Haldensleben, Möckern/Gommern, Behnsdorf, Zerbst

Pfingsten mal ganz anders erleben

Verrückte und traditionelle Bräuche in unserer Heimat

Eigentlich ist Pfingsten allgemein als Geburtsstunde der christlichen Kirche bekannt, jedoch existieren nach wie vor auch heidnische Bräuche. Dass es dabei nicht immer besinnlich zugehen muss, zeigt sich auch in Sachsen-Anhalt. Hier kann man zu Pfingsten unter anderem „Dreckschweine“, „Grabenfischer“ und „gefiederte Sänger“ bewundern.

Dreckschweinfest

Seit dem frühen 17. Jahrhundert findet in Hergisdorf, im Landkreis Mansfeld-Südharz, jedes Jahr zu Pfingsten das „Dreckschweinfest“ statt, dessen Ursprünge bereits in der altgermanischen Mythologie zu finden sind. Dabei wird der Winter vertrieben und der Sieg des Sommers in einem bunten Spektakel gefeiert.

Das gesamte Brauchtum erstreckt sich über mehrere Tage, beginnend mit dem Wagenradziehen am Freitag des Pfingstwochenendes. Es wird von Umzügen mit Musikkapellen und Tanzveranstaltungen am Abend begleitet.

Der eigentliche Höhepunkt, die Waldpartie, wird aber am Pfingstmontag eingeläutet. Dabei streifen die weißgekleideten und mit bunten Accessoires geschmückten Läufer, die den Sommer verkörpern, durch das Dorf und wecken die Bewohner mit lauten Peitschenknallen. Anschließend ziehen sie gemeinsam weiter in den nahegelegenen Wald, wo ein Schlammbecken vorbereitet ist. Hier suhlen sich die „Pfingstburschen“ und stoßen sich gegenseitig immer wieder in den Schlamm. Sie sind als „Dreckschweine“ verkleidet und stellen den Winter dar. Das Spiel geht so lang, bis die oft noch jungen Läufer sie mit ihren drei Meter langen Peitschen aus dem Schlammloch vertreiben. Damit erringt der Sommer symbolisch den Sieg über den Winter.

Nähere Informationen zu dem Spektakel finden Sie auf der Internetseite der Pfingstgesellschaft Hergisdorf e. V.: www.dreckschweinfest.de.

Grabenfischen

Die „Läufer“ haben den Winter, symbolisch dargestellt durch die schlammbeschmierten „Dreckschweine“, erfolgreich vertrieben.
Foto: Pfingstgesellschaft Hergisdorf e. V.

Eine beliebte Pfingsttradition im Ortsteil Reinstedt der Stadt Falkenstein / Harz ist das „Grabenfischen“. Der Brauch wurde 1563 erstmals schriftlich erwähnt, vermutlich ist er aber deutlich älter.

Zunächst wird dabei von den „Fischern“ am Pfingstsamstag vor einem Gasthaus im Ort eine grüne Laube errichtet. Am frühen Pfingstmontag begeben sich die elf Männer mit Zylinder, Halstuch und einer Pfingstrose geschmückt zum Mühlgraben. Dort bewegen sie sich auf den Knien rutschend durch das eisige Wasser, um Forellen zu fangen.

Wer nach 700 Metern das größte Exemplar an Land zieht, darf sich ein Jahr lang „Fischerkönig“ nennen.
Gekrönt wird der Tag abends mit einem zünftigen Fischerfest mit Musik und Tanz.

Pfingsten ist ein christliches Fest, …

… dessen Ursprung vermutlich im jüdischen Erntefest „Schawuot“ liegt.

Laut der Apostelgeschichte versammelten sich die Jünger Jesu zu diesem Anlass in Jerusalem. Nachdem der Heilige Geist über sie kam, konnten sie plötzlich in verschiedenen Fremdsprachen predigen. Die christliche Kirche war geboren.

Mit dem Pfingstsonntag endet die Osterzeit nach 50 Tagen. Er liegt zwischen dem 10. Mai (frühester Termin) und dem 13. Juni (spätester Termin). 
Quelle: Wikipedia

Von Knollen, Bier & Vogelgesang

Ein Volksfest rund um den Knoblauch …

… wird am (Knoblauch)  Mittwoch nach Pfingsten in Halle (Saale) gefeiert. Dabei wird das Lauchgewächs in allen denkbaren Varianten angeboten und an langen Tafeln auf der Würfelwiese verzehrt. Nach den üppigen Festtagen soll die Wunderknolle die Cholesterin- und Blutfettwerte senken. Außerdem gilt sie als natürliches Antibiotikum.

Das älteste Volksfest der Stadt war seit 1871 verboten, wurde aber 2002 wiederbelebt.

Ein Prost auf Pfingsten …

… heißt es in einigen Gemeinden in Sachsen-Anhalt nach dem Gottesdienst. Hier wird im Anschluss traditionell gemeinsam ein Pfingstbier getrunken.

Beim Finkenmanöver in Benneckenstein …

… wird seit dem 19. Jahrhundert am frühen Pfingstmontag der schönste und längste Vogelgesang prämiert. Dutzende Buchfinken singen dabei in mit weißen Tüchern verhüllten Käfigen gegeneinander an. Der Halter der „gefiederten Sieger“ wird zum „Finkenkönig“ ernannt.

Im Anschluss feiern die Finkenzüchter ein großes Volksfest, das den Besuchern neben zahlreichen Pfingstfeuern auch Pfingstwürste nach einem speziellen Rezept bietet.