Die Team-Playerin Heike Nicolaus hinterlässt große Fußspuren
Die Team-Playerin Heike Nicolaus hinterlässt große Fußspuren
Ende des Jahres ist Schluss. Heike Nicolaus sagt Tschüss – nach 25 Jahren beim kommunalen Zweckverband in Zossen. Im Exklusivinterview mit der Märkischen WASSERZEITUNG blickt die Diplomingenieurin auf eine ereignisreiche Zeit zurück.
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Zwei wichtige Bauprojekte der letzten Jahre. Das Wasserwerk Rangsdorf – hier ein Foto aus dem Jahr 2016 – wurde bei laufendem Betrieb saniert und um zusätzliche Reinwasserkammern erweitert.
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Beim Abwasser stand neben der Neuerschließung vieler Orte im Verbandsgebiet die ständige Erweiterung der Tandemkläranlage Zossen-Wünsdorf im Fokus. So gingen 2021 Faulturm und Gasbehälter in Betrieb.
Fotos (3): SPREE-PR/Petsch
Frau Nicolaus, nach zweieinhalb Jahrzehnten beim KMS geht es jetzt für Sie in den Ruhestand. Was werden Sie am meisten vermissen – und was überhaupt nicht?
Ich werde meine Kolleginnen und Kollegen vermissen, ebenso den fachlichen Austausch mit den vielen Partnern: die Nachbarverbände, die Ingenieur- und Planungsbüros, die Ministerien und Behörden. Ich verspüre große Dankbarkeit für das Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde, und für die vielen Menschen, mit denen ich zusammenarbeiten durfte. Es war nie langweilig. Zu einigen sind über die Jahre freundschaftliche Verbindungen entstanden – etwa zu Hans-Reiner Aethner vom WARL Ludwigsfelde oder Matthias Hein vom WAZ Blankenfelde-Mahlow, die beide schon Rentner sind. Tja, und was werde ich nicht vermissen? Die langen, mitunter zermürbenden Rechtsstreitigkeiten.
Was war das „dickste Brett“, das gebohrt werden musste?
Für mich ganz klar die Umsetzung des Sanierungskonzepts des KMS. Ab 2000 war ich rund zehn Jahre für die Projektsteuerung verantwortlich. So konnten wir Zossen, Mellensee oder Wünsdorf abwasserseitig erschließen. Auch in Rangsdorf wurde viel saniert. Damals hatten wir einen Anschlussgrad von nur rund 30 Prozent beim Abwasser. Heute liegen wir bei 88 Prozent, beim Trinkwasser sogar bei 98 Prozent. Da der KMS in den Anfangsjahren leider keine kostendeckenden Beiträge erhoben hatte, ist er in eine wirtschaftliche Schieflage gekommen. Etwa fünf Jahre lang konnte deshalb kaum gebaut werden. Mit dem Sanierungskonzept holten wir vieles nach und auf.
Der KMS gehört zu den mittelgroßen kommunalen Verbänden im Land Brandenburg. Sie tragen Verantwortung für die 24/7-Ver- und Entsorgung von etwa 46.000 Menschen. Da hängt eine Menge Verantwortung dran …
Ja, es ist eine große Verantwortung – und sie endet nie um 17 Uhr. Ich hatte manche unruhige Nacht. Ich erinnere mich besonders an die Sommerhitze 2020. Da war die Frage: Reicht das Wasser überhaupt? Und 2018 gab es in Rangsdorf eine Verkeimung mit einem Abkochgebot durch das Gesundheitsamt.
Welche großen Herausforderungen mussten gewuppt werden? Und nach vorn geschaut: Welche warten auf Ihren Nachfolger? Stichwort Metropolregion oder auch 4. Reinigungsstufe …
Die Rückabwicklung der Altanliegerbeiträge nach 2015 war juristisch und kommunikativ eine große Aufgabe. 2016 kam dann der Verbandsaustritt von Trebbin. Als Ingenieurin haben mich aber immer besonders die technischen Herausforderungen fasziniert – beispielsweise waren die ganzen Querungen der Bahnlinie herausfordernd, aber eben auch besonders reizvoll.
Heute geht es verstärkt um die Umsetzung der EU-weiten Kommunalabwasserrichtlinie. Davon abgeleitet müssen wir unsere Abwasserbeseitigungskonzepte fortschreiben. Ab 1.000 Einwohnern ist die Erschließung dann Pflicht. Außerdem muss das Wasserwerk Kummersdorf ausgebaut werden. Die Planungen für eine neue Kläranlage in Rangsdorf laufen bereits. Es steht also einiges auf der Agenda.
Das Trinkwasserverbundsystem ist die physische „Verknüpfung“ zu den Nachbarverbänden, gewissermaßen die Lebensversicherung für den steten Fluss des Lebensmittels Nr. 1. Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit den anderen Gesellschaftern der DNWAB über die Jahre erlebt?
Die Zusammenarbeit war sehr positiv. Seit 2003 gibt es die sogenannte Clearingstelle für das Trinkwasserverbundsystem – vier Verbände an einem Tisch. Wir haben uns mehrmals im Jahr getroffen, um uns fachlich auszutauschen – viele Jahre habe ich dieses Fachgremium geleitet. Darüber hinaus war ich ab 2010 im Aufsichtsrat der DNWAB – anfangs mit vier Männern, inzwischen ist die Runde deutlich weiblicher geworden. Die Themen haben sich mit der Zeit verändert. Ging es früher um Neuerschließungen, so steht heute mehr die Sanierung bestehender Infrastruktur im Fokus. Immer mit dem Ziel, im Sinne der Bürgerinnen und Bürger zu handeln und die Gebühren stabil zu halten.
Was sagen Sie nachfolgenden Generationen, warum ein Beruf in der Wasserwirtschaft so erfüllend sein kann?
Macht es! Es ist ein unglaublich sinnstiftender Beruf. Jeden Tag sieht man das Ergebnis: sauberes Trinkwasser aus dem Hahn, sichere und umweltgerechte Entsorgung des Abwassers. Leider wird diese wichtige Arbeit häufig als selbstverständlich wahrgenommen. Dabei leisten wir jeden Tag aktiven Umweltschutz. Der Grund? Wasser war zu DDR-Zeiten fast kostenlos zu haben. Heute müssen wir laut Kommunalabgabengesetz kostendeckend arbeiten – das sorgt nicht immer für Begeisterung bei der Bevölkerung.
Wie nah ist Ihnen das Element Wasser privat?
Sehr nah. Ich bin am Wasser groß geworden, war Leistungsschwimmerin und Ruderin. Noch heute zieht es mich regelmäßig an die Ostsee – Wasser bleibt mein Element.
Wissen Sie eigentlich, wie hoch Ihre letzte Wasserrechnung war?
Lacht. Nein, das weiß ich tatsächlich nicht. Aber ich bin sicher: Sie war ihr Geld wert.
Vielen Dank für das Gespräch!
Zur Person – Heike Nicolaus
- Geboren in Brandenburg an der Havel
- Leistungsschwimmerin und Ruderin
- Studium: Meliorationsingenieurwesen an der Universität Rostock (1981–1986)
- Beruflicher Werdegang: zu DDR-Zeiten tätig in einer LPG, anschließend im Ingenieurbüro (1992–1994), dann Teil der Oberbauleitung (Kalkulation, Abrechnung, Bauleitung, 1994–1997) und von 1997 bis 2000 in der Brandenburgischen Beratungsgesellschaft für Stadterneuerung und Modernisierung in Potsdam
- Seit 2000 beim KMS, seit 2010 Verbandsvorsteherin