Sein nächtliches Firmament brachte Gülpe überregionalen Ruhm
Die Menschen lieben Superlative. Gülpe hat diesbezüglich viel zu bieten – als „dunkelster Ort Deutschlands“. Das klingt nicht nur super, sondern ist auch ziemlich attraktiv – für die Bewohner wie für die Besucher.

Vier, die sich für Gülpe engagieren (v. l. n. r.): Enrico Vogt, Susanne Peters, Esther Goldstein und Bill Neubüser.
Fotos (3): SPREE-PR/Leue
Gülpe, ein Ortsteil der Gemeinde Havelaue, wurde erstmals 1441 urkundlich erwähnt. Seitdem ist einiges passiert, wie Ortschronistin Esther Goldstein erzählt. Auch die vermeintliche „Konterrevolution“ einiger Bauern zu DDR-Zeiten und ihre anschließende Flucht in den Westen hatten Auswirkungen bis heute. Nachdem die von den Bauern zurückgelassenen Häuser nach 1990 wieder an die Erben der alten Besitzer gingen und von ihnen verkauft wurden, seien etliche Leute aus Westberlin zugezogen. Die hätten zur Bereicherung des kulturellen Lebens einiges beigetragen.
Bill Neubüser, als Bürgermeister von Havelaue für Gülpe mit zuständig, sieht die besondere Zugezogenengeschichte zwar nicht mehr als aktuelles Thema. Aber ja, die kulturelle Affinität der Gülper sei schon sehr ausgeprägt.
Hier Sterne gucken!
Kultur und Kunst spielen eine große Rolle, wie auch Ortsbeirätin Susanne Peters bestätigt. Neben Kino- oder Musikabenden im alten Saal der geschlossenen Dorfkneipe gibt es Veranstaltungen von Volkssolidarität, Feuerwehr, Angelverein, zum Beispiel Würfel- und Skatabende. Ein Schauspiel haben die 105 Gülper das ganze Jahr über: das nächtliche Firmament über ihren Köpfen. Etliche Bürger engagieren sich im „Sternenpark e. V.“ oder im Verein „Über uns die Sterne“, der für Dezember gar ein Theaterstück plant. Auswärtige Sternengucker zieht es oft im August zum Fernastro-Treffen auf den Gülper Sportplatz, ansonsten auch gern zum Gülper See und den Biwakplatz, weil das Naturschutzgebiet „Untere Havel“ mit seinen Wildgänsen, Schwänen und Reihern direkt angrenzt.
Davon profitieren die Vermieter von Ferienunterkünften. Gelegentlich verursacht das Ausmaß der Besucherströme aber auch Stirnrunzeln. Da geht es den Gülpern nicht anders als manchem Potsdamer in der Landeshauptstadt.
Luxus der Leere
Die ist übrigens auf der Gülpe vorgelagerten Insel präsent. Hier befindet sich eine Außenstelle der Universität Potsdam, als bundesweit einzigartiger Forschungsstandort in der teilweise renaturierten Havelaue. Erforscht werden die Naturraumbewirtschaftung und das Flutgeschehen im Naturschutzgebiet „Untere Havel“. In dem liegen rund 1.000 Hektar, sprich 65 Prozent, der bewirtschafteten Flächen der örtlichen Agrargenossenschaft, dem mit 41 Mitarbeitern größten Arbeitgeber im Ort.
Betriebsleiter Enrico Vogt betont, dass er eng mit den Naturschutzverbänden zusammenarbeitet, auch bei der Renaturierung der Gülper Insel. Bauern wissen schließlich, dass ihr Land ein existenziell wichtiges Gut ist, das es zu schützen gilt.
So sind sich die Bewohner von Gülpe insgesamt doch ziemlich einig, dass ihr Dorf samt Umgebung ein ausgesprochen lebenswerter Platz ist. Ein „Juwel“, das für den „Luxus der Leere“ stehe, wie Bill Neubüser sagt. Und über allem leuchten die Sterne. In Gülpe verbindet sich Geschichte mit Gegenwart, Kultur mit Natur, Gemeinschaft mit Weitblick. Ein Ort, der leuchtet, selbst oder gerade wenn es dunkel ist.
Wassersteckbrief
Trinkwasser
- Versorgung
- Wasserwerk Rhinow
- Trinkwasseranschlüsse
- 48
- Versorgte Einwohner
- 109
- TW-Hauptleitungen
- 1,7 km
- TW-Hausanschlussleitungen
- 1,1 km
- Anschlussgrad
- 97,6 %
Schmutzwasser
Die Schmutzwasserentsorgung erfolgt zu 100 % dezentral über abflusslose Sammelgruben und Kleinkläranlagen.
Die Wasserhärten des Trinkwassers in Gülpe und anderen Gemeinden finden Sie im Internet auf www.wav-rathenow.de unter Trinkwasserversorgung.