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Die Bauhausschule Cottbus feierte 2023 ganz groß 25. Geburtstag. 1998 war Schlüsselübergabe. Außerdem war sie 2023 Preisträgerin des Brandenburger Inklusionspreises „MEHR INKLUSION DURCH SPORT!“.
Fotos: Bauhausschule

An der Bauhausschule Cottbus gilt das Sport-Motto:

„Wir schaffen alles – gemeinsam!“

Siege schmecken besonders süß, wenn sie hart erkämpft werden mussten. Beispiel: die integrative Bauhausschule Cottbus, die in diesem Jahr erneut einen Bundessieg im weltgrößten Schulsportwettbewerb „Jugend trainiert für Olympia & Paralympics“ errang – im Tischtennis. Die Erfolgsgeschichte soll weitergehen, wofür dringend Hilfe gebraucht wird. Die LWG zögerte nicht!

„Wie soll denn ein Kind auf Stützen Fußball spielen?“, erinnert sich Förderschulkonrektor Gregor Albrecht an die Frage eines verdutzten Elternteils beim Blick auf seine breiten Sportangebote. „Machen lassen!“, ist ihm auch seine spontane Antwort noch bestens in Erinnerung. Denn für den Sonderpädagogen und sein Team gilt: Nichts ist unmöglich. „Wir sind meines Wissens die einzige Schule in Deutschland mit einem Drachenboot“, spürt man den Stolz in seiner Stimme. „Und selbst Ausflüge mit einem Schlauchboot haben wir schon unternommen!“ Dass Eltern von körperlich eingeschränkten Kindern Ängste ausstehen, weiß er. „Meistens sind das die Mütter und Väter von Neuankömmlingen. Dass sie uns vertrauen können, spricht sich schnell rum.“ Der Erfolg gibt der beeindruckenden Macher-Mentalität recht: Aus dieser Schule stammen etwa die Para-Olympionikinnen Jana Majunke (2 ✕ Rad-Gold in Tokio 2021) oder Frances Herrmann (Speerwurf-Silber in Tokio 2021). Chapeau!

So funktioniert Inklusion

Die Bauhausschule liegt zwar in der Trägerschaft der Stadt Cottbus. Doch auch aus den Landkreisen Oberspreewald-Lausitz, Spree-Neiße und selbst Dahme-Spree stammen die Schulkinder mit den besonderen Erfordernissen. „Den weitesten Weg zu uns hat ein Junge aus Königs Wusterhausen!“ Diese Anfahrt täglich auf sich zu nehmen, spricht für die außergewöhnliche Atmosphäre an der Bildungseinrichtung mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt „körperlich-motorische Entwicklung“. Das Team besteht neben Lehrern auch aus Unterrichtshilfen, Heilpädagogen, Physiotherapeuten und einer Krankenschwester. „Anders funktioniert Inklusion nicht“, weiß Gregor Albrecht um die immensen Vorteile des fachlich top aufgestellten Kollegiums. „Wir können dadurch natürlich ganz anders arbeiten als eine herkömmliche Schule. Eine zweite Person im Unterricht neben dem Fachlehrer ist eine riesige Unterstützung.“

Mobil dank Bauhausflitzer

Die integrativ an der Bauhausschule zu unterrichtenden Schülerinnen und Schüler wurden teilweise mit Behinderungen geboren, andere mussten sich nach einem Unfall auf ein ganz anderes Leben einstellen. Gregor Albrecht berichtet von einem Zögling, der als fatale Mutprobe auf einen Hochspannungsmast geklettert war … „Die Frage, inwieweit sich das Kind mit dem Unfall beschäftigt hat, ist für uns schon wichtig“, sagt der stellvertretende Schulleiter und fügt schnell hinzu: „Die Kinder wollen aber ganz normal behandelt werden. Sie kommen meist schneller mit der Situation klar als ihre Eltern und sagen sich: Wir müssen jetzt da durch.“

An der Schule soll sich niemand aufgrund seiner Geschichte ausgeschlossen fühlen. Was andere, „normale“ Schulen bieten, gibt’s auch hier: Betriebsbesichtigungen, Ausflüge, Berufsorientierung vor Ort. Das geht aber nur dank des Bauhausflitzers, eines umgebauten Kleinbusses. Doch der ist in die Jahre gekommen.

Spende aus LWG-Tombola

„Dieser Flitzer ist für uns eine unverzichtbare Lerngrundlage, auf die wir sehr stolz sind“, skizziert Gregor Albrecht die Notwendigkeit für einen mobilen Ersatz, der summa summarum 60.000 € kosten dürfte. Ein stolzer Betrag! Doch gemäß dem nahezu unbändigen Bauhaus-„Drive“ wird sprichwörtlich in die Hände gespuckt und die Welt in Bewegung gesetzt. „Wir bekommen erfreulicherweise Unterstützung von vielen Seiten“, zählt der Lehrer auf: „Bildungsministerium, Staatskanzlei, der Förderverein der Schule, private Spender und die regionale Wirtschaft.“ Mehrere tausend Euro sammelte der Aufruf auf www.betterplace.org (p123358). Innerhalb der Spendenoffensive wandte sich die Bauhausschule auch an die LWG. Sie entschied kurzerhand, die Tombola-Einnahmen vom traditionellen „Tag der offenen Tür“ dieses Jahr für den neuen Bauhausflitzer zur Verfügung zu stellen. Am 16. November wurde der Scheck feierlich übergeben.

Endlich sind die Ferien vorbei

Mit dem Kleinbus können acht Schüler unter anderem ihre Fahrten zu Training oder Wettkämpfen antreten. Ein Rollstuhl geht über eine angebaute Rampe problemlos an Bord. Sitzschalen können verankert werden. Sprit- und Wartungskosten plus Kfz-Versicherung übernimmt dankbarerweise die Stadt Cottbus. „So ermöglichen wir gerade den Kindern mit Einschränkungen eine Teilhabe“, weist Gregor Albrecht auf den Kern der Schulphilosophie hin: das große Miteinander. „Nein, es müssen bei uns nicht alle Sport machen. Der Sport ist aber ein wertvolles Hilfsmittel um zu vermitteln: Gib nicht auf, mach weiter!“

Auf diese Weise ist die Bauhausschule zum „Mutterschiff des paralympischen Sportes in Cottbus“ geworden, formuliert der Konrektor. Und freut sich jedesmal, wenn die fittesten Schülerinnen und Schüler von einer der „Sportlichsten Schulen im Land Brandenburg“ sogar auf die Sportschule der Stadt wechseln dürfen. Größter Dank für ihn und das über alle Maßen engagierte Team ist, wenn sie einmal wieder von ihren Zöglingen hören dürfen: „Ach, wir sind so froh, dass die Ferien vorbei sind.“