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Tom Schultze (22) beim DTB-Pokal im März in der Stuttgarter Porsche-Arena, an seinem Lieblingsgerät, den Ringen. Er trat dort im Team Deutschland II an.
Foto: Deutscher Turner-Bund e. V.

Wie die LWG ganz flexibel die Protagonisten des lokalen Sports unterstützt

Olympiasieg und Lehrabschluss – oder umgekehrt

Was der FC Bayern in der Fußball-Bundesliga ist, sind die Aktiven des SC Cottbus bei den Bundesliga-Turnern: Rekordmeister! Hier in der Lausitz leben und trainieren einige der Besten an Ringen, Reck und Co. Wenn sich die jungen Profis dem Schulabschluss nähern, stehen sie allerdings oft vor einer schwierigen Entscheidung: Soll ich für die Ausbildung weggehen und den Verein wechseln? Gut, dass die LWG Tom Schultze helfen konnte!

In einer Auto-Werkstatt als Kfz-Mechaniker – das hätte für den Lausitzer mit den geschickten „Schrauber“-Händen nahe gelegen. Doch sein geliebtes Hobby will er nicht zum Beruf machen. Als ihn die Sportfördergruppe der Bundeswehr ablehnt, absolviert Tom Schultze zunächst ein Freiwilliges Soziales Jahr bei seinem SC  Cottbus, hilft als Übungsleiter beim Training des Nachwuchses. Und schaut sich weiter nach einem Ausbildungsplatz um. „Ich bin unter anderem die Liste der SCC-Sponsoren und -Unterstützer durchgegangen und stieß so auf die LWG“, erinnert sich der handwerklich Begabte an die ersten Schritte auf dem eingeschlagenen Weg zum Anlagenmechaniker. Doch Profi-Training und Vollzeitausbildung scheinen schwer unter einen Hut zu passen. Die LWG ist flexibel und schreibt ihm die geniale Lösung in den Ausbildungsvertrag: Tom lernt insgesamt ein Jahr länger bis zum Abschluss und bekommt im Gegenzug die notwendige Zeit für Training und Wettkämpfe. „Das funktioniert für mich optimal!“

Mehr Turnen ins TV!

Toms Tage sind lang. Lehrwerkstatt von 7:00 bis 14:30  Uhr, Training ab 15:00  Uhr, manchmal bis 18:00 Uhr. Danach zum Essen nach Hause oder noch ein bisschen in der Garage am Auto werkeln − abschalten. „Zum Training komme ich später als alle anderen“, erzählt uns Tom von seinem herausfordernden Alltag zwischen Werkbank und Sporthalle. „Aber ich mache auch nur die Hälfte der Geräte, nämlich Boden, Ringe und Sprung.“ Die Ringe sind seine Lieblingsdisziplin, bei einem Schwierigkeitswert von 5,7. „Der gegenwärtig höchste ist 6,5. Das klingt nach wenigen Zehnteln, die sind aber in Wirklichkeit Welten. Ich will die 6,0 schaffen, um den Anschluss an die Spitze zu halten.“ Der leidenschaftliche Geräteturner bedauert, dass sein Sport in den Medien zu wenig Aufmerksamkeit bekommt. „Viele verstehen die Regeln nicht. Es ist eine sehr subjektive Sportart, was die Wertung der Punkterichter angeht.“

Der Kleine soll’s sein

Seine Turnerkarriere startet mit einem Besuch der Vorschulklasse beim SC Cottbus. „Es fiel natürlich auf, dass ich kleiner als alle anderen war. Und da hieß es dann: genau den wollen wir haben!“, schmunzelt Tom über Erinnerungen, in denen auch eine sportliche Oma eine Rolle spielt. „Ich war als Kind voller Energie, bin viel rumgerannt, habe draußen gespielt, auf dem Fußballplatz gekickt, bin mit dem Fahrrad durch die Gegend gefahren.“ Von der sportbetonten Grundschule wechselt er folgerichtig zur Lausitzer Sportschule Cottbus. Tom Schultze ist ein ehrgeiziger Sportler, aber nicht verbissen. Das erspart ihm tiefsitzenden Frust, wenn es mal nicht so gut läuft. „Diese Phasen gibt’s bei jedem Sportler. Da muss man drüberstehen und sich fragen: Habe ich das mein ganzes Leben lang gemacht, um jetzt aufzuhören?“ Hat er nicht, im Gegenteil. Der Bundesliga-Turner trägt olympische Träume in sich!

Keinen Druck, bitte

Angesprochen auf seine größten Erfolgsmomente überlegt Tom nicht lange: „Das waren sicher die Bronzemedaille 2022 beim Weltcup in Kroatien für meine Bodenübung und mit der SCC-Mannschaft 2022 der Vizemeistertitel.“ Krönen möchte der Cottbuser seiner Karriere mit einem Olympia-Titel. „Ja, im besten Fall 2024 in Paris, sonst muss ich vielleicht noch ein bisschen länger warten“, nimmt er die Aussichten gelassen. Für die Zeit nach dem aktiven Sport arbeitet Tom Schultze derweil an seinem „zweiten Standbein“ in der Lehrwerkstatt der LWG. Damit habe er was für die Zukunft, sagt der Facharbeiter in spe. Dies sei auch finanziell wichtig. Er gibt auch in der Ausbildung sein Bestes, mit aller gebotenen Vorsicht, sich nicht ausgerechnet an den Händen zu verletzen. „Ich denke eher dreimal nach, was ich wie mache“, räumt der kräftig-zupackende Lehrling ein, um einen typischen Tom-Satz nachzuschieben: „Und wenn ich mich mal schneiden sollte, ja dann ist es halt so.“