Brunnen auf dem Grund eines Teiches geben den Ausgrabungen von Sernow, die vom Landkreis Teltow-Fläming unterstützt wurden, ein Alleinstellungsmerkmal im Land Brandenburg.
Fotos: Altum
Als das Kleinstgewässer vor wenigen Jahren ökologisch saniert und renaturiert werden sollte, rief das die Denkmalschützer auf den Plan. Denn aus der näheren Umgebung waren bereits bronzezeitliche Gräber bekannt. „Menschen siedeln seit jeher am Wasser, insofern sind Teiche immer spannende Untersuchungsorte. Und der Fläming ist in dieser Gegend ja nicht besonders reich an Gewässern“, erzählt uns Archäologe Kai Schirmer von der Berliner Denkmalpflege-Firma Altum, die hier später eingesetzt war. „Dazu kommt, dass Wasser durch den Sauerstoffabschluss besonders gut konserviert.“
Die Chancen standen günstig, fündig zu werden. Aber was tatsächlich ans Tageslicht befördert wurde, übertraf sämtliche Erwartungen. „Wir sind zum ersten Mal im Land Brandenburg auf einen Opferplatz gestoßen, wie wir ihn vor allem aus Skandinavien schon lange kennen“, berichtet Kai Schirmer voller Begeisterung. „Zumal ein Opferplatz mitten in einem Gewässer – das hat bisher noch niemand hier entdeckt und untersucht.“
Brunnen unter Wasser?
In den Sedimenten des Dorfteiches schlummerte einiges, unter anderem die Überreste eines bronzenen Pferdegeschirrs. „Wir kennen so etwas aus großen Mooropferplätzen in Südskandinavien, wie eben auch dem für diesen Typ von Pferdegeschirren namensgebenden Opferplatz von Vimose auf der dänischen Insel Fünen“, erläutert Kai Schirmer. „Das mithilfe von Gussformen vermutlich im 2. Jahrhundert hergestellte Pferdegeschirr dürfte aus dem heutigen Ungarn stammen. Es gehörte sicher einer sozial herausgehobenen Person und wurde für die rituellen Opferhandlungen absichtlich zerstört.“
Und noch etwas findet der seit 30 Jahren in Berlin und Brandenburg tätige Archäologe zu seiner großen Überraschung: Brunnen mit erstaunlich gut erhaltenen Hölzern. – Warum sollte man einen Brunnen unter Wasser errichten? Hat man nicht!
Eine Frage des Geldes
„Bei dem Dorfteich von Sernow handelt es sich um ein sogenanntes Resteisloch der Saale-Eiszeit. Es dürfte ihn hier schon seit 115.000 Jahren geben“, fährt der Fachmann fort. „Der Zustand der Hölzer vom Grund lässt eine genaue Datierung des Brunnens auf die Völkerwanderungszeit zu, also Ende des 4., Anfang des 5. Jahrhunderts.“ Die logische Schlussfolgerung: Der Teich muss bereits früher vorübergehend trockengefallen sein, sein Füllstand schwankte im Laufe der Zeit immer wieder. „Das hat die Menschen aber nicht von hier vertrieben.“
Seine Ausgrabungen muss Kai Schirmer aus Kostengründen schneller beenden als ihm lieb ist. Der Aushub des Sees wird von den Kindern im Winter zum Rodeln benutzt. Das Pferdegeschirr und all die anderen wertvollen Funde restauriert gegenwärtig das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege. „Wegen beschränkten Kapazitäten dürfte dies eine ganze Weile dauern“, vermutet Kai Schirmer. „Es wäre aber zu schön, wenn die Funde doch einmal ausgestellt würden!“