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EXKLUSIV-Interview mit der neuen Verbandsvorsteherin des MAWV Susanne Bley

„Vertrauen wächst mit jedem Gespräch.”

Seit einem halben Jahr ist Susanne Bley Verbandsvorsteherin des Märkischen Abwasser- und Wasserzweckverbandes. Die studierte Betriebswirtin bringt umfassende Erfahrungen aus der Wasserwirtschaft mit. Zuletzt war sie Kaufmännische Leiterin bei der Mittelmärkischen Wasser- und Abwasser GmbH (MWA). Mit der Märkischen WASSERZEITUNG sprach sie über Verantwortung, Vertrauen und Versorgungssicherheit, aber auch darüber, warum Geduld ein unterschätzter Erfolgsfaktor ist.

Seit Februar 2025 bedient Susanne Bley die „Stellschrauben“ beim MAWV, einem der einwohnerstärksten Zweckverbände im Land Brandenburg.
Foto: SPREE-PR/Petsch

Frau Bley, Sie kennen die Wasserwirtschaft aus dem Effeff. Was ist das wirklich Neue beim Zweckverband in Königs Wusterhausen?

In meiner vorherigen Position war ich Teil des Führungsteams, doch die Gesamtverantwortung lag beim Geschäftsführer. Heute liegt diese Verantwortung bei mir – das ist ein bedeutender Perspektivwechsel. Ich leite nun einen Verband, der wiederum von einer Betriebsführungsgesellschaft unterstützt wird. Früher war ich auf der Dienstleisterseite. Diese neue Sichtweise ist bereichernd, manchmal auch herausfordernd, eröffnet aber viele Gestaltungsmöglichkeiten. Die Schuhe sind noch nicht überall eingelaufen, aber das gehört dazu.

Welche Aufgaben standen für Sie zu Beginn im Fokus?

Vertrauen aufbauen – sowohl innerhalb des Teams als auch gegenüber den Mitgliedskommunen. Nach einer herausfordernden Phase war es wichtig, wieder Verlässlichkeit und Orientierung zu schaffen. Dazu habe ich viele Gespräche geführt und versucht, Klarheit und Transparenz in Strukturen und Abläufe zu bringen. So entsteht Schritt für Schritt wieder Vertrauen.

Der MAWV gehört zu den größten kommunalen Verbänden im Land Brandenburg. Sie tragen Verantwortung für die 24/7-Ver- und Entsorgung von etwa 140.000 Menschen. Beeindruckt Sie diese Zahl?

Ja, und sie erdet mich. Hinter dieser Zahl stehen reale Menschen – Familien, Kinder, Unternehmen, Senioren. Diese Dimension macht deutlich, wie zentral unsere Arbeit für das tägliche Leben ist. Unsere Leistung soll möglichst unauffällig im Hintergrund funktionieren – und gerade deshalb ist sie so essentiell. Beeindruckend ist dabei aber nicht nur die Zahl, sondern sind auch die Anstrengungen sowohl meiner Mitarbeitenden als auch der Mitarbeitenden unseres Betriebsführers, die Tag und Nacht für diese Selbstverständlichkeit sorgen.

Welche neuen Impulse oder Visionen bringen Sie für den MAWV mit?

Ich möchte den Verband als aktiven Gestalter der Daseinsvorsorge sehen. Die Herausforderungen – vom Klimawandel über Ressourcenknappheit bis zur Digitalisierung – sind groß. Aber sie bieten auch Chancen. Ich setze auf mehr Beteiligung, klare und offene Kommunikation und darauf, Nachhaltigkeit in allen Entscheidungen konsequent mitzudenken.

Welche besonderen Herausforderungen sehen Sie für die kommenden Jahre?

Der Spagat zwischen Klimawandel, demografischem Wandel und knappen Ressourcen wird uns alle beschäftigen. Entscheidend ist, dass wir langfristig und über regionale Grenzen hinaus denken, um die Wasserversorgung nicht nur zuverlässig, sondern auch resilient zu gestalten – also so, dass sie sich neuen Anforderungen und Standards flexibel anpassen kann.

Wie gestalten Sie die Zusammenarbeit mit den Mitgliedskommunen?

Für mich ist die Zusammenarbeit geprägt von Partnerschaft und Augenhöhe. Das heißt erstmal zuhören, Bedarfe ernst nehmen und dann gemeinsam Lösungen entwickeln. Ich bin überzeugt, dass nur so tragfähige Ergebnisse entstehen, wenn wir miteinander arbeiten, nicht nebeneinander.

Der langjährige Chef der DNWAB Heinz Düpow sagte einmal: „Man muss einem Wasserwerk schon von draußen ansehen, dass drinnen das Lebensmittel Nr. 1 produziert wird.“ Inwieweit sind Sie schon mit den Anlagen und Netzen des MAWV vertraut?

Ich habe mir bisher erst wenige Anlagen unseres Verbandes anschauen können, aber jedes Mal bin ich beeindruckt von der Sauberkeit und der Sorgfalt, mit der sie gepflegt werden. Die Leitungen – gern als das „Gold unter der Straße“ bezeichnet – bekommen im Alltag viel zu wenig Aufmerksamkeit, dabei spürt man ihre Bedeutung erst, wenn einmal etwas nicht funktioniert. Umso wichtiger ist es, dass wir hier so zuverlässige Strukturen haben. Ich möchte in den kommenden Monaten noch weitere Anlagen besichtigen und freue mich darauf, mir so ein immer umfassenderes Bild machen zu können.

Das Trinkwasserverbundsystem ist die physische „Verknüpfung“ zu den Nachbarverbänden, gewissermaßen die Lebensversicherung für den steten Fluss des Lebenselixiers. Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit den anderen Gesellschaftern der DNWAB?

Wir befinden uns noch in einer Phase des gegenseitigen Kennenlernens. Aber ich erlebe die Kooperation als offen, konstruktiv und vertrauensvoll. Es gibt bereits erste gemeinsame Erfolge. Wichtig ist mir: Wir reden miteinander – auch über kritische Themen. Nur so können wir wirtschaftlich tragfähige und nachhaltige Entscheidungen treffen.

Wenn Sie dem Verband eine Eigenschaft „schenken“ könnten, welche wäre das – und warum gerade diese?

Geduld. Weil Veränderungen Zeit brauchen – und nur, wenn wir uns diese Zeit nehmen, können aus guten Ideen nachhaltige Entwicklungen werden.

Stellen Sie sich vor, Sie könnten eine Sache im Verbandsgebiet sofort ändern, unabhängig von Budget und Bürokratie – was wäre das?

Ich würde unsere gesamte Wasser- und Abwasserinfrastruktur sofort klima- und zukunftsfest machen: digital vernetzt, ressourcenschonend, sozial ausgewogen.

Wie nah ist Ihnen das Element Wasser privat?

Wasser erdet mich und erfüllt mich mit Ehrfurcht – es ist lebensnotwendig und zugleich eine große Quelle der Ruhe. Ob beim Schwimmen in einem unserer wunderschönen Seen in der Umgebung oder bei einem Spaziergang an der stürmischen Ostsee im Herbst: Wasser hilft mir immer, den Kopf freizubekommen. Und ganz alltäglich begleitet es mich als begeisterte Leitungswassertrinkerin. Ich finde es spannend, wie unterschiedlich Trinkwasser regional schmecken kann – und ehrlich gesagt kann ich mich gar nicht erinnern, wann ich zuletzt Wasser in Flaschen gekauft habe.

Was sollten die Bürgerinnen und Bürger über Sie wissen, das nicht im Lebenslauf steht?

Ich bin jemand, der gelernt hat, zu reflektieren und sich selbst zu hinterfragen – weil mir ehrliche Zusammenarbeit wichtig ist. Ich glaube fest daran, dass wirklich gute Entscheidungen selten im Alleingang entstehen, sondern im Miteinander. Gleichzeitig habe ich Freude an dem, was ich tue, und gehe dabei gern meinen eigenen Weg. Für mich heißt das nicht, die Ernsthaftigkeit infrage zu stellen, sondern die Freiheit zu nutzen, eingefahrene Regeln auch einmal anders zu denken.

Vielen Dank für das Gespräch. 

Zur Person – Susanne Bley

  • Geboren in Dresden, aufgewachsen in Wildau
  • Zwei erwachsene Kinder (21 und 17)
  • Wohnhaft im Verbandsgebiet des MAWV
  • Einstimmig gewählt zur Verbandsvorsteherin am 17. Oktober 2024, im Amt seit 1. Februar 2025
  • Studium: Diplom-Betriebswirtin (BA Berlin, Abschluss 2000), Master General Management (HWR Berlin, Abschluss 2022, Note 1,7); Masterarbeit zu Nachhaltigkeit bei kommunalen Wasserversorgern
  • Beruflich: Start als Prüfungsassistentin, dann Accountant in der Privatwirtschaft, später Controllerin bei Transparency International; ab 2014 bei der MWA GmbH – zuletzt Kaufmännische Leiterin und Prokuristin