Zweckverband für Wasser­versorgung und Abwasser­beseitigung Bad Dürrenberg

Gemeinsam machen sie sich stark für den Naturschutz: Ulrich Jabin und Dr. Nele Herkt.
Foto: SPREE-PR/Swoboda

Ein geschützter Ort für Tiere und Pflanzen

Der Naturerbewald Blankenburg im Harz

„Kuckuck“ ertönt es beim Drücken der Türglocke. „Bei uns ruft der Kuckuck und nicht die Klingel“, sagt Dr. Nele Herkt beim Öffnen des Tors lachend. Sie ist Geschäftsführerin der SUNK, der Stiftung Umwelt, Natur und Klimaschutz des Landes Sachsen-Anhalt. Diese hat seit letztem Jahr ihre Außenstelle im Schloss Blankenburg, mitten im Naturerbewald, im Harz. Was diesen Wald so besonders macht und wie Tiere dort besonders geschützt werden, erklären Dr. Nele Herkt und Ulrich Jabin, Leiter des Naturerbewaldes.

Frau Dr. Herkt, als Geschäftsführerin der SUNK sind Sie und Ihr Team verantwortlich für den Naturerbewald, ein Nationales Naturerbe in Sachsen-Anhalt. Was macht den Naturerbewald in Ihren Augen so einzigartig?

Dr. N. Herkt: Der Naturerbewald ist unglaublich vielseitig: Unter anderem haben wir ganz unterschiedliche Bodenbeschaffenheiten, dichte Mischbaumbestände, Waldwiesen, Feuchtbiotope und Bergstollen. Tiere, die ihre Lebensräume in ganz Deutschland haben, findet man hier konzentriert im Naturerbewald: darunter besonders und streng geschützte Tierarten wie Feuersalamander und verschiedene Fledermausarten.

Ein Relikt aus der Bergbauzeit: Der Sägemühlenteich wurde ursprünglich als Wasservorrat für den Erzabbau angelegt und ist heute ein wichtiges Feuchtbiotop.
Foto: SPREE-PR/Swoboda

Die Waldfläche war bis in die 2000er hinein geprägt von menschlicher Beeinflussung, darunter jahrhundertelanger Bergbau und forstliche Bewirtschaftung. Seither hat sich ökologisch einiges getan. Wie findet der Wald zurück zu seinen „natürlichen Wurzeln“?

Dr. N. Herkt: Im Naturerbewald ist Prozessschutz angesagt, d. h. wir greifen so wenig wie möglich in die Natur ein. Etwa 75% des Areals wird sich selbst überlassen. Prozessschutz funktioniert aber nicht auf allen Flächen: Beispielsweise Waldwiesen und Eichenbestände brauchen Pflege, um artenreiche Biotope zu bleiben. Bäume, die aus Sicherheitsgründen gefällt werden müssten, werden bei uns, wenn möglich, nur soweit gekürzt, dass ein Hochstubben verbleibt. Dieses „Hochhaus“ bietet seltenen Tieren dann weiterhin Lebensraum.

Wo besteht noch Handlungsbedarf und was sind zukünftige Projekte?

U. Jabin: Wir haben einen Entwicklungsplan entworfen, in dem festgehalten wurde, welche Maßnahmen noch notwendig sind: Wasserspeicherung ist ein wichtiges Thema für uns. Wir führen Renaturierungsmaßnahmen an kleinen Bächen und Teichen durch. Denn im Zuge des immer wärmer werdenden Klimas ist es wichtig, Wasser in der Fläche zu halten, um den feuchten Lebensraum von Amphibien zu schützen.

Das Buschwindröschen ist typisch für Naturerbewald.
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„Die Imposante“ ist eine über 300 Jahre alte Eiche. Auch wenn sie kein lebender Baum mehr ist, bietet sie immer noch vielen geschützten Tierarten wie dem Hirschkäfer Lebensraum.
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Der Wald bietet rund um das Schloss Blankenburg ein Rad- und Wanderwegenetz. Gibt es barrierefreie Waldwege?

Dr. N. Herkt: Viele Wege sind vom Untergrund her gut passierbar, allerdings gibt es immer wieder Steigungen. Eine kleine Spazierrunde ist auf jeden Fall möglich, wie zum Beispiel rund um das Kloster Michaelstein. In der Gaststätte im Klostergrund wird leckerer regionaler Fisch angeboten.

Der Naturerbewald ist ein Zufluchtsort für viele geschützte Tierarten. Welche Schutzmaßnahmen werden ergriffen, um die Lebensräume der Tiere zu erhalten?

U. Jabin: Das Monitoring, das dauerhafte Überwachen von Artenvorkommen in bestimmten Gebieten, ist eine wichtige Maßnahme, um einen Überblick zu behalten, welche Tier- und Pflanzenarten überhaupt vorkommen. Zudem konzentrieren wir uns auf ein Netz von ausgewiesenen Wanderwegen, damit es auch Ruhezonen für Tiere gibt, an denen keine Besucher vorbeikommen. Zum Erhalt von Tierarten gehört für uns, dass auch manchmal aktiv in die Natur eingegriffen werden muss.

Von Menschenhand gebaut: Der Horst mit kuscheligem Moos soll den Schwarzstorch zurückholen.
Foto: SUNK

Haben Sie dafür ein konkretes Beispiel?

U. Jabin: Seit 30 Jahren nistet am selben Baum ein Schwarzstorch in einem der ältesten Schwarzstorchhorste Sachsen-Anhalts. Nach einem extremen Sturm ist der Horst leider mit seinen Jungen abgestürzt. In Absprache mit Storchexperten haben wir eine Nisthilfe am selben Baum gebaut. Der Schwarzstorch ist sehr ortsgebunden und fliegt am liebsten jedes Jahr dieselbe Niststelle an. Jetzt heißt es abwarten und hoffen, dass er wieder zurückkommt.

Vielen Dank für das Gespräch!

Steckbriefe Dr. Nele Herkt und Ulrich Jabin

Dr. Nele Herkt wurde 1969 in Osnabrück geboren. Sie studierte Forstwissenschaften in Niedersachsen. Sie war auch für die Nachhaltigkeitsabteilung eines großen Konzerns tätig und führte Umweltmanagementsysteme in der Industriebranche ein. Seit 2020 ist sie Geschäftsführerin der SUNK. Ulrich Jabin ist 1983 in Wernigerode geboren. Der gelernte Förster studierte Forstwirtschaft in Göttingen. Als selbstständiger Forstdienstleister war er im Nationalpark Harz tätig. Zuletzt war er beim Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten (ALFF) in Halberstadt angestellt. Seit 1. Januar 2024 ist er Leiter des Naturerbewalds.

Was ist die SUNK?

SUNK – Stiftung Umwelt, Natur und Klimaschutz des Landes Sachsen-Anhalt ist seit 2011 verantwortlich für den Naturerbewald Blankenburg und entstand 1994. Bis 2005 entwickelte sich die heutige SUNK, welche sich die gezielte Förderung von Umweltprojekten in Sachsen-Anhalt zur Aufgabe macht. In diesem Jahr feiert sie 30jähriges Jubiläum. Das „Nationale Naturerbe“ bezeichnet Flächen in Deutschland, die zum Schutz der biologischen Vielfalt gesichert wurden. Zwei Programmtipps für Naturliebhaber: Am 25. Mai findet eine geführte Wanderung und am 8. Juni ein Blühwiesenpicknick statt.