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Klärschlamm mit Kreislaufproblemen

Herausgeber: SPREE‑PR



Ab 2029 soll eine Anlage zur Klärschlammverwertung in Ronneburg-Ost in Betrieb gehen. Der Vorteil: Der Klärschlamm gelangt von den Abwasserverbänden über kurze Transportwege zur Anlage und muss nicht mehr in andere Bundesländer transportiert werden.
Foto: Dr. Born / Dr. Ermel GmbH

Thüringen

Klärschlamm mit Kreislaufproblemen

Es sieht aus wie klumpige Erde. Und es ist ein Abfallprodukt, das so einige Aufmerksamkeit in der Abwasserwirtschaft auf sich zieht. Die Rede ist von entwässertem Klärschlamm, der am Ende der Abwasserreinigung auf Kläranlagen übrig bleibt.

Klärschlamm hat einen hohen Phosphor­gehalt. Die Substanz ist für Mensch, Tier und Pflanzen lebensnotwendig und weltweit für die Düngemittelproduktion und damit für die Nahrungsmittelsicherheit begehrt. Das Problem: Phosphor gibt es nicht unendlich. Die Europäische Union hat keine eigenen Ressourcen und ist vollständig von einer Einfuhr abhängig. In Deutschland werden etwa 170.000 Tonnen Phosphor pro Jahr benötigt. „Das Problem spitzt sich zu, da sich die Abbaugebiete von Phosphaterzen in politisch schwierigen Gebieten wie in Nordafrika, China oder Russland befinden“, erklärt Katrin Pauli. Die Diplom-Ingenieurin für mechanische und thermische Verfahrenstechnik ist die Geschäftsleiterin des Zweckverbandes zur kommunalen Klärschlammverwertung Thüringen, kurz KKT. „Dem KKT gehören mittlerweile 19 Trink- und Abwasserzweckverbände an. Gemeinsam wollen wir das Zukunftsthema Klärschlammverwertung angehen“, sagt sie. Die Gesetzgebung sieht vor, dass ab 2029 Phosphor aus Klärschlamm zurückgewonnen werden soll. Bereits 2017 wurde die Verordnung zur Klärschlammverwertung überarbeitet. Zudem gibt es die neu ausgerichtete EU-Klärschlammverordnung, hinzu kamen Dünge- und Düngemittelverordnung, die deutlich verschärfte Grenzwerte, z. B. für Schwermetalle fordern. Diese Grenzwerte spielen bei der Verwertung von Klärschlamm in der Landwirtschaft eine große Rolle. Früher wurde Klärschlamm auf die Felder ausgebracht – heute soll der möglichen Belastung der Böden mit Schadstoffen vorgebeugt werden.  „Die neuen Vorschriften sind für einen Verband allein nicht zu bewältigen. Deshalb halten wir es für sinnvoll, das Thema mit einem kommunalen Zweckverband gemeinsam anzugehen. Vor allem in Hinblick auf die Gebührenzahler“, sagt Steffen Rothe, Werkleiter des ZWA „Thüringer Holzland“ mit Sitz in Hermsdorf. Die anspruchsvollen Ziele in puncto Klärschlammverwertung für ganz Deutschland sieht er kritisch, die Verbände haben mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen und viele Technologien und Verfahrensansätze zur Phosphorrückgewinnung sind bisher im Entwicklungsstadium, so Rothe. „Es gibt derzeit rund 25 Verfahren, vom Laborstadium bis hin zum Praxis­test. Etwa sechs bis sieben davon werden übrig bleiben und dauerhaft zum Einsatz kommen“, schätzt Expertin Katrin Pauli ein. Das Ziel des KKT? Eine gemeinsam konzipierte Klärschlammverwertungsanlage in Ostthüringen. Bis zum Jahr 2029 soll im Gewerbegebiet Ronneburg-Ost eine hochmoderne Verwertungsanlage entstehen, die den Klärschlamm thermisch behandelt. Aus der Asche soll in Zukunft Phosphor zurückgewonnen werden. Für den Dialog wurden Bürger der Region im November dieses Jahres an einen runden Tisch eingeladen. Themen wie Standortwahl, Geruchs- und Geräuschemissionen sowie Verkehrsführung wurden kommuniziert. „Natürlich entstehen bei der Realisierung eines solchen Projekts Besorgnisse. Diesen kann man nur mit offener Information begegnen. Mit der geplanten Anlage werden alle Emissionen auf ein Minimum reduziert. Alles andere wäre nicht genehmigungsfähig und damit nicht im Interesse des KKT und seiner Mitglieds­unternehmen“, sagt Steffen Rothe.
Klärschlamm ist interessant für die Kreislaufwirtschaft. Aufgrund seines hohen Gehalts an Phosphor werden Wege zum Recycling gesucht, denn Phosphor wurde bereits 2014 von der EU als kritischer Rohstoff eingestuft, weil die weltweiten Vorkommen schwinden. Ab 2029 wird die Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm-Asche in Deutschland Pflicht.

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Zahlen die Cottbuser Bürgerinnen und Bürger zu viel Abwassergebühren?

Herausgeber: SPREE‑PR



Die Kläranlage der LWG in Cottbus.
Foto: LWG

Brandenburg

Zahlen die Cottbuser Bürgerinnen und Bürger zu viel Abwassergebühren?

Trotz Gerichts-Chaos: LWG für kluge und pragmatische Entscheidungen

Sparsame 100 Liter bestes Trinkwasser verbraucht im Durchschnitt jede Cottbuserin und jeder Cottbuser am Tag, weniger als im bundesdeutschen Schnitt (ca. 125 Liter). Das gebrauchte Wasser fließt nach aufwendiger Reinigung auf der Kläranlage zurück in die Natur – in Cottbus ist das die Spree.

Für ihren Abwasserservice zahlen die Cottbuser Bürgerinnen und Bürger pro Tag ca. 46 Cent. Davon entfällt ungefähr ein Drittel auf den Aufwand zur Herstellung der Abwasseranlagen. Der Rest deckt Betriebskosten für Personal, Verwaltung, Energie, Instandhaltung und vieles andere. Die aktuellen Rechtsstreitigkeiten um Gebühren, Beiträge, hypothetische Festsetzungsverjährung und Vertrauensschutz etc. drehen sich ausschließlich um ersteres – den Herstellungsaufwand der Abwasseranlagen.

Getrübte Hoffnungen

Viele Cottbuserinnen und Cottbuser erinnern sich noch lebhaft an die Gerichtsverfahren um die sogenannten Altanschließerbeiträge. Groß war die Erleichterung, als die Stadtverordnetenversammlung 2017 die Aufhebungs- und Erstattungssatzung verabschiedete. Alle eingenommenen Beiträge wurden in Millionenhöhe zurückerstattet. Fortan musste der Herstellungsaufwand der Abwasseranlagen in Cottbus komplett und „rein“ über die Gebühren finanziert werden. Mit diesem Schritt verknüpfte die Stadt Cottbus die Hoffnung, eine gerechte und akzeptable Lösung gefunden zu haben.
Doch diese Hoffnung wurde durch Urteile des Bundesverwaltungsgerichts und des Verwaltungsgericht Cottbus erst einmal getrübt.

Eine Frage des Vertrauens

Worum geht es in diesen Urteilen und welche Konsequenzen ergeben sich daraus? Kurz gesagt, es geht um Beiträge zur Deckung der Herstellungskosten, die aus unterschiedlichen Gründen – ungültige Satzungen, Verjährung oder Festsetzungsverjährung – nicht erhoben werden konnten oder wie im Fall von Cottbus zurückerstattet wurden.
Bildet sich aus bestimmten Gründen im Prozess der Beitragserhebung ein Vertrauensschutz, der durch die Verfassung geschützt ist, so kann die ursprünglich angedachte Beitragsfinanzierung der Herstellungskosten nicht mehr durch eine Gebührenfinanzierung ersetzt werden. D.h. in der Endkonsequenz: Der Aufgabenträger bleibt zumindest auf einem Teil der Herstellungskosten sitzen.
Unter Hinweis auf die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts urteilte das Verwaltungsgericht in Cottbus, dass es auch hier vergleichbare Fälle geben muss und erklärte daher die Gebührensatzung für unwirksam.

Ein Loch im Haushalt

Nun bekamen die Aufgabenträger – Gemeinden, Verbände und Dienstleister – Hausaufgaben. Sie mussten ermitteln, in welcher Höhe Beiträge aus Gründen des Vertrauensschutzes nicht mehr über Gebühren erhoben werden dürfen. Diese Beiträge, die in Cottbus entweder noch nicht erhoben wurden bzw. komplett rückerstattet wurden, bilden in Summe das sogenannte „fiktive Abzugskapital“. Dieses wird nun über die Lebensdauer der Anlagen anteilig aufgelöst. Bei einem Abwasserkanal können dies 50 Jahre und mehr sein.

Der jährliche fiktive Auflösungsbetrag mindert rechnerisch den Aufwand und führt zu einer Gebührenreduzierung. Wenn aber im Rahmen der Gebührensatzung Abzugskapital gebildet wird, vermindert dies im Ergebnis die Einnahmen der Stadt Cottbus aus den Abwassergebühren. Dieser Minderbetrag fällt dem Haushalt der Stadt Cottbus zur Last und muss im Ergebnis mit „realem Geld“ ausgeglichen werden.

Die finale Rechnung

Die schwierige Aufgabe der Ermittlung des fiktiven Abzugskapitals überließ der Richter am Cottbuser Verwaltungsgericht ausdrücklich dem Aufgabenträger. Für die herausfordernde Rechenaufgabe fand sich eine interfraktionelle Arbeitsgruppe aus Politik und Verwaltung zusammen, ergänzt um die LWG Lausitzer Wasser GmbH & Co. KG als Dienstleister und weitere kompetente Rechts- und Wirtschaftsberater. Nach umfangreicher Daten- und Rechtsanalyse bestätigt das Gremium, dass aufgrund der neuen Rechtsprechung tatsächlich ein fiktives Abzugskapital gebildet werden muss. Es handelt sich hierbei um einen einstelligen Millionenbetrag und damit deutlich weniger als die durch die Lokalpresse kolportierte 3-stellige Millionensumme.

Lösung ohne Staffelung

Zugute kommt der Kalkulation, dass nicht alle Beiträge, die in Cottbus erhoben werden sollten bzw. erhoben wurden, unter den Vertrauensschutz fallen. So beinhaltete die Kalkulation auch Beträge für erst in der Zukunft geplante Maßnahmen, bei denen kein Vertrauensschutz denkbar ist.
Die interfraktionelle Arbeitsgruppe wollte nicht nur eine rechtlich und wirtschaftlich fundierte Lösung finden, die vor Gericht besteht. Vielmehr sollten alle Cottbuserinnen und Cottbuser gleichbehandelt werden und – soweit rechtlich möglich – keine gestaffelten Gebühren entstehen.

Jetzt Widersprüche befrieden

Bleibt die Frage, wie hoch eine Einsparung durch das zu bildende fiktive Abzugskapital sein wird? Sie erinnern sich an die 46 Cent pro Tag, die jede Cottbuserin und jeder Cottbuser für die Abwasserentsorgung aufbringen muss. Gerechnet auf diesen Betrag läge eine Einsparung bei weniger als 1 Cent – in Summe 2 bis 3 Euro pro Jahr!
Und dennoch. Der beschriebene Weg sollte rückwirkend in den Gebührensatzungen der Jahre 2023 und 2024 sowie in der neuen Satzung für das Jahr 2025 Berücksichtigung finden. Damit sollten auch die zahlreichen Widersprüche gegen die Abwasserbescheide 2023 befriedet werden. Dachte man. Dann sorgte das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg (OVG) für eine Überraschung.

Gegen normales Rechtsempfinden

Nicht weniger als eine Kehrtwende um 180 Grad vollzog das höchste Verwaltungsgericht in Berlin-Brandenburg mit einem bemerkenswerten Urteil am 23.10. 2024. Es urteilte in komplettem Gegensatz sowohl zur Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts als auch des Verwaltungsgerichts in Cottbus. Zu einem Gebührenstreit in der Stadt Falkensee befand das OVG, dass Absetzkapital nur durch tatsächlich gezahlte Beiträge gebildet werden kann. Und damit ist das fiktive Absetzkapital genau das, was es schon immer war – eine Luftnummer. Warum sollte jemand für nicht gezahlte Beiträge einen Abschlag auf die Gebühren erhalten? Das entspricht in keiner Weise dem Rechtsempfinden.

Das Urteil des OVG legt fest, dass ein Vertrauensschutz, der sich für Beiträge gebildet hat, nicht automatisch auf Gebühren ausgeweitet werden darf.

Unser Fazit

Die Gerichte werden wahrscheinlich noch Jahre beschäftigt sein, bis es zu einem endgültigen Urteil kommt. In Cottbus sind bis dahin kluge und pragmatische Entscheidungen gefragt, die die Rechte aller Gebührenzahler wahren, aber auch die Haushalte der Kommunen schützen. Auf der Basis des wegweisenden Urteils des OVG hat die Interfraktionelle Arbeitsgruppe entschieden, dass – bis zu einer endgültigen gerichtlichen Klärung – die Gebührensatzungen der Jahre 2023 und 2024 unangetastet bleiben. Die Widersprüche gegen die Bescheide des Jahres 2023 werden weiterhin als ruhend betrachtet. In der neuen Gebührenkalkulation für das Jahr 2025 wird kein fiktives Abzugskapital Berücksichtigung finden.

So oder so kann es falsch sein

Turgut Pencereci, Geschäftsführer Landeswasserverbandstag Brandenburg

Selbst erfahrene und fachkundige Juristen staunen nicht schlecht: Die hochkomplizierte Beitragsthematik schien nach einer Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts im Oktober 2023 kaum noch beherrschbar. Sollten doch verjährte und nichtgezahlte Beiträge in der Gebührenkalkulation so behandelt werden, als ob sie den Aufgabenträgern gezahlt wurden. Das hat kaum jemand verstanden. Und nun hat das Oberverwaltungsgericht am 23.10.2024 festgestellt, dass die Auffassung des Bundesgerichts falsch sei. Man müsse nicht gezahlte Beiträge natürlich nicht als gezahlt betrachten. Die Aufgabenträger im Lande fragen sich nun, was denn richtig ist. Die aus Sicht des Oberverwaltungsgerichts falsche Meinung der Leipziger Bundesrichter oder die aus deren Sicht falsche Auffassung der Brandenburger Oberrichter? Den Konflikt müssen jetzt die Städte und Verbände im Lande lösen. Sie müssen kalkulieren, denn die Gebühren sind festzusetzen. Wie man es macht, kann es richtig oder falsch sein. Das verstehe, wer will! Wenn er/sie denn kann.

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Eine Renaissance für den Dorfteich?

Herausgeber: SPREE‑PR



Fotos: SPREE-PR/Arbeit (2); SPREE-PR/Köhler; WAVE/Jopien

Brandenburg

Eine Renaissance für den Dorfteich?

Hätte man vor 100 Jahren nach Unverzichtbarem fürs Dorfleben gefragt, wäre neben Kirche, Mühle, Schmied und Schule sicher auch der Dorfteich genannt worden. Oft zentral gelegen, erfüllte das Kleinstgewässer viele Funktionen – vom Löschwasser-Reservoir über Tränke bis Ort für Enten- und Gänsehaltung. Viele dieser wertvollen Biotope verschwanden, auch in der Mark. Gibt’s einen Weg zurück?

Falsche Pflege, Einleitung toxischer Schmutzwässer, Versandung, Platzbedarf – warum viele Teiche aus den Dörfern verschwanden, lässt sich auf eine Vielzahl von Gründen zurückführen. Wo es sie noch gibt, erfüllt uns naturnahe Gestaltung mit nahezu nostalgischer Freude: Röhricht, Seggen, Schilf und Binsen am Ufer, schnatternde Enten, quakende Frösche. So wie Gräben, Tümpel, Weiher und Bäche ziehen eben auch Teiche tierisches Leben mit voller biologischer Kraft an. Je mehr Nische, Unterschlupfe und Wirbelzonen es gibt, umso besser. Wir reden dabei nicht nur von Fischen, sondern vielen kleinen Lebewesen wie Flohkrebsen, Strudelwürmern oder Fliegen. Sie sind mehr als schlichte Bewohner, sondern tragen auf ihre Weise zur Gesunderhaltung der Kleinstgewässer bei. Amphibisch lebende Tiere wie Molche, Unken, Kröten und Frösche begnügen sich teils mit kleinsten Pfützen als Laichgewässer. Im Namen der Fauna und Flora sollte identitätsstiftende Dorferneuerung immer auch bedeuten, den Menschen ihre Stillgewässer – also Tümpel und Teiche – zurückzugeben.

Orte der Erholung

Ja, die Bedeutung dieser Kleinbiotope für die Stabilität des Landschaftshaushaltes sollte nicht unterschätzt werden, schrieb uns Dr. Rolf Schneider vom Landesfachausschuss Herpetologie (die Lehre von den Tierklassen der Amphibien) beim Naturschutzbund (NABU) Brandenburg. „Zum einen leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität, bilden sie doch die Ernährungs- und Fortpflanzungsgrundlage für viele wasserabhängige Arten.“ Deren Spektrum reiche von Mikroorganismen über Wirbellose Tiere bis zu Wirbeltieren und von Algen bis hin zu Sumpf- und Wasserpflanzen. „Außerdem besitzen sie Bedeutung als Wasserspeicher, Mitregulator der Luftfeuchtigkeit und des Grundwasserspiegels in unmittelbarer Umgebung.“ Darüber hinaus würden sie auch für die Naherholung zunehmend Bedeutung gewinnen. „Viele ländliche Gemeinden haben sich deshalb entschlossen, ihren Dorfteich zu sanieren oder zu reaktivieren und in Verbindung mit einer Grünanlage zu einem Ort der Erholung und Begegnung zu machen.“ Ein Vorhaben, so findet Dr. Rolf Schneider, das durchaus Schule machen sollte!

Immerhin Versickerung

Abgesehen von Oasen könnten Dorfteiche auch als Regenrückhaltebecken an Bedeutung gewinnen. Oder sogar um die Dachentwässerung angrenzender Gebäude abzunehmen? Gebäuden wie Kirchen? – Leider nein, winkt die Pressestelle der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz ab: „Die meisten Dorfkirchen verfügen aus Denkmalschutzgründen – und ebenfalls historisch bedingt – über keine Regenrinnen und Fallleitungen.

Bei den wenigen Dorfkirchen, die in späteren Zeiten eine Regenrinne erhalten haben, wird das dort anfallende Regenwasser vom Kirchengebäude weggeführt und auf dem Grundstück, in ca. 3–5 Metern Entfernung, versickert.“ Dabei müsse sichergestellt werden, dass keine Feuchteschäden an den meistens historisch wertvollen Gebäuden entstehen. Immerhin ist zumindest eine Regen-Versickerung in unmittelbarer Nähe eines Teiches ein kleiner unterirdischer Beitrag für einen gesunden Boden rundherum.

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Der Zusammenhang zwischen Wasserstoff und Kohlendioxid

Herausgeber: SPREE‑PR



Schleswig-Holstein

Der Zusammenhang zwischen Wasserstoff und Kohlendioxid
Eine ganze (Farb-)Palette an Möglichkeiten

Wasserstoff. Auf diesem Energieträger ruhen große Hoffnungen für das hohe Ziel der Klimaneutralität. Eine ganze Farbenlehre lässt sich mit den verschiedenen Produktionswegen erstellen. Nur eine der vielen Variante ist grün, setzt bei der Herstellung auf erneuerbare Energien, ohne dass dabei Kohlendioxid anfällt. Ernst Kern, Geschäftsführer des Wasserverbandes Nord, schaut darum genau hin.

Wasserstoff kommt eine Schlüsselrolle bei der Energiewende zu. Das farb- und geruchlose Gas lässt sich als Energieträger (mit seinen Folgeprodukten Methan, Ammoniak oder Methanol) gasförmig oder flüssig speichern und transportieren. Es könnte fossile Rohstoffe wie Kohle oder Erdgas ersetzen.

„In der Nationalen Wasserstoffstrategie der Bundesregierung wird für das Jahr 2030 ein Bedarf von etwa 100 Terrawattstunden angegeben“, zeigt Ernst Kern die Ausgangslage auf. 28 TWh davon sollen aus Elektrolyse, also grüner Produktion, kommen. „Damit ist davon auszugehen, dass die anderen 72 TWh weniger nachhaltig produziert werden, also grauer oder blauer Wasserstoff eingesetzt wird.“ Er verweist auf die Übersicht mit ihren vielen Bestandteilen. „Dort ist die Farbenlehre sehr gut gezeigt. Man findet die Ausgangsstoffe und die verwendeten technischen Verfahren zur Produktion. Genau hinschauen sollte man auf die Balken unten“, empfiehlt er. Denn dort steht der Anteil an in der Herstellung anfallendem Kohlendioxid. Und hier steckt die Antwort auf die Frage: „Warum reden wir von Kohlendioxid, wenn Wasserstoff doch aus Wasser ist?“ Weil eben nur der mit erneuerbaren Energien in Elektrolyse hergestellte Wasserstoff grün ist und ohne Kohlendioxidnebenprodukt auskommt.

Bei gut zwei Dritteln des zu deckenden Wasserstoffbedarfs entsteht in großen Mengen Kohlendioxid. „Diese müssen transportiert, verflüssigt und vermutlich verpresst werden. Hier kommt die umstrittene Kohlendioxidverpressung (CCS), die in Schleswig-Holstein vom Tisch schien, wieder ins Spiel.“ (siehe unten)

  • Ein Fazit

    Ernst Kern
    Geschäftsführer WV Nord
    Foto: SPREE-PR

    Die Betrachtung zu Wasserstoff ist nur der Anfang – für die Ziele bis 2030. Die Tendenz danach ist deutlich steigend. Und dazu kommen noch die Mengen an Kohlendioxid, die prozessbedingt, zum Beispiel in der Zementindustrie, unvermeidbar sind. 35 Mio. Tonnen CO2 fallen dort zusätzlich pro Jahr zu denen aus der Herstellung von blauem Wasserstoff an. Wasserstoff ist bei grüner Herstellung ein richtiger Weg. Alle anderen müssen gründlich überlegt und abgewogen werden. Aus Sicht der Wasserbranche kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu: der riesige Bedarf an Prozess- und Kühlwasser. Hier sollte bei den Standorten genau geprüft werden, ob die lokalen Wasserressourcen für alle Nutzungen ausreichend sind.

  • CCS – eine milliardenschwere Nebelkerze

    Bernhard Rensink
    Bürgermeister der Gemeinde Stadum und Vorstandsmitglied des WV Nord
    Foto: Privat

    Die Bundesregierung will mit einer Änderung des CCS-Gesetzes (Kohlendioxid-Speicherungs- und Transportgesetz) die rechtlichen Voraussetzungen für den großmaßstäblichen Transport von klimaschädlichen Abgasen aus Kraftwerken, Industrie und Müllverbrennung und dessen Verklappung in CO2-Endlagern unter dem Meeresboden oder unter Land zu kommerziellen Zwecken schaffen. Dafür müssen große Anlagen sowie ein ca. 4.600 km langes CO2-Pipelinenetz in Deutschland neu errichtet werden.

    Enteignungsvorschriften zugunsten der Pipelines sollen vereinfacht und die Öffentlichkeitsbeteiligung sowie die Möglichkeit der Prüfung durch Behörden und Verbände eingeschränkt werden.

    Die mit CCS verbundenen Risiken sind laut Umweltbundesamt: Austritt von Chemikalien und Gasen, Leckagen an Pipelines, seismische Ereignisse bei der Verpressung und danach, undichte Bohrlöcher, Versalzung und Verschmutzung von Trinkwasser, Versauerung von Meereswasser, Beeinträchtigung von Meereslebewesen, Beeinträchtigung der Bodengesundheit und Ertragsfähigkeit von Böden. Die Abscheidung und der Transport von CO2 Im Gegensatz zu allen anderen Industrien gibt es bei CCS keinerlei Wertschöpfung. CCS ist eine milliardenschwere Nebelkerze, die zum Verhängnis führt, verbunden mit einer grandiosen Kapitalvernichtung!

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Ob bei Leitungs-, Brauch- oder Niederschlagswasser: Wassermanagement – eine Aufgabe für alle!

Herausgeber: SPREE‑PR



Drei der acht Partner im „Wasserverbund Niederlausitz“ sind Mitherausgeber der WASSERZEITUNG: die LWG Cottbus, der GWAZ Guben und der WAC Calau. Das Bild entstand während der Unterzeichnung des Gründungsvertrages Ende April. Weitere Partner sind herzlich willkommen!

Foto: Zweihelden

Brandenburg

Ob bei Leitungs-, Brauch- oder Niederschlagswasser: Wassermanagement – eine Aufgabe für alle!

Mithilfe von mehreren neu gegründeten kommunalen Gemeinschaften packt die märkische Siedlungswasserwirtschaft die Herausforderungen rund um das Lebensmittel Nr. 1. an. Auf lange Sicht soll unsere existentielle Ressource Trinkwasser gesichert werden – auch als Grundlage für wirtschaftliche Entwicklung, etwa den Strukturwandel der Lausitz. Und auch die Wirtschaft selbst kann einiges beim Trinkwassermanagement tun, um den Gebrauch auf einem absolut notwendigen Niveau zu halten.

Ohne Frage leben wir in einer Zeit, in der Wasser immer mehr zum zentralen Thema wird. Sei es wegen der klimatischen Einflüsse oder – wie im Fall der Lausitz – des strukturellen Wandels der regionalen Wirtschaft: Ein smarter und vorausschauender Umgang mit unserer lebenswichtigen Ressource ist unabdingbar. Kommunale Arbeitsgruppen wie der „Wasserverbund Niederlausitz“ oder der „Trinkwasserverbund Lausitzer Revier“ wollen nichts anderes, als die Art und Weise der heutigen Wasserversorgung zukunftsfähig zu machen. Interkommunale Verbundsysteme entstehen, die flexibel auf die Bedürfnisse von Industrie und Gewerbe, Tourismus und Bevölkerung reagieren können.

Die Kraft der Kooperation

Weil unser Wasserkreislauf keine Verwaltungsgrenzen kennt, ist es nur folgerichtig, dass auch die traditionelle Wasserwirtschaft aus ihren Begrenzungen herauswächst. Wie WAL-Verbandsvorsteher Christoph Maschek im neuen Podcast der WASSERZEITUNG (deezer, spotify) erläutert, werden Gemeinschaften gebildet, „ … um den Investoren und der Bevölkerung das Signal zu senden: Die Wasserversorgung ist sicher. Ich kann alle Beteiligten nur ermuntern, dort voranzugehen, um die regionalen Investitionsschwerpunkte wasserseitig zu unterstützen.“

Mit dem mehrfach unter Beweis gestellten Willen zur Innovation und der Kraft der Kooperation lädt die Siedlungswasserwirtschaft insbesondere alle Wasser-Großabnehmer ein, auch selbst Impulse für ein verantwortungsvolles Wassermanagement zu setzen.

Die gratis Himmels-Lieferung

Neben dem Trinkwasser aus der Leitung ist dabei insbesondere ein Augenmerk auf das himmlische Wassergeschenk ratsam: Niederschlag. „Das wird in den Konzepten potenzieller Ansiedler berücksichtigt“, berichtet Christoph Maschek aus dem Lausitzer Revier. „Um zum Beispiel die Löschwasserversorgung vorzuhalten, hat man ja auch Zisternen zu bauen. Damit kann man sehr effizient das Regenwasser auffangen und zwischenspeichern.“ In den gesetzlichen Grenzen, in denen man das dürfe, würde man die lokale Wirtschaft auch zu diesen Themen beraten.

Und selbst das Wasser, das mangels eines unterirdischen Speicherplatzes nicht aufgefangen wird, könnte noch Nutzen bringen. Gerade bei zunehmenden Starkregenereignissen gerät das Volumen selbst üppigster Zisternen schnell an seine Grenzen. Eine denkbare Lösung: Dachbegrünung!

Kühlwasser mehrfach nutzen

„Gründächer funktionieren sehr wohl auch im Zusammenhang mit installierten Photovoltaikanlagen“, wirbt Karsten Horn, Projektleiter Strukturwandel bei der LWG Lausitzer Wasser GmbH & Co. KG in Cottbus, für das Ausschöpfen aller Möglichkeiten. „Da gibt es je nach Statik verschiedene Optionen, mit mehr oder weniger Pflegebedarf. Der angenehme Nebeneffekt in heißen Sommern ist eine gute Klimatisierung und dass die Hitze nicht ins Gebäude durchschlägt.“
Die Verwendungsmöglichkeiten von Niederschlag gehen jedoch weit darüber hinaus. Für viele industrielle Prozesse ist das „weiche“ Regenwasser sogar ausgesprochen vorteilhaft – nach minimaler Aufbereitung bzw. Filterung. Und wer besonders innovativ sein will, nutzt es als Grauwasser für die Toilettenspülung.

„Das große Thema hinter all dem ist für mich, wo die genutzte Ressource Wasser herkommt“, fasst Karsten Horn zusammen. „Brauchwasser in der Industrie kommt über Brunnen genauso aus dem Grundwasser wie unser Trinkwasser. Da gibt es also eine gewisse Konkurrenzsituation.“ Eine Entspannung sei möglich, wenn z. B. Wasser, das ausschließlich zur Kühlung verwendet werde, in Kreisläufen verbleibt und wiederverwendet wird. Dies betrifft immerhin rund die Hälfte aller wassergestützten Prozesse in der Industrie.

Reden wir über Ihr Wasser!

„Und wenn man noch einen weiteren Mehrwert generieren will, zieht man sogar noch die Energie aus dem Wasser. Das könnte die Gasverbräuche fürs Heizen drücken.“ Die nötige Technik sei längst „state of he art“, was fehle seien verpflichtende Vorgaben vonseiten des Gesetzgebers. Karsten Horn: „Weil Investitionen in nachhaltige Wassernutzung natürlich etwas teurer sind, sollte sich die Politik Gedanken über geeignete Förderinstrumente machen. Gerade in Bereichen wie der Lausitz sollte es einen Ausgleich für denjenigen geben, der selbst freiwillige Vorgaben des Wassermanagements erfüllt. Es dürfe keine Konkurrenz zu anderen Standorten geben. Und grundsätzlich gilt der Rat des Cottbuser Fachmanns an Unternehmen, ihre Ver- und Entsorgungskonzepte mit den ortsansässigen Wasserbetrieben abzustimmen.

Was bedeutet Wassermanagement für Unternehmen?

  • Speicherung und Nutzung von Niederschlagswasser
  • Nutzung von Abwasser als Energiequelle
  • Einsatz von wassersparenden Armaturen
  • Kreislaufführung in wasserintensiven Betrieben (Kühlung)
  • Dezentrale Vorbehandlung von spezifisch verschmutzten Abwässern

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Warum Nanocarbon auf Kläranlagen künftig eine wichtige Rolle spielen könnte

Herausgeber: SPREE‑PR



Nanocarbon im Praxistest: Umfangreiche Laboranalysen werden zeigen, ob die flüssige Substanz auf Kohlenstoffbasis bei der Beseitigung von Schadstoffen und Mikroplastik hilfreich ist und eine 4. Reinigungsstufe ersetzen kann.
Foto: SPREE-PR/Petsch

Sachsen-Anhalt

Warum Nanocarbon auf Kläranlagen künftig eine wichtige Rolle spielen könnte

Auf der Kläranlage des WAZV „Bode-Wipper“ in Staßfurt stehen sie, die großen schwarzen Kunststoffbehälter. Darin enthalten: Nanocarbon. Mit Hilfe einer Dosieranlage gelangt die Flüssigkeit in die beiden Belebungsbecken, also da hinein, wo Bakterien das Abwasser „sauberfressen“. Zwei Liter pro Stunde werden in die über 5.000 Kubikmeter großen Becken gegeben. Ein Testlauf, um neue Wege in der Abwasserreinigung zu gehen.

„Von Juli bis in den Herbst dieses Jahres lief das Pilotprojekt, ein 75-Tage-Test. Wir haben in dieser Zeit regelmäßig Abwasserproben entnommen“, sagt Dennis May, Leiter der Kläranlagen des WAZV. Die Proben werden im Labor ausgewertet und sollen wichtige Erkenntnisse zum Einsatz des „Schadstoffkillers“ liefern. Nanocarbon wurde von einem Unternehmen mit Stammsitz in Österreich entwickelt und mittlerweile patentiert. Durch physikalische Vorgänge sowie durch die Aktivierung biologischer Prozesse können damit Mikro­verunreinigungen, künstlich hergestellte Spurenstoffe und multiresistente Keime gebunden werden. Wie ein Magnet zieht Nanocarbon diese Schadstoffe an.

Erkenntnisse sammeln

Nanocarbon gilt als unbedenklich, wird nicht als umweltgefährdend eingestuft und hat keine Wassergefährdungsklasse. „Wir konnten beobachten, dass im Klärschlamm eine größere Flockung entsteht“, erklärt Dennis May. Wie an einem Wattebausch bleiben die Rückstände „kleben“. Im weiteren Verlauf der Abwasserreinigung setzt sich der Klärschlamm mit den gebundenen Mikroschadstoffen ab und wird wie gewohnt entwässert. Die Schadstoffe bauen sich bei den Faulungsprozessen jedoch nicht ab. Der Restschlamm muss in die Verbrennung und kann nicht als phosphathaltiges Düngemittel verarbeitet werden.

Bundesweit sucht die Abwasserbranche nach neuen Wegen, Arzneimittelrückstände sowie Mikroplastik aus dem Abwasser zu entfernen. Nanocarbon könnte eine Lösung sein, auf eine zusätzliche vierte Reinigungsstufe zu verzichten, denn diese weitere Reinigungsetappe wird ab einer bestimmten Kläranlagengröße künftig von der EU-Kommunalabwasserrichtlinie gefordert. Für Verbände mit großen Kläranlagen hieße das: Umbauen und große Investitionen tätigen. Mit Nanocarbon könnte man diesen teuren Weg möglicherweise umschiffen.

Auch die Abwasserbeseitigung Weißenfels, Anstalt des öffentlichen Rechts, hatte bereits mit dem Thema Nanocarbon Kontakt zum österreichischen Unternehmen. In Sachen Innovationen arbeitet die AöR in einem Arbeitskreis beim Kompetenzzentrum Wasserwirtschaft mit Sitz in Halle mit. Und:  „Bereits im August 2023 entstand ein Wissensaustausch mit der GMBU, der Gesellschaft zur Förderung von Medizin-, Bio- und Umwelttechnologien e. V. aus Halle an der Saale. „Die Ingenieure versuchen, Alternativen zur Behandlung von Abwässern mit Ozon bzw. zum Einsatz von Aktivkohlefiltern zu entwickeln., sagt Mario Pöschmann, Vorstand der AöR.

Durch Engpass zu neuen Wegen

Doch in Weißenfels brachte eine Krise eine neue Lösung: Kläranlagen müssen bei der Reinigung des Abwassers Grenzwerte bei der Phosphorkonzentration einhalten. Um diese Grenzwerte einzuhalten, wird dem Abwasser ein Fällmittel, z. B. Eisen-III-Chlorid, zugegeben. Während der Coronakrise kam es zur Beschaffungsknappheit. Viele Verbände stellten auf alternative Fällmittel um, zwangsweise sozusagen. Doch: „Für uns kam das genau zur richtigen Zeit“, sagt Pöschmann. „In der Kläranlage Weißenfels wird jetzt ein Produkt eines österreichischen Herstellers verwendet. In Verbindung mit unserer Membranbiologie werden sehr gute Reinigungsergebnisse erzielt. Unsere Anlage ist seitdem für die GMBU als Testanlage für die 4. Reinigungsstufe nicht mehr interessant.“

Eine einheitliche Lösung zur Elimi­nierung der Rückstände wird es nicht geben. „Die Abwässer der einzelnen Regionen sind unterschiedlich. ­Im kommenden Jahr werden auch wir eine eigene Versuchsreihe starten“, sagt Verbandsgeschäftsführer Stephan Sterzik vom AZV Wipper-Schlenze. Möglicherweise wird die Wipper von den ­Behörden als sensibles Gewässer eingestuft. „Wir wollen vorbereitet sein und entsprechende Daten frühzeitig sammeln“, so ­Sterzik. Der Verband hatte bereits auf der IFAT in München Kontakt zu Experten aufgenommen.

  • Was ist die EU-Kommunal­abwasser­richtlinie (EU-KARL)?

    • Neuausrichtung der Anforderungen an die Reinigungsleistung von Kläranlagen für mehr Gewässerschutz, vor allem bei der Filterung von Medikamentenrückständen, Schadstoffen und Mikroplastik.
    • Hersteller und Inverkehrbringer von Medikamenten und Kosmetik, auch außerhalb der EU, sollen 80 % der Investitions- und Betriebskosten für eine 4. Reinigungsstufe übernehmen.
    • Experten schätzen, dass die Umsetzung der EU-KARL die Wasserwirtschaft in den nächsten Jahrzehnten 20 – 25 Milliarden Euro kosten wird.
  • Was leisten moderne Kläranlagen derzeit?

    • Durch Kläranlagen kehrt in Flüsse, die früher stark verschmutzt waren, seit Jahrzehnten die Natur zurück.
    • Dies gelingt durch die Reinigung des Abwassers in 3 Schritten:

      1. Grober Schmutz wird mechanisch mit Rechen und Absetzbecken entfernt.

      2. In der biologischen Stufe fressen Milliarden Mikroorganismen gelöste Stoffe.

      3. Anschließend wird Phosphat chemisch durch die Zugabe von Fällmitteln wie z.B. Eisen-III-Chlorid oder Aluminiumchlorid entfernt.

    • Doch Mikroverunreinigungen wie Medikamente und Industriechemikalien können nicht vollständig entfernt werden. Deshalb werden neue Technologien gesucht.

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Wasserstoff – visionäres Energiewunder oder teures Experiment?

Herausgeber: SPREE‑PR



Es gibt verschiedene Herstellungsmöglichkeiten von Wasserstoff. Hier wird vereinfacht das Verfahren der Elektrolyse dargestellt. Werden dabei erneuerbare Energien verwendet, handelt es sich um „grünen“ Wasserstoff. Die Produktion hinterlässt keine umweltschädlichen Nebenprodukte, ist aber energieintensiv.

Grafik: SPREE-PR

Mecklenburg-Vorpommern

Wasserstoff – visionäres Energiewunder oder teures Experiment?

33 voll beladene LKW-Sattelzüge. Das ist in etwa das Volumen, was der neu entstandene Wasserstoffspeicher in der Krummhörn in Niedersachsen fassen kann. Der Energiekonzern Uniper plant in einer zweijährigen Testphase einen ehemaligen Salzstock mit einem Fassungsvolumen von etwa 3.000 Kubikmeter als Wasserstoffspeicher zu nutzen. Schon seit Jahren wird das Thema Wasserstoff in Medien und Fachkreisen immer wieder hitzig diskutiert. Doch was verbirgt sich hinter dem scheinbar „grünen Energiewunder“ und wie kann dieses in der Wasser- und Abwasserbranche verwendet werden? Die WASSERZEITUNG geht dem auf den Grund.

Zunächst einmal: Was ist Wasserstoff? Chemisch gesehen ist Wasserstoff Bestandteil von Wasser. Das entsteht, wenn sich zwei Wasserstoffatome (H₂) mit einem Sauerstoffatom (O) zu Wassermolekülen (H₂O) verbinden. Diese Reaktion setzt Energie in Form von Wärme frei. Wasserstoff kann durch Elektrolyse gewonnen werden, indem Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff (H₂) und Sauerstoff (O₂) durch Zuführung von Strom aufgespalten wird. Welcher Strom dabei verwendet wird, macht den Unterschied zwischen grünem und grauem Wasserstoff. Grüner Wasserstoff wird aus nachhaltig erzeugten Energiequellen wie Solar- oder Windkraftanlagen gewonnen. Grauer hingegen wird aus fossilen Brennstoffen wie Erdgas und Braunkohle produziert. Dies ist allerdings nur eine von verschiedenen Herstellungsmöglichkeiten wie Dampfreformierung, Biomassevergasung und Photolyse.

Anwendungsgebiete

Der gewonnene Wasserstoff lohnt sich insbesondere dort, wo viel Energie gebraucht wird und es keine elektrischen Alternativen gibt, beispielsweise in der Stahl- und Chemieindustrie. So ließe sich durch den Einsatz der allgemeine CO2-Ausstoß senken. Darüber hinaus kann Wasserstoff als Energieträger in Blockheizkraftwerken oder in Brennstoffzellen eingesetzt werden und damit Wärme und Strom erzeugen. Wasserstoff eignet sich außerdem zur Langzeitspeicherung von überschüssigem Strom aus erneuerbaren Energien. Steigt der Energiebedarf, kann auf die gespeicherte Energie schnell zugegriffen werden.

Chancen im Abwasserbereich

Wasserstoff kann unter anderem aus dem Gas, das in Faultürmen auf Kläranlagen entsteht, gewonnen und zur Strom- und Wärmeerzeugung auf den Anlagen verwendet werden. Die Wasserstoffherstellung aus Abwasser ist jedoch noch keine verbreitete Praxis und bisher überwiegen die Kosten den Nutzen. In einzelnen Pilotprojekten wie beim Klärwerk Schönerlinde in Berlin testen die Wasserbetriebe die Machbarkeit und Effizienz der Wasserstoffproduktion aus Abwasser.

Fazit der WZ-Redaktion:

Die Herstellung von Wasserstoff ist energieintensiv und vergleichsweise teuer. Bisher stammt die Energie für den Produktionsprozess aus überwiegend fossilen Brennstoffen und ist daher nicht nachhaltig. Trotz der vielversprechenden Eigenschaften von Wasserstoff gibt es derzeit technologische und wirtschaftliche Hürden. Eine präzise Kalkulation ist notwendig, aber mit Verbesserungen beim Transport und technologischen Fortschritten könnte Wasserstoff zunehmend als nachhaltige Energiequelle attraktiv werden.

Projekte im Norden

  • „Westküste 100“

    In Heide in Schleswig-Holstein:

    Das Projekt zielt darauf ab, durch Nutzung von Windkraftanlagen grünen Wasserstoff im industriellen Maßstab zu produzieren.

  • H2Nord

    In Wilhelmshaven in Niedersachsen:

    Das Projekt plant den Aufbau eines Importterminals für grünen Wasserstoff mit dazugehöriger Infrastruktur. Es soll zu einem zentralen Knotenpunkt für Wasserstoff in Deutschland werden.
  • HyPerformer

    In der Region Rügen-Stralsund in Mecklenburg-Vorpommern:

    Das Unternehmen betreibt die Herstellung von grünem Wasserstoff durch Windenergie, der insbesondere für den öffentlichen Nahverkehr verwendet werden soll.

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Regionale Wasserwirtschaft – Talenteschmiede par excellence

Herausgeber: SPREE‑PR



Facharbeiterbrief in der Hand und auch schon den Arbeitsvertrag vom Entsendebetrieb: die Abschlussklasse 2024 der Lehrwerkstatt für Anlagenmechaniker bei der LWG Lausitzer Wasser GmbH & Co. KG in Cottbus.
Foto: SPREE-PR/Petsch

Brandenburg

Regionale Wasserwirtschaft – Talenteschmiede par excellence

Im November vergibt das Land Brandenburg zum 20. Mal seinen Ausbildungspreis. In insgesamt elf Kategorien werden Betriebe ausgezeichnet, darunter aus dem Handwerk. Im Jahr 2019 gehörte die LWG Lausitzer Wasser GmbH & Co. KG (Cottbus) und 2015 die Wasserverband Lausitz Betriebsführungs GmbH (Senftenberg) zu den Preisträgern. Die Mit-Herausgeber dieser WASSERZEITUNG tun vieles dafür, attraktive Lehrbetriebe zu sein. Denn sie sind wie kaum eine Branche auf hochspezialisierte und motivierte Fachleute für existenzielle Herausforderungen angewiesen.

Wer in diesem Sommer seine Ausbildung in der Wasserwirtschaft (systemrelevanter Teil der kritischen Infrastruktur) angepackt hat, spürt den Zeitenwandel bereits in seiner künftigen Berufsbezeichnung. Aus den Fachkräften für Abwassertechnik und Wasserversorgung werden „Umwelttechnologe/-technologin für Wasserversorgung“ und „Umwelttechnologe/-technologin für Abwasserbewirtschaftung“. Die Abschlusstitel verdeutlichen, dass hier handwerkliche und naturwissenschaftliche Aspekte kombiniert sind. „Die umwelttechnischen Berufe sind maximal relevant für unser tägliches Leben“, begründet der Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung Friedrich Hubert die jüngst in Kraft getretene Neuerung. „Wasser als eine der kostbarsten Ressource muss professionell bewirtschaftet werden. Die neuen Abschlussbezeichnungen sollen die Berufe attraktiver machen. Die Hoffnung ist, dass ausbildungswillige Betriebe ihre Ausbildungsplätze künftig besser besetzen können als in der Vergangenheit.“

Wertvolle Praxiserfahrung

Um die Vorzüge der Wasserwirtschaft weiß auch die IHK Cottbus: Arbeitgeber in der direkten Umgebung, langfristige Perspektiven, attraktives Arbeitsumfeld. „Mit ihren vielfältigen Aufgabengebieten beherbergt sie für junge Menschen eine Vielfalt an Entwicklungsmöglichkeiten in verschiedenste Richtungen“, betont Katrin Hurras, Teamleiterin der Ausbildungsberatung und Nachwuchsgewinnung, die attraktive Option für Schulabgänger. „Ein frühes Einkommen ermöglicht zeitig finanzielle Unabhängigkeit der Auszubildenden. Die wertvolle Praxiserfahrung im dualen System kommt ihnen im späteren Leben zugute und bietet stabile und sichere Karrierewege mit guten Aufstiegsmöglichkeiten durch Fortbildungen.“ Die persönliche Entwicklung werde durch den Umgang mit Kolleginnen und Kollegen oder Vorgesetzten sowie durch die Übernahme von Verantwortung gefördert. „Zudem gibt es in den meisten Ausbildungsbetrieben geregelte Arbeitszeiten, die eine gute Balance zwischen Arbeit und Freizeit ermöglichen.“ Sichtbares Zeugnis ist das IHK-Siegel für ausgezeichnete Ausbildungsqualität. Im September 2023 wurde damit etwa die LWG Lausitzer Wasser GmbH & Co. KG zum dritten Mal aus-
gezeichnet.

Ein Campus fürs Wasser

Auf deren renommierte Cottbuser Lehrwerkstatt für Anlagenmechaniker setzen viele Unternehmen der Region. Maik Hauptvogel, Verbandsvorsteher des WAV Elsterwerda, schwärmt: „Eine super Verbundausbildung bei der LWG Cottbus und die Fortführung der praktischen Ausbildung in der Heimat garantieren exzellente Fachkräfte auch in unseren kleineren Struktureinheiten der Siedlungswasserwirtschaft Brandenburgs.“ Dabei wollen die Lausitzer sogar noch eine Schippe drauflegen. „Der Berufsweg in die Wasserwirtschaft soll und muss von Beginn an hohe Anziehungskraft entfalten“, pflegt Geschäftsführer Jens Meier-Klodt von der LWG Cottbus zu formulieren, wenn er über die Pläne für das Wasserwirtschaftliche Bildungszentrum spricht. „Wir investieren hier Geld in eine großartige Lernumgebung, die ausstrahlen soll. Alles dient dem Ziel, das gesamte Berufsspektrum der Siedlungswasserwirtschaft anbieten zu können!“ Rund um die bisherige Lehrwerkstatt für Anlagenmechaniker entsteht ein moderner Campus, der mit allem ausgestattet werden soll, das zeitgemäßes Lernen erfordert: Touchscreen-Tafeln, die Vernetzung von Maschinen und Geräten bis hin zur „Additiven Fertigung“. Dazu Vermittlung von Ausbildungsinhalten, unterstützt durch Simulationen und Virtuelle-Realität-Technologie, gemeinschaftliches Lernen in Co-Learning-Spaces und mittels Lern-Apps. Die Pforten des Bildungszentrums sollen sich zum Ausbildungsstart im Herbst 2027 öffnen.

Den Reifeprozess der Azubis unterstützen

Foto: privat

Vor 20 Jahren war die Rolle der Azubis noch mit typischen Klischees belegt – von Kaffee kochen bis Halle fegen. Kollegial gut behandelt wurde, wer sich dem Kollektiv gut anpasste und nicht „aufmuckte“. Heute werden Auszubildende zunehmend von Anfang an als gleichberechtigter Mitarbeiter aufgenommen. Es ist die Erkenntnis gereift, dass nur Kollegen, die sich im Betrieb wohlfühlen, gute Leistungen zeigen. Dadurch herrscht besonders für Azubis eine gute Lernatmosphäre.

Und natürlich verstehen auch die gestandenen Facharbeiter, wie wichtig es ist, ihr Wissen an junge Menschen weiterzugeben. Sie wünschen sich schließlich gute Nachfolger. Dadurch sehen sie die Azubis nicht als Belastung an, sondern eher als wertvolle Unterstützung. Es erfüllt sie daher mit Stolz, den Reifeprozess eines jungen Menschen unterstützen zu können. Oft entstehen dabei sogar neue Freundschaften.

Henry Zinke, Verbandsvorsteher WAZ Seelow

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Zwei Jahre nach dem Fischsterben – wie geht’s dem Oder-Fisch?

Herausgeber: SPREE‑PR



Thilo Pagel vom IfB (r.) während einer Anglerbefragung beim „OderAngeln“. Das Projekt wird aus Mitteln der Fischereiabgabe des Landes Brandenburg finanziert.

Foto: IfB

Brandenburg

Zwei Jahre nach dem Fischsterben – wie geht’s dem Oder-Fisch?

Von der Neißemündung in Ratzdorf bis Mescherin, nördlich von Schwedt/Oder, warfen im vergangenen Oktober zwei Tage lang Dutzende Angler ihre Köder in die Oder. Und das aus einem besonderen Anlass. Ein Jahr nach dem dramatischen Fischsterben im Grenzfluss ging es um die Frage, ob sich der Bestand auf dem Weg der Besserung befindet.

“Angeln für die Wissenschaft an der Oder” nannte der Landesanglerverband Brandenburg e. V. (LAVB) seine Aktion, die durch das Institut für Binnenfischerei e. V. (IfB) Potsdam-Sacrow fachlich begleitet und ausgewertet wurde. Der große Vorteil der Angelfischerei: Vielfach werden Arten und Größen erfasst, die bei wissenschaftlichen Erhebungen oft unterrepräsentiert sind. Ins Netz gingen im Herbst – gemäß den Fangprotokollen – mehr als 450 Fische: „Bei den Raubfischen wurden hauptsächlich Hechte und Barsche gefangen, aber auch einige Welse und Zander. Zudem waren Arten wie Rapfen, Döbel, Blei, Güster, Plötze, Rotfeder und Kaulbarsch in den Fängen vertreten“, berichtete im Frühjahr die Mitgliederzeitschrift „Der Märkische Angler“. Für den 2. und 3. November 2024 ruft der Landesanglerverband Brandenburg erneut zu einem „Angeln für die Wissenschaft“ auf. Denn erst der Vergleich über mehrere Jahre hinweg hat Aussagekraft zur Entwicklung des Fischbestandes.

Alle Infos auf www.lavb.de

Impulse für die Region

Die 85 Fangprotokolle des Herbst-Angelns landeten auf dem Schreibtisch von Thilo Pagel. Der wissenschaftliche IfB-Mitarbeiter war nach dem Durchschauen erleichtert. „Uns wurden zu insgesamt zehn Arten unter anderem Jung- und laichfähige Fische gemeldet, also Tiere, die an der Reproduktion teilnehmen und den Bestand im Fluss wieder auffüllen können.“

Seiner Einschätzung nach haben die Ereignisse an der Oder die Angler auf deutscher wie polnischer Seite sensibilisiert. „Wir sind bei jedem ‚OderAngeln‘ selbst mit einem Boot unterwegs und führen persönliche Befragungen durch. Ja, es gibt für den Grenzfluss eine gestiegene Aufmerksamkeit. Das zeigen auch die vielen Tagungen, die seit dem Fischsterben stattgefunden haben.“

Das Potsdamer Institut will mit seinen Daten Öffentlichkeit schaffen. Im Gegensatz zu punktuellen wissenschaftlichen Untersuchungen vor Ort – etwa mit Schleppnetzbefischung durch das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) – bilden die Angler-Daten nahezu den gesamten Flusslauf ab. „Die Oder ist für Angler aus ganz Deutschland ein interessantes Revier. Insofern setzt ein gesunder Fischbestand auch ökonomische Impulse für die Region“, so Thilo Pagel.

Nur Glück im Unglück?

So hoffnungsvoll der Blick auf den Fischbestand auch sein mag, an der Oder ist noch nicht alles gut. Der Brandenburger Landesvorsitzende des Naturschutzbundes (NABU) Björn Ellner hält die Situation sogar nach wie vor für prekär. „Seit Monaten wird beispielsweise in Frankfurt (Oder) eine sehr hohe elektrische Leitfähigkeit gemessen, die ein Maß für die Salzkonzentration im Wasser ist.“ Es sei in diesem Jahr bereits zu kleineren Fisch- und Muschelsterben gekommen. Die Ursache der Oderkatastrophe, die Einleitung von salzhaltigen Abwässern durch polnische Industriebetriebe, ist unverändert. „Dass sich Ähnliches wie 2022 bisher nicht wiederholt hat, liegt lediglich an einer günstigeren Witterung mit mehr Niederschlag und weniger Hitze als 2022. Das Einzige, das sich nach Angaben der zuständigen Behörden verbessert habe, sei die Abstimmung zwischen der polnischen und deutschen Seite.“ Das ist für den NABU Brandenburg jedoch unzureichend. Die eigentliche Ursache müsse beseitigt werden, fordert Björn Ellner: „Und in diesem Punkt sehen wir leider bisher keinerlei Veränderung im Vergleich zu 2022.“

Das Landesamt für Umwelt (LfU) Brandenburg überwacht die Gewässergüte der Oder.
Die aktuellen Werte für die Messstation Frankfurt (Oder) können Sie hier einsehen.


Statement von Thomas Frey, Landesamt für Umwelt (LfU)

“In der Oder kam es 2022 durch die massenhafte Entwicklung der giftigen Goldalge Prymnesium parvum zu einem großen Fischsterben. Die Goldalge hat sich mittlerweile im gesamten Flusslauf einschließlich der Nebengewässer etabliert. Da sich die Salzeinträge nicht verringert haben, besteht bei niedrigen Abflüssen und hohen Temperaturen die Gefahr eines erneuten Fischsterbens. Erschwerend kommt für das Flusssystem hinzu, dass die Algen fressenden „Filtrierer“ (Schnecken, Muscheln) aufgrund der Oder-Katastrophe von 2022 größtenteils noch fehlen und sich das Ökosystem noch nicht vollständig erholen konnte. Derzeit ist zudem nicht absehbar, wie sich die aktuellen Ausbaumaßnahmen auf polnischer Seite des Grenzflusses – in Umsetzung des Deutsch-Polnischen Wasserstraßenabkommen aus dem Jahr 2016 – auf die notwendige Regeneration des Flusses auswirken werden.

Auch in diesem Jahr kam es besonders im Juni zu einer hohen Goldalgendichte im Odergebiet, die lokal zu Fischsterben führten. Da das Alarm- und Meldesystem nach 2022 mit der polnischen Seite optimiert wurde und sich der Austausch von Daten und Informationen insgesamt seit der Oderkatastrophe 2022 deutlich verbessert hat, waren wir rechtzeitig informiert. 2023 hat das LfU ein zusätzliches Daphnientoximeter in der automatischen Messstation in Frankfurt (Oder) aufgestellt, um neben den chemisch-physikalischen Parameter, die an den Messstationen kontinuierlich gemessen werden, zusätzliche Informationen für eine mögliche Toxizität zu erhalten. Seit Mitte Juli wird auch Prymnesium parvum, sowie das Toxin der Alge durch ein externes Labor untersucht.”

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„Wir müssen langfristig den Wasserbedarf Sachsen-Anhalts im Blick haben und Wasserkreisläufe schließen.“

Herausgeber: SPREE‑PR



Frank Hellmann vom Wasserverbandstag e. V. während des Interviews.
Foto: SPREE-PR/Wolf

Sachsen-Anhalt

„Wir müssen langfristig den Wasserbedarf Sachsen-Anhalts im Blick haben und Wasserkreisläufe schließen.“

Es ist eine enorme Themenfülle, die die Trink- und Abwasserbranche zu bewältigen hat. Es geht unter anderem um den Netz-Erhalt, um Gesetzesänderungen und um die Attraktivität der Branche. Wo steht Sachsen-Anhalts Wasserwirtschaft? Das wollte die WASSERZEITUNG von Frank Hellmann, dem Geschäftsstellenleiter des Wasserverbandstages e. V. in Magdeburg, wissen.

Herr Hellmann, über was sprechen Sie lieber, über Trinkwasser oder übers Abwasser und warum?

Ehrlich gesagt ist für mich die Abwasserableitung, vor allem die Abwasserreinigung, interessanter. Die Trinkwasseraufbereitung ist aufgrund unserer hochwertigen Rohwasserressourcen verhältnismäßig einfach. Natürlich lauern auch dort Tücken, gerade wenn anhaltende Dürren die Wasservorräte schwinden lassen und gleichzeitig die Begehrlichkeiten wachsen. Wichtig ist es, die Wasserressource regional intelligent zu managen. Dazu gehört auch, dass das Abwasser top gereinigt werden muss.

Wie bewerten Sie die vielen Zweckverbandsfusionen, die zu sehr großen Verbänden geführt haben?

Gesetzlich sind Trinkwasserversorgung und Abwasserbehandlung Aufgaben der Gemeinden, die dies an Dritte, wie die Zweckverbände, übertragen können. Gerade im ländlichen Raum macht es aus meiner Sicht Sinn, Aufgaben zu bündeln, denn stetig wachsende Anforderungen benötigen eine leistungsfähige Organisationsstruktur sowie Fachleute und Technik. Aber: Größe allein ist kein Garant für Qualität. Übergroße Verbandsstrukturen können durchaus auch Synergieeffekte umkehren.

Grundlage für eine stabile Wasserver- und Abwasserentsorgung ist eine moderne Anlageninfrastruktur. Was hat sich in den letzten Jahren getan? Wo hakt es?

Die gesamte Wasserwirtschaft hatte nach der politischen Wende großen Nachholbedarf. Im Bereich Trinkwasser war der Anschlussgrad mit dem heutigen vergleichbar, jedoch musste viel modernisiert werden. Beim Abwasser stand die zentrale Erschließung ab 1990 im Aufgabenheft der Zweckverbände, denn vor allem im ländlichen Raum gab es so gut wie kein Abwassersystem. Auf die Aufgabenträger kommt nun ein Strategiewechsel hinzu: der Wechsel von dem Bau der Anlagen zur Erneuerung. Und das kostet viel Geld.

Sind Gesetzgebungen dabei ein Problem?

Mit den seit über Jahrzehnten starren Gesetzlichkeiten konnten keine ausreichenden Rücklagen für diese Erneuerung erwirtschaftet werden. Diesen Knoten gilt es zu lösen: mit den Verwaltungen, der Landespolitik sowie mit den Bürgern. Wir brauchen eine Reform des Kommunalabgabengesetzes, damit Verbände Rücklagen für Investitionen bilden können. Und: Oberstes Ziel ist der Substanzerhalt, nicht die Gebührenstabilität.

Welche Aufgaben kommen langfristig auf die Verbände zu?

Die Nachhaltigkeit rückt immer mehr in den Fokus. Wer nutzt Wasser und wie? Wo fließt es lang, Rückhalt, Ableitung, Dürre oder Flut – überall bringt sich der Mensch ein. Um das System für nachfolgende Generationen zu erhalten, sind kluge Entscheidungen zum Schutz der Ressourcen gefragt. Unser Grundwasser, unsere Flüsse und Seen müssen langfristig bezüglich Menge und Qualität geschützt werden. Hierauf zielen verstärkt Verordnungen auf EU-, Bundes- und Landesebene ab. Die Branche ist eingebunden: Was sind notwendige, aber auch realistische Ziele und wie lässt sich das finanzieren? Die Wasserwirtschaft wird zunehmend ernst genommen und gehört. Die EU-Kommunalabwasserrichtlinie z. B. bewirkt u. a. bessere Reinigungsleistungen unserer Kläranlagen, die Einleitgewässer werden entlastet. Erstmalig wurde hierfür auch eine Herstellerverantwortung verankert. Es sind Technologien zu entwickeln und bautechnisch umzusetzen. Dafür braucht es Zeit und Investitionen.

Worauf liegt der Fokus im Bereich Trinkwasser?

In der Trinkwassereinzugsgebieteverordnung geht es darum, die Schutzgebiete und die genutzten Ressourcen für die Versorgung bestmöglich zu schützen. Jede Woche wird gefühlt ein neuer „Störstoff“ im Wasser analysiert und nach Wegen gesucht, den Eintrag in das Grund- oder Oberflächenwasser zu verhindern. Die Verordnung definiert ein einheitliches Risikomanagement im Einzugsgebiet der Wassergewinnung. Es gibt aber auch andere Themen: IT-Sicherheit, Energieeffizienz, Klimawandel, Demographie und Fachkräftemangel.

Was kann die Landesregierung tun, damit Trink- und Abwassergebühren auch zukünftig sozialverträglich kalkuliert werden können?

Die Wasserwirtschaft ist mit einem endlosen Marathonlauf zu vergleichen. Vergleichsweise dazu ist eine Wahlperiode ein Sprint. Wir brauchen verlässliche Regularien, die nicht in Legislaturen enden. Die Branche mahnt seit Jahren über den Wasserverbandstag Änderungsbedarf bezüglich der Gesetze zur Refinanzierung der Aufgaben an. Die neuen Anforderungen, wie die Energiewende oder der Klimawandel, bewirken eines: Der Wert des Wassers steigt, die Kosten für Trink- und Abwasser steigen, diese prognostizierten Kostenanstiege sind beängstigend. Die Zahlen liegen auf dem Tisch, aber es passiert nichts.

Wie kann das Fachkräfteproblem gelöst werden?

Es ist mittlerweile ein Kampf ums Personal, um die Wahrnehmung der Wasserwirtschaft in der Öffentlichkeit. Der WVT unterstützt seine Mitglieder mit Kampagnen. Die Branche versucht, sich attraktiv zu machen: mit Jobbörsen, Ausbildung und Dualem Studium. Aber es gilt auch, die Mitarbeitenden zum Bleiben zu motivieren: durch attraktive Rahmenbedingen wie z. B. Jobrad, flexible Arbeitszeiten und Bildungsurlaub. Auch die Tarifparteien erkennen, dass die Branche attraktiver werden muss.

Laut Statistik sind die Sachsen-Anhalter echte Wassersparer, denn sie verbrauchen rund 23 Liter Trinkwasser pro Tag weniger als der Bundesdurchschnitt. Welche Auswirkungen hat dies?

 Ein sorgsamer Umgang ist mit jeder Ressource löblich. Sachsen-Anhalt kann den Trinkwasserbedarf gegenwärtig zu jeder Zeit sicher bedienen, auch in regenarmen Zeiten, in denen die Füllstände der Talsperren, Flüsse und Seen sinken ebenso wie das unsichtbare Grundwasser. Wir haben dieses System im Griff; noch. Problematisch kann es werden, wenn sprunghaft Bedarfe wie wasserintensive Industrieansiedlungen ansteigen oder Bedarfe wegbrechen – Stichwort Demographie. Übertriebenes Wassersparen kann der Abwasserwirtschaft Probleme bereiten, denn die Rohre werden nicht genügend ausgelastet und müssen häufiger gespült werden. Sachsen-Anhalt ist ein sehr trockenes Bundesland, wir müssen die Wasserbedarfe gut im Blick haben. Dabei hilft auch das neu gegründete Kompetenzzentrum Wasserwirtschaft.

Vielen Dank für das Gespräch.

Frank Hellmann ist Diplom-Ingenieur (FH) und hat von 1990–1994 an der Fachhochschule Magdeburg Wasserwirtschaft studiert. Seit 2017 ist er Leiter der Geschäftsstelle von Sachsen- Anhalt des Wasserverbandstages e. V. Bremen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt.

Der Wasserverbandstag e. V. (WVT) entstand 1949 aus einem Interessenverband niedersächsischer Wasser- und Bodenverbände. Der WTV vertritt heute die Interessen von rund 1.000 Mitgliedern aus Bremen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt u. a. bei den Herausforderungen der Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung, bei der Gewässerunterhaltung sowie dem Hochwasserschutz. In Sachsen-Anhalt ist der WVT ein wichtiger Berater und Partner von insgesamt 44 Aufgabenträgern der Wasserwirtschaft und formuliert Positionspapiere und Forderungen an die Politik.

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