Christopher Grotheer gewann 2022 in Peking als erster deutscher Skeleton-Fahrer Gold bei Olympia.
Foto: @TeamD
Skeleton-Fahrer, auch „Skeletonis“ genannt, rasen mit bis zu 140 km/h den Eiskanal herunter.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verlieh im Mai 2022 dem ausgebildeten Polizisten Christopher Grotheer das „Silberne Lorbeerblatt“ für dessen herausragende sportliche Leistung bei Olympia.
Meine erste Fahrt fühlte sich an wie auf einer Achterbahn und hat mich absolut fasziniert. Wenn man kopfüber, in Bauchlage mit 140 km/h die Eisbahn hinunter rast, ist das ein unglaubliches Gefühl. Vor dem Start konzentriere ich mich und gehe gedanklich meine Körperbewegungen auf der Bahn durch. Das Startsignal löst einen Adrenalinschub aus, der mir hilft, den Schlitten zu beschleunigen. Dann atme ich tief durch und fokussiere mich auf meine Lenkbewegungen, denn durch den Druck komme ich dem Eis so nah, dass mein Kopf manchmal in den Kurven schleift. Schlimm verletzt habe ich mich aber noch nie, da der Schwerpunkt des Schlittens tiefer liegt als beim Rodeln, wodurch man nicht so leicht kippt.
Früher war ich zu „verkopft“ und stand mir selbst im Weg. Mittlerweile hat mein Körper Automatismen entwickelt und weiß intuitiv, was er tun muss, wenn es im Herbst wieder in den Eiskanal geht. Ich versuche mich ruhig auf meine Lenkbewegungen zu konzentrieren und lasse dem Schlitten dann freien Lauf. Eine bestimmte Linie bei der Fahrt zu erzwingen, bringt nichts.
Da wir im Sommer nicht fahren, trainiere ich zweimal pro Tag. Vormittags stehen Kraft, Sprung, Sprint oder Starteinheiten an. Dafür haben wir in Oberhof eine separate Anschubstrecke. Nachmittags kommt eine Mobilisations-, Kraft- oder Stabilisationseinheit dazu. Samstags wird nur einmal trainiert. In der Vorbereitung im Winter fahren wir zweimal pro Tag und haben danach noch ein
Athletiktraining.
Der Verband hat sich ein neues Nachhaltigkeitskonzept überlegt. Die Bahn in Oberhof wurde umgebaut und mit viel Photovoltaik ausgestattet. Dadurch sollen bis zu 70 Prozent der Vereisung durch erneuerbare Energien gedeckt werden. Außerdem wird die Strecke dieses Jahr nicht im Oktober, sondern erst Anfang November vereist.
Jeder Sieg ist einzigartig und die Goldmedaille bei Olympia war die absolute Krönung meiner sportlichen Laufbahn. Ganz besonders in Erinnerung bleibt mir aber mein erster WM-Titel, da er den Wendepunkt meiner Karriere darstellte. Natürlich möchte ich dieses Jahr an meine Erfolge anknüpfen und erneut den WM-Titel holen. Ende November findet zunächst die „Deutsche Meisterschaft“ in Winterberg statt bevor im Februar der „Weltcup“ in Altenberg und die WM in Winterberg folgen. Dabei hoffe ich auf optimale Wettkampfbedingungen: also minus zwei Grad Celsius und Sonnenschein.
Kinder und Jugendliche sollten sich an einem der vier deutschen Stützpunkte melden. Diese befinden sich in Oberhof, Altenberg, Winterberg und am Königssee. Dort wird der Trainer kontaktiert und dann kann man selbst mal testen, ob der Skeleton einem gefällt und man dafür geeignet ist. Für Erwachsene wird in Oberhof zum Beispiel Ende der Saison ein „Tag der Offenen Tür“ veranstaltet, bei dem sie gegen ein kleines Entgelt rodeln, Bob oder Skeleton ausprobieren können.
Da meine Familie noch in Wernigerode lebt, fühlt es sich dort natürlich immer wie Heimat und „nach Hause kommen“ an. Aus Zeitgründen bin ich leider nur etwa zweimal im Jahr dort. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass meine Erfolge auch in Wernigerode verfolgt und honoriert werden. So durfte ich mich dieses Jahr sogar in das „Goldene Buch“ der Stadt eintragen. Das macht mich sehr stolz!
Oberbürgermeister Tobias Kascha und Stadtratspräsident Uwe-Friedrich Albrecht empfingen Christopher Grotheer 2023 im Rathaus von Wernigerode, wo er sich in das Goldene Buch der Stadt eintragen durfte.