Auf ein Glas Wasser mit… Naturfotograf Thomas Hinsche
„Wir Menschen haben es in den letzten Jahrhunderten geschafft, die Natur nach unseren Intentionen zu verändern – und lagen oft falsch damit.“
Herr Hinsche, seit Jahren beobachten und fotografieren Sie die Tierwelt in der Region Mittelelbe. Wann und wie begann Ihre Leidenschaft für die Fotografie, gab es einen bestimmten Auslöser dafür?
Seit dem Kindergartenalter bin ich mit meinem Opa, er war Kreisnaturschutzbeauftragter und Ornithologe an der Elbe und den Auenwäldern unterwegs gewesen.Während unserer vielen Spaziergänge haben Vögel belauscht und bestimmt. Ornithologe bin ich seit 50 Jahren, organisiert im Verein seit 25 Jahren. Das Interesse für die Fotografie wird einem sicherlich unterbewusst mitgegeben und kommt irgendwann durch. Die Erfahrungen und Erlebnisse lassen sich nicht unterdrücken, wenn man in einer Ornithologen-Familie in dritter Generation aufwächst.
Foto: Thomas Hinsche
Ihr „Fotostudio“ ist das Biosphärenreservat Mittelelbe. Wie würden Sie diese Landschaft und die darin lebende Tierwelt beschreiben, was ist das genau für Sie persönlich?
An der Mittelelbe groß geworden und in die hiesige Natur hineingewachsen, so nimmt die Heimat einen sehr großen Teil meiner fotografischen Arbeit ein.
Ich wohne, lebe und arbeite in der Region der Mittelelbe. Zwischen den Flüssen Mulde und Elbe befindet sich ein noch relativ naturbelassenes Fleckchen Erde und hier ist meine bevorzugte Region. Hier kann man als aufmerksamer Betrachter noch Natur pur erleben.
Fotografen mögen das Wort „knipsen“ ja ganz und gar nicht. Bei Ihnen ist die Fotografie ein langer Prozess. Bis ein Bild im Kasten ist: Wie gehen Sie vor? Wie planen Sie das?
Bevor ich mich auf eine Tierart oder einen Lebensraum einlasse, studiere ich oft wochenlang das Verhalten und die Abläufe, um so den bestmöglichen Zeitpunkt für einen Fotoansitz zu ermitteln. Je mehr Wissen ich im Vorfeld sammle, desto besser sind meine Erfolgschancen, das umsetzen zu können, was ich mir vorher im Kopf von der Aufnahme versprochen habe. Bedingt durch das große Interesse an der Ornithologie, haben Vögel immer einen besonderen Stellenwert. Natürlich gibt es über das Jahr in der Natur Highlights wie die Hirschbrunft im Herbst oder die Amphibienwanderung im Frühjahr.
Welche Botschaft geht von Ihrer fotografischen Arbeit aus?
Man muss sich auf die Natur einlassen. Wir Menschen haben es in den letzten Jahrhunderten geschafft, die Natur nach unseren Intentionen zu verändern – und lagen oft falsch damit. Die Natur hat eigene, über Tausende von Jahren gewachsene Gesetze. Denen muss man sich schon ein Stück weit unterwerfen und genauer hinschauen. Der Umgang und der Respekt in und mit der Natur ist einer der wichtigsten Aspekte für Aufnahmen mit Aussagekraft. Man muss es schaffen, akzeptiert zu werden in der Natur. Das spricht den Betrachter dann aus den Bildern an, und das ist mir wichtig. Es will doch niemand ein flüchtendes oder aufgeschrecktes Tier auf Bildern sehen. Mir geht es viel eher um das Gefühl, mittendrin zu sein.
Welche Tipps würden Sie den Leserinnen und Lesern der Wasserzeitung geben, die gern in die Naturfotografie einsteigen möchten?
Ich kann nur jedem Naturliebhaber raten, sich ausgiebig mit seinen Motiven zu beschäftigen, sie kennenzulernen und sie und ihren Lebensraum wertzuschätzen. Für ein gutes Foto braucht es eine ordentliche Portion Geduld und sehr viel Zeit.
Foto: Thomas Hinsche
Vielen Dank für das Gespräch!
2016: Lebensraum großer Strom – Tierwelten im Biosphärenreservat Mittelelbe
Edition Stekofoto Band 4, 143 Farbfotografien ISBN 978-3-89923-353-7