Klima & Wald
Feuer, Stress und Borkenkäfer
Wie unser Wald mit verschiedenen Herausforderungen zu kämpfen hat
Erst im Herbst dieses Jahres verkündete Bundesumweltminister Carsten Schneider, die Wälder und Moore mithilfe gezielter Maßnahmen stärken zu wollen. Denn diese sind wichtige Speicher für Treibhausgase und zentral für den natürlichen Klimaschutz. Doch zunehmende Dürre führt zu vermehrten Waldbränden mit verheerendem Ausmaß. So auch in Gösselsdorf im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt.
2. Juli 2025: Auf der Saalfelder Höhe bei Gösselsdorf bricht ein Waldbrand aus. Was mit einer Fläche von zehn Quadratmeter beginnt, breitet sich in kürzester Zeit aus. Auffrischende, wechselnde Winde erschweren die Löscharbeiten, weil Brandherde immer wieder neu aufflammen.
Um Wälder widerstandsfähiger zu machen, werden sie wiederbewaldet und mit klimastabilen Baumarten wie Laubbäumen zu Mischwäldern umgebaut.
Fotos (2): SPREE-PR/Petsch
Katastrophenfall ausgerufen
Am Abend desselben Tages wird für den Landkreis Saalfeld-Rudolstadt der Katastrophenfall ausgerufen. Mehr als 500 Feuerwehrleute, zahlreiche Einsatzfahrzeuge und drei Löschhubschrauber rücken an. Darüber hinaus auch das Technische Hilfswerk (THW), der Katastrophenschutz, ThüringenForst und die Polizei. Feuerwehren aus ganz Thüringen sowie Verstärkung aus Bayern leisten Hilfe. Auch Landwirte und Logistikunternehmen bringen Wasser mit Tankwagen heran. Der ZWA Saalfeld-Rudolstadt steht mit seinen Mitarbeitern der Freiwilligen Feuerwehr zur Seite und stellt 720 m³ Trinkwasser bereit, damit die Einsatzkräfte ausreichend versorgt sind. Trotz zwischenzeitlichen Regens bleibt die Lage angespannt.
Klimabedingte Dürrephasen stärken Schädlingsbefall und führen zu vermehrtem Waldsterben.
Lage wieder im Griff
Nach zwölf Tagen kann das Feuer endgültig unter Kontrolle gebracht werden, die Einsatzkräfte ziehen ab. Anschließend beginnen die Aufräumarbeiten und eine genaue Bestandsaufnahme des Schadens. Das Ergebnis: 82 Hektar verbrannter Wald. Obwohl die anfänglich geschätzte Brandfläche kleiner ausfällt, zählt dieser Waldbrand zu den größten in Thüringen seit 30 Jahren.
Der Wald unter Stress
Neben den vermehrten Waldbränden setzen anhaltende Dürrephasen die Bäume zusätzlich unter sogenannten Trockenstress: Er schwächt die Bäume, macht sie anfälliger für Schädlinge und verringert ihre Fähigkeit, Wasser zu speichern. Das hat auch Folgen für die Wasser- und Abwasserverbände. Denn der Wald ist ein wichtiger Speicher, der Regenwasser zurückhält und Grundwasser speist.
Baumpflanzungen stärken Grundwasserspeicher
Was es heißt, wenn der Grundwasserpegel sinkt und die Versorgungssicherheit eingeschränkt ist, hat der ZWA Saalfeld-Rudolstadt im Sommer 2022 erlebt. „Der Wasserstand war so niedrig, dass wir Trinkwasserwagen einsetzen mussten, um die Versorgung zu sichern“, berichtet Geschäftsführer Andreas Stausberg. Mit Pflanzaktionen wollen die Verbände den natürlichen Grundwasserspeicher stärken. „Baumpflanzungen sind essenziell für den Erhalt des Waldbodens, denn Wasser und Wald sind untrennbar verbunden. Deshalb sind Wasser- und Forstwirtschaft Verbündete für einen gesunden, vielfältigen Wald“, sagt Steffen Rothe, Werkleiter des ZWA „Thüringer Holzland“. Der Verband führte im Oktober 2025 bereits zum 2. Mal eine Baumpflanzaktion mit Schulen im Verbandsgebiet durch. Der ZVME Gera plant gemeinsame Projekte mit Kooperationsschulen: „Die Kinder lernen, wie wichtig Bäume und Wälder für unseren Klimaschutz sind“, ergänzt Geschäftsleiter Gerd Hausschild.
„Unser Wald ist ein komplexes Ökosystem“
Welches Ausmaß hat der Waldbrand in Gösselsdorf?
Die 82 Hektar sind ein vorläufiger Schätzwert. Erst 2026 wird sich zeigen, welche Bäume in mittelbarer Nähe der Brandfläche Schaden genommen haben. Tendenziell wird die Schadfläche größer sein.
Wie werden die Flächen wieder stabilisiert?
Die betroffenen privaten und kommunalen Waldbesitzenden müssen die Flächen gemäß Thüringer Waldgesetz innerhalb von sechs Jahren wieder aufforsten. Das Forstamt Saalfeld-Rudolstadt unterstützt sie dabei fachlich.
Vor welchen Herausforderungen steht der Wald durch den Klimawandel?
Landesweit haben die Wälder zu kämpfen. Besonders in den Jahren 2018 bis 2020 sowie 2022 haben Dürrephasen zu einer massiven Schwächung bis hin zum Absterben von Wäldern geführt. Wärmeliebende Schädlinge wie der Borkenkäfer profitierten davon und befielen die ohnehin geschwächten Fichten massiv.
Wie schätzen Sie die Zukunft des Waldes ein?
Zukunftsfähige Wälder brauchen Bewirtschaftung. Mittelfristig sollen artenreiche, strukturierte Mischwälder entstehen, was ohne Zutun des Menschen nicht gelingt. Die Wiederbewaldung mit klimastabilen Arten macht die Wälder resilienter. So bleibt Thüringen auch künftig das „Grüne Herz Deutschlands“, wenn auch mit veränderten Waldbildern.
Baum und Moos – die Superhelden der Natur
-
Ein ausgewachsener Laubbaum speichert 100 – 400 Liter Wasser in Stamm, Ästen und Blättern.
-
Baumkronen bremsen Regen und reduzieren Sturzfluten.
-
Wurzeln verankern Boden: Das schützt vor Erosion und Abrutschen.
-
Moos kann das 20- bzw. 30-fache seines Trockengewichts an Wasser speichern.
-
Sie wirken wie kleine Schwämme, die Regenwasser speichern und durch Verdunstung die Umgebung abkühlen.
Grafik: ChatGPT