luckau Niederlausitzer Eisenbahn e. V.

    Viele Sonderfahrten und Tagestouren, z. B. zu Weihnachtsmärkten.

    www.nlef.de

  • Heidekrautbahn und Museum

    Berliner Eisenbahnfreude e. V. Basdorf bei Wandlitz: größte private Schienenfahrzeugsammlung im Großraum Berlin, u. a. Schienenbus-Rundfahrten.

    www.berliner-eisenbahnfreunde.de

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Die Stepenitz – Brandenburgs „wildester“ Fluss

 



Brandenburg

Die Stepenitz – Brandenburgs „wildester“ Fluss

In weichen Bögen fließt das Wasser durch grüne Auen und Wälder? So, wie es sich einst seinen Weg bahnte. Rund 84 km nach der Quelle im Nordwesten Brandenburgs mündet die Stepenitz bei Wittenberge in die Elbe. WZ-Redakteurin Anne Mücke besuchte das Flüsschen nahe Telschow – aus gutem Grund!

Klein, aber oho! WZ-Redakteurin Anne Mücke präsentiert eine der fleißigen Bachmuscheln aus der Stepenitz. Es gilt: Je mehr dieser Muscheln es in einem Gewässer gibt, desto sauberer sind sie.

Foto: SPREE-PR/Petsch

Vor etwa 3.000 bis 5.000 Jahren, in der sogenannten Bronzezeit, war die Stepenitz eine wichtige Verkehrsader im nördlichen und damals noch sehr unwegbaren Brandenburg. Darauf lässt jedenfalls der Fund eines Königsgrabes und einer großen Versammlungshalle aus dieser Zeit bei Seddin (Gemeinde Groß Pankow) schließen. Vielleicht haben Menschen schon damals den Fluss geformt, um mit ihren Schiffen besser voranzukommen.

Bereits im Mittelalter begradigten Menschen fast jeden Fluss in Brandenburg und versahen ihn mit Wehren, um das Wasser nutzen zu können – für das Betreiben von Mühlrädern oder den Transport von Holz per Floß. Unter Friedrich dem Großen ging es dann zunehmend um die Gewinnung von landwirtschaftlichen Nutzflächen. Er ließ dafür die umgebenden Auenwälder trockenlegen. Die DDR verstärkte diese naturzerstörende Landgewinnung – mit erheblichen Folgen. Düngemittel aus intensiver Landwirtschaft verunreinigten das Wasser, Tier- und Pflanzenarten starben aus, und bei Hochwasser traten die Flüsse und Bäche in kürzester Zeit über die künstlichen Ufer, bedrohten die umliegenden Ortschaften.

Altarm nutzbringend reaktiviert

Heute gilt die Stepenitz als einer der wildesten und saubersten Flüsse Brandenburgs. Das liegt auch daran, dass der Mensch ihr nach und nach seine Freiheit zurückgibt und das gewaltsame Korsett zur Begradigung des natürlichen Flussbettes Stück für Stück wieder aufschnürt.

So geschehen in der Prignitz nahe des Ortes Tel-schow. Hier wurde im vergangenen Jahr ein 450 Meter langer Altarm der Stepenitz reaktiviert und der begradigte Teil sozusagen „abgeschnitten“. Jetzt kann der überwiegende Teil des Wassers wieder in großen Schwüngen gemächlich durch die angrenzenden dichten Auenwälder mäandern. Droht Hochwasser, fließt das Wasser auch über den stillgelegten begradigten Abschnitt ab, was die Flutwelle deutlich abmildert.

Eine von vielen positiven Auswirkungen der Fluss-Renaturierung, wie Projektleiter Michael Zauft von der Stiftung „NaturSchutzFonds Brandenburg“ erklärt. Die Stiftung arbeitet seit einigen Jahren an der Reaktivierung des natürlichen Flussbettes der Stepenitz. Zauft verweist auf große Erfolge: „Von der Auenlandschaft, die sich entlang des Altarmes wieder etablieren kann, profitieren viele Pflanzen und Tiere.“ Auch die Bachmuschel gehört dazu.

Eine unverzichtbare Schlüsselart

„Alle sechs Großmuschelarten in Brandenburg gelten als gefährdet, aber die Bachmuschel ist sogar vom Aussterben bedroht – und das europaweit“, sagt Zauft. Deshalb wird die Renaturierung der Stepenitz überwiegend aus EU-Mitteln von „LIFE Bachmuschel“ finanziert, einem Projekt speziell für Fließgewässer und angrenzende Lebensräume. „Die Bachmuschel ist eine sogenannte ‚Schlüsselart’ ,“ führt Michael Zauft aus, „man kann von ihrem Vorkommen und Zustand ablesen, wie es einem Fluss und seiner Umgebung geht, kann Verbindungen zu anderen Dingen herstellen.“ Denn die bis zu zehn Zentimeter große Bachmuschel benötigt nicht nur sauberes Wasser, sondern auch bestimmte Wirtsfische wie das Bachneunauge, die Groppe oder Elritze für ihre Vermehrung. Und je mehr Muscheln es in einem Gewässer gibt, desto sauberer ist es wiederum, denn die Schalentiere filtern feinste organische Schwebeteilchen aus dem Wasser.

„Wenn man also für Arten wie die Bachmuschel etwas macht, indem man zum Beispiel ein Fließgewässer wie die Stepenitz renaturiert, dann tut man gleichzeitig auch etwas für die angrenzenden Lebensräume wie Moore, Feuchtwälder oder Trockenrasen“, resümiert Michael Zauft.

Insofern haben sich die rund 500.000 Euro für die Wiederbelebung des Stepenitz-Altarmes bei Telschow auf jeden Fall rentiert und dazu beigetragen, dass die Stepenitz zur „Flusslandschaft 2024/25“ erklärt wurde.

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Der Schäfer und seine wolligen Weltverbesserer

 



Brandenburg

Der Schäfer und seine wolligen Weltverbesserer

Er weiß, was die Welt im Innersten zusammenhält, denn Jonas Scholz hat Chemie studiert. Doch als er vor sechs Jahren lernen wollte, wie er seinen drei Hausschafen die Wolle scheren kann, hat er seine wirkliche Berufung im Leben gefunden.

Fleißige Mitarbeiter auf vier Klauen: Die Schafe von Jonas Scholz pflegen die Wiese unter dem Solarpark an der südlichen A10.

Foto: SPREE-PR/Krone

„Ella, her!“ Jonas Stimme schallt über die Platten des Solarparks am Rande der A10 zwischen Ludwigsfelde und Dreieck Nuthetal. Mit heraushängender Zunge jagt die dreijährige Border-Collie-Hündin die wolkenweißen Bentheimer Schafe mit den schwarzen Sprenkeln im Gesicht zum Schäfer. Wenig später gucken ihn 100 Augenpaare fragend an. „Fototermin!“ erklärt Jonas Scholz den Tieren, warum er sie beim Grasen gestört hat.

Vom Ernährer zum Gärtner

Seit sechs Jahren übt Jonas Scholz einen der ältesten Berufe der Welt aus, er ist Wanderschäfer und Schafzüchter in Ludwigsfelde südlich von Berlin. Schon vor etwa 10.000 Jahren haben Menschen angefangen, Schafe zu halten. „Damals nutzten sie vor allem das Fleisch, die Milch und die Wolle der Tiere“, erzählt der Vorsitzende des Schafzuchtverbandes Berlin-Brandenburg. „Heute sind sie vor allem Landschaftspfleger.“

Landschaftspfleger mit goldenem Tritt und eisernem Biss

Der Sandboden an der A10 ist mager. Nur mit viel Dünger und Wasser könnte man ihm landwirtschaftliche Erträge abringen. Deshalb ist es schlau, hier die Energie der Sonne zu ernten. Die Wiese unter den riesigen Solarflächen bearbeiten die Gärtner mit vier Klauen. Sie mähen das Grünzeug, Gräser, Kräuter. Jedes Schaf verzehrt täglich etwa fünf Kilo davon. Mit eisernem Biss kürzt es auch die Triebe von Bäumen und Sträuchern. So werden die Paneele nicht überwuchert. In ihrem Fell transportieren die Wolltiere Samen, tragen das wertvolle Gut von Wiese zu Wiese. Die Hinterlassenschaften, etwa 75 Kilogramm Dung pro Monat und Schaf, sind ein Festmahl für Insekten. Mit goldenem Tritt arbeiten die Tiere den Dung gleich in den Boden ein. Durch die Schafe wurde die Wiese im Solarpark ein vielfältiges Ökosystem.

Ein 365-Tage-Job

Auf den ersten Blick wirkt die Arbeit des jungen Schäfers idyllisch. „Ich muss jeden Tag raus, nach den Tieren sehen und mit ihnen weiterziehen. Egal, ob es 30 Grad im Schatten sind oder aus Eimern regnet, ob Weihnachten ist oder Geburtstag.“ Wenn ein Tier krank oder verletzt ist, kümmert er sich. Der Schäfer checkt täglich alle Zäune, um dem Wolf keine Chance zu bieten. Vor allem aber muss er Wasser auf die Weiden bringen, im Sommer sogar sehr viel Wasser. „Die Wiesen sind dieses Jahr nicht saftig, sondern eher Heu. Entsprechend groß ist der Durst der Tiere.” Statt drei Kubikmeter Trinkwasser bringt Jonas Scholz an trockenen Tagen sechs Kubikmeter. Das heißt, sechs Mal Nachschub holen. Da die dürren Weiden weniger nahrhaft sind, müssen die Schafe öfter umziehen. Das heißt, ständig neue Koppeln einrichten.

Vom Frieden grasender Schafe

Etwa 500 Schafe hat Jonas Scholz, die meisten von ihnen sind ehemalige Mutterschafe. „Solange sie noch einen Zahn haben und laufen können, dürfen sie auf Deponien und auf wertvollen ökologischen Flächen im Naturpark Nuthe-Nieplitz grasen oder Brandschutzschneisen in Wäldern freifressen.“ Für seine Umweltarbeit bekommt der Schäfer Gelder aus verschiedenen Förderprogrammen von Brandenburg, in die auch Mittel der Europäischen Union und des Bundes fließen. Diese Gelder machen es möglich, dass es in Brandenburg über 300 Schäfer, darunter 70 hauptberufliche, mit 80.000 Schafen und Ziegen gibt. Seit 2024 ist Jonas Scholz Vorsitzender des Schafzuchtverbandes Berlin-Brandenburg e. V. Gerade macht er eine Ausbildung zum Schäfermeister. Neben der Landschaftspflege züchtet er Gotlandschafe. „Wenn ich mein Tagwerk geschafft habe und die Tiere friedlich fressen, dann bin ich zufrieden. Deshalb bin ich so gerne Schäfer.“

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