Brandenburg
Schwestern im Einsatz für den Hochwasserschutz
Im September 2024 sorgten die Schwestern Linda und Josy aus Podelzig mit hunderten anderen ehrenamtlichen Helfern dafür, dass die Deiche in ihrer Region dem Hochwasser trotzten. Und sie würden es wieder tun.
Foto: SPREE-PR/Krone
Hochwasseralarm im Landkreis Märkisch-Oderland. Tagelang hat das Mittelmeertief „Anett“ über Polen und Tschechien unaufhörlich Regenmassen abgeladen. Flüsse treten über die Ufer, ganze Landstriche stehen unter Wasser – und die Flut rollt weiter Richtung Deutschland. Brandenburg bereitet sich auf das Schlimmste vor. Und so klingeln am 21. September bei den Schwestern Linda und Josy Bredow die Handys. „Wir brauchen Deichläufer. Seid ihr dabei?“, fragt eine Mitarbeiterin des Amtes Lebus. Ohne zu zögern antworten sie: „Natürlich!“
Eine wiederkehrende Gefahr
Was auf dem Spiel steht, wissen die beiden genau. Sie sind in Podelzig aufgewachsen, leben noch immer mit der ganzen Familie in dem Haus, das ihr Großvater vor 35 Jahren im Unterdorf gebaut hat. Seit Friedrich der Große das Oderbruch im 18. Jahrhundert trockenlegen und besiedeln ließ, sind die Siedlungen immer wieder von Hochwassern bedroht. Beim dramatischen Oderhochwassers von 1997 kämpfte ihr Vater – Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Podelzig – mit vielen anderen gegen die Wassermassen. „Seit zehn Jahren sind wir auch aktiv bei der Freiwilligen Feuerwehr“, erzählen Josy und Linda. „Wir helfen gern unseren Nachbarn, wenn sie in Not sind.“
Größte Gefahr für Deiche: Biberlöcher
Am nächsten Abend nehmen sie mit mehr als 60 anderen ehrenamtlichen Helfern an einer dreistündigen Schulung der Unteren Katastrophenschutzbehörde des Landkreises MOL teil. Dort lernen sie, worauf es bei der Arbeit eines Deichläufers ankommt. Am Morgen des 24. September beginnt ihre erste 12-Stunden-Schicht am Deichkilometer 5. „Die Oder hatte sich in ein gewaltiges Meer verwandelt. Nur noch ein Drittel des Deichs ragte aus dem Wasser“, erinnert sich Linda. „Wir kontrollierten einen 2,5 Kilometer langen Abschnitt auf Löcher, Schäden, Scharrstellen durch Treibgut oder Schaumkronen auf der Landseite.“ Das größte Problem: Biber. Werden ihre Bauten vom Wasser überspült, graben sich die Tiere in die Deiche. Durch die offenen Stellen kann Wasser eindringen, den Deich unterspülen und im schlimmsten Fall brechen lassen. „Jedes entdeckte Loch haben wir sofort an das Umweltamt gemeldet. Es wurde dann mit einer Plane abgedeckt und mit Sandsäcken gesichert.“
Laufen für den Deichschutz
Innerhalb von zwölf Stunden laufen sie den Deich sechs Mal ab, legen in vier Tagen mehr als 120 Kilometer zurück. Als die Gefahr vorüber ist, geben sie Schutzkleidung, Funkgerät und Fähnchen an die Einsatzleitung zurück. Ob sie bei der nächsten Hochwassergefahr wieder dabei sind? „Die Deiche haben gehalten. Dafür würden wir wieder laufen“, sagen sie einstimmig.
Deiche in Brandenburg
- Länge der Deiche: 1.300 Kilometer
- Sanierungsgrad: 90 Prozent
- Hochwasser seit 1997:
2002 und 2006 an der Elbe
2010 an Oder, Neiße, Spree, Schwarze Elster, Havel und Elbe
2011 in nahezu allen Brandenburger Wasserläufen
2013 an der Elbe