Wasser Zeitung Online – Helfen doch auch Sie mit, „Tafeln“ in der Lausitz zu decken
Herausgeber: LWG Lausitzer Wasser GmbH & Co. KG • Ausgabe Cottbus
Für sein ehrenamtliches Engagement im sozialen Bereich wurde ihm 2020 die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Foto: SPREE-PR/Petsch
Helfen Sie mit, „Tafeln“ zu decken!
Kai Noack ist gerade in Spremberg ins Auto gestiegen. Jetzt hat er ein paar ruhige Minuten, um mit der Lausitzer WASSER ZEITUNG zu telefonieren. Nach einem kurzen Termin in Cottbus geht‘s nachher gleich wieder zurück. Genauso wie er sitzen zeitgleich mehrere Tafel-Mitarbeitende hinterm Steuer. Tag für Tag fahren sie jeden Supermarkt und jede Bäckerei der Region an, nach festen Tourenplänen. Was nicht „fest“ ist: der zu erwartende Ertrag. „Durch die explodierenden Spritpreise haben wir für unsere Transporte die doppelten Kosten“, ist eine gewisse Ernüchterung in der Stimme des engagierten Leiters der Tafelprojekte in der Region Lausitz zu spüren. Denn die Spendenabgabe für die von ihm betreuten Ausgabestellen Cottbus, Spremberg, Drebkau, Welzow, Lübben, Luckau und Golßen hat sich gleichzeitig nahezu halbiert und kann die Nachfrage kaum mehr befriedigen.
Dramatisch wie niemals zuvor
Einen sehr hohen Andrang gab es bei den Tafeln immer, erzählt Kai Noack, auch schon vor Corona. Durch die Flüchtlingskrise 2015 habe man sich wacker durchgekämpft, bei noch stabilen Bedürftigenzahlen. „Die Pandemie jedoch wurde ein Riesenproblem, denn viele unserer Ehrenamtler sind Rentner und gehören selbst zur Risikogruppe.“ Eine Übertragung des Virus durfte nicht riskiert werden, die Abgabe der Spenden musste ins Freie umziehen. „Es folgte ein ständiges Hin und Her“, erinnert sich Kai Noack lebhaft, „immer wieder galten andere Regeln. Und für Desinfektionsmittel und Tests entstanden uns vermehrt Kosten, die wir nicht abwälzen konnten.“ Kaum ebbt die Pandemie ab, bricht Russland seinen Krieg gegen die Ukraine vom Zaun. Die Preise schnellen überall in die Höhe, die Inflation erreicht ungekannte Rekordwerte. „So dramatisch war es für uns noch nie“, räumt der ruhelose Helfer ein. „Plötzlich gab es nicht mehr nur ein Thema, dem wir uns stellen mussten, sondern gleich viele. Das kann kein Mensch beeinflussen!“
Heute genug, morgen weniger
Bei den Tafeln tauchen jetzt mehr Menschen auf. Frauen und Männer „aus der Mitte der Gesellschaft“, beschreibt es der gelernte Sozialpädagoge. „Viele von ihnen hätten vor einem Jahr noch nicht gedacht, jemals auf Tafeln angewiesen zu sein!“ Eine schwierige Situation. Die psychische Belastung für die Ehrenamtlichen in den Ausgaben steigt, denn die gepackten Beutel sind weniger voll als früher. „Das Problem besteht ja darin, dass Armut meist im Verborgenen stattfindet“, beschreibt Kai Noack. „Jeder hat eine hohe Schamgrenze und wird versuchen, das Thema solange es geht zu verschleiern. Wenn Armut sichtbar wird, ist es eigentlich schon zu spät.“ In langen Gesprächen bemüht er sich, seinem Team den Druck zu nehmen. Und gegenüber Bedürftigen sind manchmal aufklärende Worte nötig: „Dass wir eben keine staatliche Einrichtung sind. Dass wir nur ein Zubrot geben. Und das kann heute genug sein, aber morgen schon deutlich weniger. Wir können das leider nicht beeinflusse.“
Hier begegnen sich Menschen
Damit möglichst alle etwas bekommen, ist der ASF Brandenburg-Geschäftsführer ab 6.30 Uhr auf den Beinen, meist bis spätabends. „Nebenbei“ sitzt er seit sieben Jahren im Vorstand des „Tafel Deutschland e.V.“, ehrenamtlich. Über seinen persönlichen Antrieb sagt er nur kurz und knapp, dass Weglaufen vor Problemen noch nie sein Ding war. „Man muss sich das mal vorstellen: Nur wegen uns, der Tafeln, kann vielleicht der eine oder andere überhaupt seine Rechnungen bezahlen oder mal Kultur wahrnehmen!“ Er berichtet vom Besuch einer Bank, in der ihn eine Frau erkennt und sich für seine Arbeit bedankt. Kleine Gesten, die wohltun. „Zu uns kommen auch ehemalige Tafelkunden, die jetzt in Arbeit sind und nun selbst unterstützen können.“ Das sei eben auch ein Reiz – Leute miteinander in Kontakt zu bringen. „Tafeln sind wirkliche Orte der Begegnung“, lächelt Kai Noack zufrieden. „Das macht Spaß!“
Die LWG übergibt 2.000 Euro als „Hilfe zum Helfen“ bei der Cottbuser Tafel. Im Bild (v.l.): der techn. Geschäftsführer der LWG Marten Eger, Holger Schultz, Viola Zeidler, der Geschäftsführer des Albert-Schweitzer-Familienwerk Brandenburg e.V. Kai Noack, Inge Pehle und Jens Meier-Klodt, kaufm. Geschäftsführer der LWG. Foto: SPREE-PR/Petsch
Mit Dank das Jahr beenden
Angesprochen darauf, wie man den regionalen Tafeln am besten helfen könne, muss Kai Noack nicht lange überlegen. Es gebe drei wichtige Bausteine. „Wer selber nicht viel Geld hat, kann seine Arbeitskraft spenden. Er oder sie entscheidet absolut selbstständig über die Häufigkeit, uns unter die Arme zu greifen. Das lässt sich alles vor Ort besprechen und vereinbaren.“ Darüber hinaus freuen sich die Tafeln besonders über lang haltbare Lebensmittel Kaffee, Zucker, Dosen. Dies kann einfach vorbeigebracht werden. „Und wer uns den Kassenbeleg zeigen kann, bekommt dafür sogar eine Spendenbescheinigung ausgestellt“, sagt Kai Noack und fügt gleich den dritten Weg der Unterstützung hinzu: Geldspenden. „Denn wir haben Mieten zu bezahlen und vor allem den teuren Sprit an der Tankstelle.“ Unterstützung von Unternehmen wie der LWG lobt er als enorm wichtig. „Dadurch sehen wir, dass sich in unserer weltoffenen Universitätsstadt Menschen mit dem Thema Armut beschäftigen.“ Und solche Spenden bringen ihn ebenso in die Lage, sich am Jahresende bei seinen nimmermüden Ehrenamtlichen zu bedanken. Oder bedürftigen Kindern an den Feiertagen ein buntes Geschenk mitzugeben. Vielleicht das einzige in der ganzen Weihnachtszeit.
Hier können Sie helfen
Tafel Cottbus Spendenkonto: DE28 1805 0000 3610 9004 90
Sparkasse Spree-Neiße