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Dahme-Nuthe Wasser-, Abwasserbetriebs­gesellschaft mbH

Da ist das Ding! Gustav Lemke präsentiert das gut 100 Seiten starke Gutachten. Ihm zur Seite: Falko Börnecke.
Foto: SPREE-PR/Schmeichel

Damit die Versorgung auch künftig sicher ist!

MAWV-Ingenieur Gustav Lemke und Technik-Chef Falko Börnecke im Gespräch mit der MWZ

Die Metropolregion Berlin-Brandenburg ist Heimat für fast sechs Millionen Menschen und Standort für knapp 500.000 Unternehmen – Tendenz: stark steigend. Im Besonderen ist davon das Gebiet um den Flughafen BER betroffen und damit unmittelbar der MAWV. Denn auch künftig sollen sich alle – Menschen wie Firmen – im Verband auf eine sichere Trinkwasserversorgung und eine umweltgerechte Abwasserreinigung verlassen dürfen. Ein aktuelles Gutachten* gibt nun Antworten auf die drängendsten Fragen. Erarbeitet wurde es von Jungingenieur Gustav Lemke unter Anleitung von MAWV-Technik-Chef Falko Börnecke. Die MWZ traf beide zum Gespräch.

Herr Lemke, das Gutachten weist ins Jahr 2040. Das hört sich erst einmal an wie: „Liegt noch weit in der Zukunft“. Es sind aber nur noch 17 Jahre …

Gustav Lemke (GL): Das ist richtig. Trotzdem haben wir jetzt einen guten zeitlichen Vorlauf.

Worauf müssen wir uns hinsichtlich des Bevölkerungswachstums einstellen?

GL: Da lasse ich die Zahlen sprechen. Derzeit haben wir im Verband 120.000 Menschen sowie Gewerbe und Industrie mit 20.000 Einwohnergleichwerten, abgekürzt EGW – insgesamt also 140.000 EGW. Bis 2040 steigen diese Zahlen auf etwa 265.000 EGW – 175.000 plus 90.000.

Wie viel Trinkwasser wird dann gebraucht?

Falko Börnecke (FB): Der Trinkwasserbedarf verdoppelt sich bis 2040 von derzeit 6 auf 12 Mio. Kubikmeter im Jahr. Gleichzeitig verdeutlichen Klimamodelle – zum Beispiel für das Wasserwerk Eichwalde –, dass wir uns auf rund 25 Prozent weniger Grundwasserneubildung einstellen müssen. Das bedeutet im Umkehrschluss: Das Wassereinzugsgebiet wird sich vergrößern, und die Mengenverhältnisse von Grundwasser zum Uferfiltrat werden sich verschieben. Und das ist von menschlichen Einflüssen deutlich stärker betroffen als Grundwasser. Es muss also noch genauer kontrolliert werden – also zusätzlich zum sehr gründlichen Grundwassermonitoring.

Müssen denn auch neue Wasserschutzgebiete erschlossen, Brunnen gebohrt werden?

FB: Selbstverständlich. Wir untersuchen bereits die Wasserfassungen in Wernsdorf und Gussow. Insgesamt „schlummern“ hier Kapazitäten von etwa 7.500 Kubikmetern am Tag. Weiterhin müssen die Wasserwerke für den steigenden Bedarf ausgebaut werden.

Von welchen Entwicklungen beim Klimawandel sind Sie bei den Berechnungen ausgegangen?

GL: Von zwei Szenarien: mittel und trocken. Hier war eine sehr praxisnahe Untersuchung der GCI Grundwasser Consulting Ingenieurgesellschaft aus Königs Wusterhausen die Basis. Ich möchte noch einmal betonen: Solch eine sorgfältige Analyse, die neben der Bevölkerung auch das Gewerbe, die Industrie und den Klimawandel in den Blick nimmt, gab es noch nicht.

Schafft der MAWV das allein, oder braucht er hierzu Partner?

FB: Es ist eine Binsenweisheit: „Wasser kennt keine Grenzen“. Wir müssen über Verbandsgrenzen hinausdenken. So engagieren wir uns in der Initiative Trinkwasserversorgung Metropolregion (ITM) Berlin-Brandenburg, kooperieren seit vielen Jahren eng mit den Berliner Wasserbetrieben und haben nicht zuletzt gemeinsam mit unseren Nachbarverbänden ein Trinkwasserverbundsystem, das seinesgleichen sucht. Ein Thema aus der ITM befasst sich mit ersten Untersuchungen für die Versorgung mit Fernwasser.

Welche Rolle spielt der BER?

GL: Eine dominante! So verzeichnen wir den überwiegenden Mehrbedarf in den kommenden Jahren im nördlichen Verbandsgebiet um Schönefeld herum, im südlichen Bereich wird der Trinkwasserverbrauch eher stagnieren.

Zum Abschluss: Warum ist es auch 2040 noch lebenswert in der Region?

GL: Wir leben in einer wunderbaren Landschaft und haben es selbst in der Hand, die Gegend positiv zu entwickeln.

FB: Richtig. Und dafür brauchen wir die tatkräftige Unterstützung unserer Bürgermeister, der Verantwortlichen im Land. Der MAWV mit seinen Fachleuten berät zu allen wichtigen Fragen rund ums Wasser, die Politik muss letztlich entscheiden.

* Gutachten zur Sicherstellung der TW-Versorgung und AW-Entsorgung im Verbandsgebiet bis 2040 unter besonderer Berücksichtigung der Wachstumspotenziale der Region, des Klimawandels und seiner Auswirkungen und daraus resultierende Handlungsempfehlungen