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LWG lädt Sie ins Brandenburgische Apothekenmuseum ein

Ein Wasserbrunnen der sein Alter nicht preisgeben will

Bevor die Wasserversorger in Cottbus das Lebensmittel Nummer 1 per Leitung zu den Cottbusern nach Hause brachten – ab Ende des 19. Jahrhunderts –, war der Zugang zu sauberem Trinkwasser deutlich beschwerlicher. Jedermann brauchte einen wohl gehüteten Brunnen, erst recht die Apotheker.

Am historischen Brunnen, der mehr als 375 Jahre auf dem „Buckel“ haben könnte: Museumsleiterin Annette Schiffner (r.), Mitarbeiterin Katja Bossow und LWG-Geschäftsführer Marten Eger.
Foto: LWG/Szobonya

Dass die Löwen-Apotheke bereits seit 1568 am Altmarkt Heilmittel jeder Art herstellt und verkauft, steht in goldenen Lettern an ihrer Fassade. Hoch oben auf dem etwas mehr als 200 Jahre alten Staffelgiebel wacht Hygieia, die Schutzpatronin der Apotheker. „Wahrscheinlich sind wir sogar die älteste Firma der Stadt, die so lange am immer gleichen Standort funktioniert“, mutmaßt Annette Schiffner, die Leiterin des heutigen Brandenburgischen Apothekenmuseums. „Und wir schreiben die Geschichte weiter!“

Der Blick in vergangene Jahrhunderte birgt sowohl Dramen – wie den verheerenden Stadtbrand von 1671 – als auch Überraschungen. So wurden beispielsweise auch in DDR-Zeiten homöopathische Mittel verkauft. „In der Tat, wer vor dem Krieg gelernt hatte, durfte weiter als Heilpraktiker arbeiten!“, berichtet die studierte Pharmazieingenieurin, die ein ganzes Berufsleben hier in der Adler- und Löwenapotheke verbracht hat. Mit besonderer Hingabe erzählt sie der WASSERZEITUNG vom Hof des Gebäudekomplexes, der – nun ja – durchaus ein Mysterium bereithält. Denn noch kann niemand sagen, wie alt genau der wahrscheinlich älteste, noch offene historische Brunnen der Stadt wirklich ist!

Cottbus statt Karlsbad

Vor der „Offizin“, dem Verkaufsraum der Apotheke, tobt das Stadtleben. Im Hinterhof dagegen herrscht Idylle – und im Gebäude mit dem Galenischen Labor beinahe Stille. Gleich neben dem Brunnen wird seit 2003 liebevoll ein Kräutergarten gepflegt. „Wie heißt es so schön: Gegen jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen!“, lässt Annette Schiffner ihrer Begeisterung für Heilpflanzen freien Lauf und verweist auf den bis heute möglichen Erwerb von Kräutern und Kräutertees.

Und genauso wie eine Apotheke nicht ohne die segensreiche Kraft von Mutter Natur auskommt, so ist auch Wasser unabdingbar. „Ob Trinkwasser, destilliertes oder steriles Wasser – hier werden ganz verschiedene Arten genutzt!“ Sie erinnert daran, dass Apotheker auch die ersten Lizenzinhaber für „Mineralwasseranstalten“ waren. „Dieses sprudelnde Flaschengetränk, mit zugesetzten Mineralien und Kohlensäure, kannte die feine Gesellschaft aus hochherrschaftlichen Kurorten wie Baden-Baden oder Karlsbad“, erzählt die Geschichtskennerin. „Aber Reisen dorthin konnte sich natürlich nicht jeder leisten.“

Wasser – top Qualität

Anekdoten wie diese dürfen die Cottbuser und ihre Gäste auch bei der Themenführung „Wasser – Element des Lebens“ erwarten. Jahr für Jahr widmet sich das Fachmuseum speziellen Facetten der pharmazeutischen Tätigkeit. „Wir sind sehr dankbar, dass wir mit der LWG den perfekten Partner für 2025 gefunden haben“, so Frau Schiffner. Wir sind in Cottbus stolz auf eine gute Wasserqualität.“

Der geheimnisvolle Brunnen aus Backstein im Hinterhof spielt dabei eine Hauptrolle. Sein Wiederbeleben nach der Wende? Ein schweres Stück Arbeit! „Der gesamte Schacht war voller Bauschutt und musste aufwendig davon befreit werden. Nur dank der Mithilfe verschiedener lokaler Unterstützer konnte der Brunnen weitgehend in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden.“ Die gute Qualität der Anlage beweist eine Pflanze – der Hirschzungenfarn. Er wächst nur, wenn das Wasser nicht belastet ist.

Die Sonne im Brunnen

Über den Brunnen weiß Annette Schiffner vieles: Er liegt exakt 77,08 Meter über dem Meeresspiegel, reicht zehn Meter in die Tiefe, der Wasserstand speist sich aus dem Unterlauf der Spree und schwankt zwischen 60 Zentimetern und zwei Metern. „Nun würden wir auch gerne wissen, wie alt er ist. Aber da stoßen wir an Grenzen.“ Dreh- und Angelpunkt ist das Jahr 1650. Bis dahin verwendete man im Brunnenbau Feldsteine, danach Mauersteine. „Selbst Taucher waren schon im Einsatz, um den Boden zu untersuchen. Es gab sogar eine Befahrung mit einer Unterwasserkamera“, so Annette Schiffner und muss doch einräumen: „Aber ob ganz unten auch Feldsteine verbaut wurden, ließ sich einfach noch nicht erkunden.“

Immerhin ist der Blick in die Tiefe spektakulär, dank installierter Beleuchtung. „Es ist ein bisschen so, als würde unten die Sonne scheinen“, strahlt auch die Museumsleiterin glücklich.