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Jens Hasselmann hat sich mit der „Theaterwerft“ einen Traum erfüllt – das Publikum dankt.
Foto: SPREE-PR/Kuska

Berliner tauschte Großstadt gegen ehemalige Tischlerei in Greifswald

Ahoi in der Theaterwerft!

Eingebettet zwischen Bootshalle und Werkstatt. Umrahmt von historischen Booten. Mittendrin in maritimer Geschichte: Hier, am Ufer des Ryck in Greifswald, hat eine ungewöhnliche Idee ein Zuhause gefunden. Hereinspaziert in die Theaterwerft!

Greifswald, Salinenstraße 20. Die Autofahrt endet vor einem Holztor. Hinter ihm, am Kai, schaukeln Schoner und Barkassen. Am Straßenrand grüßt eine Segelmacherei & Tuchwerkstatt, etwas weiter hinten ein Yachtausrüster. Ein prüfender Blick aufs Navi. Es ist sich sicher, hier richtig zu sein. „Ja, ein wenig verrückt ist das alles schon“, sagt Jens Hasselmann lachend. „Aber genau so habe ich mir das vorgestellt.“ Für ein maritimes Theater. Für sein maritimes Theater.

Er öffnet den Torflügel einer gelben Halle. Das Licht gibt den Blick frei auf den Eingang, in dem Kasse und Bar fließend ineinander übergehen. Und Jens Hasselmann regelmäßig „Poesie in Flaschen“ füllt – also seine Crew am Tresen Theater spielen lässt. „Dieses Format kommt sehr gut an“, resümiert der Intendant nach vier Spielzeiten. So gut, dass er seinem Publikum in diesem Jahr neben „Poesie in Flaschen“ und „Irish Coffee“ noch „Soljanka Cubana“ servieren möchte. „Mit passenden Getränken und Live-Musik.“

Blühende Fantasie am Ryck

Das „Ick“ in seinen Sätzen verrät es: Jens Hasselmann ist kein Kind des Nordens. Im Sommer ist es fünf Jahre her, dass er mit seiner Familie Berlin gegen Leist bei Greifswald und die Weiten der Großstadt gegen einen Katzensprung zum Bodden tauscht. Was er hier machen möchte? Das, was er schon immer gemacht hat: Theater! Maritim soll es sein. Im Standort. Und in den Stücken.
Als er damals am Ryck-Ufer spazieren geht, vorbei an historischen Schonern, Schleppern und Barkassen zufällig auf der Museumswerft landet, bietet die Kulisse seiner Vorstellung eine große Bühne. Ideen fliegen durch den Kopf, inszenieren Gedankenspiele und überzeugen auch den Verein Greifswalder Museumswerft, den Eigentümer des Gebäudes. „Werften und Theater haben viel gemeinsam“, findet Jens Hasselmann: Die einen erschaffen oder erhalten Schiffe, die anderen Stücke. „Beides lebt von gutem Handwerk.“

Theater aus Leidenschaft

Im März 2020, an einem Freitag, den 13., heißt es zum ersten Mal: Hereinspaziert in die Theaterwerft. „Zwei Tage später war wieder Schluss.“ Corona. Lockdown. Strenge Regeln für Abstände, Publikum und Testverfahren. Keine leichte Zeit. „Aber wir haben es geschafft!“ In diesem Jahr bricht Jens Hasselmann mit seiner Crew in die fünfte Spielzeit auf. Gespielt wird donnerstags und freitags. Vom Samstag ist er abgerückt. Die Erfahrung zeigt: „Im Sommer, wenn es warm ist, haben die Leute samstags oft etwas anderes vor.“ Die Leidenschaft für Theater, sie erwacht schon früh in Jens Hasselmann. „Mein Vater war fast 40 Jahre lang Tonmeister im Berliner Ensemble.“ Er selbst macht dort eine Lehre zum Theatertischler. 
Später zieht es ihn zu Schauspiel, Gitarre und Gesang. Er komponiert und singt, musiziert und schauspielert, schreibt Texte und führt Regie. Auf Bühnen in Berlin und Heidelberg, Oldenburg, Tübingen und Bremen. Der Kultursommer am Kap Arkona – auch das eine Idee von ihm. Viele Stücke der Theaterwerft schreibt der 59-Jährige selbst. Er schaut in die Region und auf die Menschen hier. Verknüpft die Freester Fischerteppiche und ihr Kulturerbe zu einer Bühnensaga. Und macht zum 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich aus Maler Friedrich und Dichter Goethe „Ziemlich beste Feinde“. Seine Bühnenstücke versteht Jens Hasselmann vor allem als Gleichnis: „So wie das Meer bewegt sich auch das Leben stets auf und ab.“ Wer jedoch an spielfreien Tagen in der Theaterwerft steht, wundert sich: Wo ist das Theater? „Dann atmet die ehemalige Tischlerei den Geist ihrer Geschichte und wird als Werkstatt genutzt“, sagt Hasselmann und stellt Stuhl um Stuhl zurück an seinen Bühnenplatz. Denn auch an diesem Donnerstag und Freitag heißt es wieder: Hereinspaziert in die Theaterwerft!

Tickets gibt es über die Homepage der Theaterwerft sowie an vielen Vorverkaufsstellen. Alle Infos, Termine und Links finden Sie auf www.theaterwerft.de.