Mecklenburg-Vorpommern
Eisbaden: Der Sprung ins eisige Glück
Während die meisten Menschen bei Wassertemperaturen um den Gefrierpunkt längst ihre Badehose verstaut haben, beginnt für eine wachsende Gemeinschaft erst die schönste Zeit des Jahres. Eisbaden, auch Winterbaden oder Kaltwasserschwimmen genannt, hat sich von einer Nischenbeschäftigung zu einem echten Gesundheitstrend entwickelt.

Die Eisbademeisters steigen seit 2020 wöchentlich für einen guten Zweck in die Warnemünder Wogen.
Foto: David Garbe
Allen voran die Rostocker Eisbademeisters, die seit dem Jahr 2020 jeden Freitag von Halloween bis Ostern in den Wogen der Warnemünder Bucht für den guten Zweck ins eisige Nass steigen und dabei bereits über 50.000 Euro für gemeinnützige Projekte gesammelt haben. Im Januar und Dezember taucht die Temperatur des Wassers dabei regelmäßig unter die Zwei-Grad-Schwelle.
Vorteile des Kälteschocks
Der extreme Kältereiz aktiviert das Immunsystem, indem die Produktion weißer Blutkörperchen angekurbelt wird – eine Beobachtung, die durch Blutuntersuchungen vor und nach Schwimmstrecken in sechs Grad kaltem Wasser dokumentiert wurde. Die Auswirkungen erläutert eine aktuelle Meta-Analyse für Kaltwasser-Anwendungen. Sie untersuchte elf Studien mit insgesamt rund 3.200 Teilnehmenden. Das Papier bestätigt, was regelmäßige Eisbadende berichten: Eisbadende litten um 40 Prozent weniger unter Atemwegsinfektionen als Kontrollgruppen. Mediziner konnten bei regelmäßigen Winterschwimmern einen signifikanten Anstieg verschiedener Immunzellen im Blut und wichtiger Immuneiweiße nachweisen.
Die Gefäße profitieren ebenfalls von der Kälteexposition: Beim Eintauchen verengen sich die Blutgefäße, nach dem Verlassen des Wassers weiten sie sich wieder.
Dieser Wechsel trainiert das Herz-Kreislauf-System und kann langfristig zu einer verbesserten Durchblutung und stabileren Blutdruckwerten führen. Zusätzlich setzt der Körper Endorphine frei, die sogenannten Glückshormone, die für ein anhaltendes Wohlbefinden und eine verbesserte Stressresistenz sorgen.
Eisiges Vergnügen für alle
Grundsätzlich kann jeder gesunde Erwachsene das Eisbaden erlernen und praktizieren. Besonders geeignet ist es für Menschen, die ihre körperliche und mentale Widerstandsfähigkeit stärken möchten. Sportlerinnen und Sportler nutzen Eisbäder zur beschleunigten Regeneration nach intensiven Trainingseinheiten, während andere die meditative und stresslösende Wirkung schätzen.
Wichtig ist eine schrittweise Gewöhnung, beginnend mit kalten Duschen und kurzen Wasserkontakten. Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen oder dem Raynaud-Syndrom sollten vor dem Einstieg unbedingt ärztlichen Rat einholen. Auch Schwangere, Personen mit akuten Infekten oder unbehandelten Schilddrüsenerkrankungen sollten auf Eisbaden verzichten. Niemals sollte man allein ins kalte Wasser steigen – Sicherheit geht vor Abenteuer.
Das wissen auch die Eisbademeisters. Ihr Antrieb: Sie sammeln Geld für Menschen in Not, die wirklich frieren. In der ersten Saison 2020 kam für die örtliche Obdachlosenhilfe eine fünfstellige Summe zusammen.
Aktuelle Spendenaktion und Treffen der Eisbademeisters gibt es im Internet unter www.eisbademeisters.de.
Was es zum Eisbaden braucht:
- Ein Warum hilft. Etwa das Bewusstsein, sich selbst Gutes zu tun.
- Mütze, Schlauchtuch und Badeschuhe wärmen beim Eisbaden. Wer sich zu lange der Kälte aussetzt, kann auch krank werden.
- Gesundheit, sonst belastet ein Kälteschock das Immunsystem zu stark.
- Heiteres Wetter und Windstille.
- Andere Eisbadende für mehr Sicherheit.
- Geordnete Kleidung und ein griffbereites Handtuch, um sich nach dem Eisbaden rasch einzumummeln.
- Ruhige Atmung beim Abtauchen gegen den Kälteschock.
Termine
- Warnemünde: Am Rettungsturm 3 springen die Rostocker Eisbademeisters von Halloween bis Ostern freitags um 15.30 Uhr in die Ostsee. Die Rostocker Seehunde samstags und sonntags um 10 Uhr.
- Lubmin: Der Club der Seehunde Lubmin badet mittwochs und samstags um 9 Uhr an der Seebrücke.
- Zinnowitz: Winterbaden am 30. Dezember an der Seebrücke.
- Neujahrsanbaden: am 1. Januar in Karlshagen (14 Uhr, Anmeldung ab 12 Uhr) und Boltenhagen (11 Uhr).
- Ahlbeck: Winterstrandfest mit Eisbaden am 23. und 24. Januar 2026.
- Trassenheide: Eisbade-Spektakel am 7. Februar 14 – 16 Uhr.
- Binz: Das Eisbaden findet am 7. Februar von 14 – 15.30 Uhr am Strandabgang 16 statt.