„Sind das etwa menschliche Knochen?“ – Die Tiefbau-Kollegen staunten nicht schlecht über ihren Fund. Sofort stoppten sie den Aushub und informierten ihre Vorgesetzten. „In so einem Fall ist die Vorgehensweise eindeutig“, verweist Marten Eger, der Technische Geschäftsführer der LWG, auf ein übliches Prozedere. „Denn es ist auch in unserem Interesse, dass solche Bodenfunde sorgsam geborgen und untersucht werden können.“
Werden bei Erdarbeiten Mauerwerk, Erdverfärbungen, Steinsetzungen, Holzpfähle oder Holzbohlen, Tonscherben, Metallsachen, Münzen, Knochen und ähnliches entdeckt, geht unverzüglich eine Meldung an das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum sowie die untere Denkmalschutzbehörde der Kreisverwaltung raus. „Wir haben eine Woche lang dafür Sorge zu tragen, dass die entdeckten Funde in unverändertem Zustand erhalten bleiben. Das schließt geeignete Maßnahmen ein, um diese etwa vor widrigem Wetter zu schützen.“
Ein Ort der Barmherzigkeit
Was nun die Knochen angeht, konnte der Lausitzer WASSERZEITUNG Robert Büschel, Leiter der Städtischen Sammlungen Cottbus, weiterhelfen. Er weiß um das alte Hospital, das sich in der heutigen Sandower Hauptstraße am rechtsseitigen Ufer der Spree befand. „Der frühere Stadtarchivar Fritz Schmidt berichtet, dass das Hospital wahrscheinlich im 14. Jahrhundert gegründet wurde. Es diente vor allen Dingen der Fürsorge für Arme und Hilfsbedürftige. Die hier lebenden Menschen erhielten hier das Nötigste an Kleidung, Lebensmitteln und Medizin“, nimmt Robert Büschel uns in die Stadtgeschichte mit. „Darüber hinaus diente das Hospital auch als Findelhaus sowie Stätte, an der Hilfsbedürftige aus der Stadt regelmäßige Unterstützung erhielten. Auch Fremde, die um Almosen baten, erhielten hier Hilfe.“ Auf einem Plan der Stadt Cottbus aus dem Jahr 1724 ist neben dem Hospital der vermutlich zugehörige Friedhof gut zu erkennen. „Wahrscheinlich handelt es sich bei dem im Zentrum liegenden Gebäude um die Begräbniskapelle, die 1644 von den Sandower Bürgern errichtet wurde.“ Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die Kapelle wohl um 1800 abgerissen wurde. Dieses Schicksal teilt das einstige Hospital 1931/32.
Geschickt eingefädelt
Die archäologischen Arbeiten in der Sandower Hauptstraße haben die laufende Kanalrenovierung kaum beeinträchtigt. Nur punktuell waren die Experten für Historie im Einsatz. Zwischen der Spreebrücke und Am Doll bzw. Jacques-Duclos-Platz können nun weiter auf fast 600 Meter Länge die in die Jahre gekommenen Kanäle unterschiedlicher Dimensionierung saniert werden. Dafür nutzt die LWG einmal mehr das schonende Verfahren des Schlauchlinings. Bei diesem Verfahren wird ein elastischer Schlauch in das alte Abwasserrohr gezogen. Mit der Aushärtung des Schlauchs entsteht im alten Kanal ein neues tragfähiges Rohr. Das Rohr-in-Rohr-Verfahren spart nicht nur Zeit und Kosten, es kann zudem auf Gräben und aufwändige Baustellen verzichtet werden. Auch 19 Hausanschlüsse werden auf Vordermann gebracht. Einige Schächte erhalten Ersatzneubauten.