Mecklenburg-Vorpommern
Mecklenburgs Havel – von der Quelle bis Brandenburg
Bevor die Havel zu dem großen Brandenburgischen Strom wird, der gewaltige Wassermengen in die Elbe drückt, entspringt sie bescheiden und pittoresk in der Mecklenburgischen Seenplatte. Garantiert eins, zwei, drei Ausflüge wert!

Unweit der Quelle geht es für Paddler bereits durch viele kleine Kanäle zwischen den Seen.
Foto: Georg Hundt
Mitten in der Mecklenburgischen Seenplatte, im nordöstlichen Teil des Müritz-Nationalparks, steht plötzlich eine Stele mit Ortsnamen, Sitzgelegenheiten und einer gepflasterten Schale im Boden. Daraus sprudelt beständig Wasser, das nach Süden abfließt: die Havelquelle.Die eingravierten Ortsnamen verraten den weiteren Weg des jungen Flusses: Oranienburg, Berlin, Potsdam, Brandenburg, Rathenow …
Ankershagen und Schliemann
Nur wenige Schritte neben der Quelle liegt ein Steg am Mühlensee, der mit klarem Quellwasser zum Baden lädt. All das gehört zum Örtchen Ankershagen. Hier steht neben schnieker Dorfkirche und Schlossburg auch das Heinrich-Schliemann-Museum. Das Elternhaus des weltberühmten Archäologen, rastlosen Abenteurers und Troja-Entdeckers bietet zahlreiche Ausstellungen, Vorführungen, Open-Air-Kino, Feste und Lesungen – nicht nur zu Schliemanns Entdeckungen.
Seen, Lore und Fischerei Bis zur Mündung in die Elbe legt die Havel 325 Kilometer zurück. Im gesamten Lauf durchfließt und speist sie unzählige Seen, wie den Wannsee bei Berlin oder schon hier den Käbelicksee in Kratzeburg (Haltepunkt Bahnstrecke Rostock – Berlin).
Von hier aus kann man theoretisch alle verbleibenden Kilometer durch paddeln. Aber schon die erste Hürde sind die 750 Meter Landmasse vom winzigen Schulzensee bis zum klaren Pagelsee. Zum Bootstransport steht hier einfach eine Lore samt leichter Schiene in einer Waldschneise. Wasserreisende dürfen ihr Gefährt hier auf der Lore selbst herüberschieben und weiterfahren.
In der rustikalen Havel-Nationalpark-Fischerei im Dörfchen Babke gibt es kleine Stärkungen und mit ein wenig Glück sind im Schaubecken Lachsforellen, Stör, Wels, Karausche, Hecht, Plötz und Rotfeder zu entdecken.
Natur und Kultur im Nationalpark
Der ganze Müritz-Nationalpark, aber auch diese Havel-Ecke hier, bietet auch Radfahrern und eingeschränkt auch PKW-Touristen einige Highlights: die einzelnen Nationalparkstationen wie in Federow, das Pausieren in einem der gastronomisch ausgebauten Herrenhäuser oder die Beobachtungsstege und -türme. Nicht nur für Ornithologen ein Highlight. Am höchsten hinaus kommt man auf dem Aussichtsturm am Käflingsberg, ein besteigbarer Funk- und Feuerwachturm beim Örtchen Speck.
Ebenfalls in Federow gibt es die Hörspielkirche. Ein Blick ins Programm lohnt! Ebenso wie in das Programm des Nationalparks: Führungen und Abende für viele Zielgruppen und Interessen.
Unterwegs zwischen Neustrelitz und Mirow
Aber wie geht es mit der Havel weiter? Sie ist schiffbar und schwenkt gen Ost in die Neustrelitzer Seen. Über Kanäle geht es auch direkt nach Neustrelitz. Die alte Residenzstadt mit sternförmigem Aufbau und Parkanlage bietet neben Stadthafen und zahlreicher Gastronomie auch eine Skulpturengalerie in der Schlosskirche, viele Konzerte im Kulturquartier Mecklenburg-Strelitz und seit vielen Jahren Ende Mai das Immergut-Festival mit hochkarätiger Indie-Musik.
In Wesenberg retteten Einheimische und Freunde der Region die alte Brennerei. Sie gründeten eine Genossenschaft, kauften Haus und Grund und bauen nun Stück für Stück das „brenn:werk“ nach einem Entwurf eines Wesenberger (!) Architekturstudenten aus. Das Gelände ist aufgeräumt, alte Steine sind geputzt und das gemeinsame Café als Begegnungsort ist fertig. Auch die Lesestube der Stadt Wesenberg gibt es hier schon. Nun sollen Biergarten, Seminar- und Gästehaus sowie Wohneinheiten entstehen.
Hier hinten am Ellenbogensee ist allerdings auch schon die Landesgrenze zu Brandenburg erreicht. Aber wer jetzt westlich fährt, gerät nach Canow (also nicht nach Conow bei Feldberg). Hier bauten sich mit viel Liebe junge, aber erfahrene Gastronomen aus Berlin eine alte Stellmacherei zum Gasthaus Canow um. Da werden auch schon mal die Tische weggeräumt, damit der örtliche Yoga-Kurs Platz hat.
Noch weiter westlich kann direkt vom Mirowkanal aus im Sommer beim berühmten Fusion-Festival vorbeigeguckt werden. Mirow bietet mit dem Dreiköniginnenpalais und dem Schloss Mirow Wissenswertes zu Landeskunde und Adel. Ach, hier kann noch so viel entdeckt werden!
Und nun nach Brandenburg?
Auf brandenburgischer Seite geht es weiter. Eben nach Fürstenberg, Zehdenick, Oranienburg, Berlin, Potsdam, Werder, Brandenburg, Rathenow und bei Havelberg in die Elbe – wie uns die steinernde Stele an der Havelquelle verraten hat.