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Interview mit dem neuen Verbandsvorsteher des WAZV „Der Teltow“

Bodo Krause: „Wir werden von vielen Menschen als attraktive Region wahr­genommen.“

Wird ein Bürgermeister neu ins Amt gewählt, trägt er sprichwörtlich „viele Hüte“. So ist es auch für Bodo Krause, seit Anfang April Rathauschef in Kleinmachnow. Von seinem langjährigen Amtsvorgänger Michael Grubert übernahm er ebenso die ehrenamtliche Aufgabe des Verbandvorstehers des WAZV „Der Teltow“. Grund genug für die Mittelmärkische WASSERZEITUNG, sich zu einem Antrittsbesuch einzufinden – und einem Interview.

Bodo Krause, geboren 1969 in Konstanz, wurde am 16. Februar 2025 zum Bürgermeister der Gemeinde Kleinmachnow gewählt. Der Diplom-Kaufmann ist verheiratet und hat eine Tochter. Seit 2005 lebt er in Kleinmachnow, wo er sich neben der Politik auch als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr engagiert.
Die Verbandsversammlung des Wasser- und Abwasserzweckverbands (WAZV) „Der Teltow“ wählte Bodo Krause am 8. April 2025 einstimmig für acht Jahre zum neuen, ehrenamtlichen Verbandsvorsteher. Michael Grubert, der seit 2009 die Verbandsleitung innehatte, wurde in den Ruhestand verabschiedet.

Foto: SPREE-PR/Arbeit

Herr Krause, Sie sind jetzt seit knapp fünf Monaten der neue Verbandsvorsteher des WAZV „Der Teltow“. Wie gut kennen Sie den Verband und seinen Betriebsführer MWA bereits?

Ich kenne ihn schon relativ gut, weil wir uns operativ viel austauschen. Bislang habe ich aber eher mehr mit den Kunden des Verbandes zu tun gehabt.

Das Thema Wasser ist Ihnen ja nicht fremd, denn Sie waren auch im Umweltausschuss vorher aktiv. Da geht es ja auch um die Daseinsvorsorge.

Ja, die Daseinsvorsorge ist da sicherlich ein Thema. Und eine Sache ist mir aufgefallen und die habe ich mir auch für meine Amtszeit vorgenommen: einen engeren Austausch herbeizuführen. Was zum Thema Wasser im Ausschuss ankommt, ist zu wenig.

Die Wasserthematik unterscheidet sich von den meisten anderen kommunalpolitischen Belangen durch ihre Langfristigkeit. Da muss wirklich in Generationszeiträumen und unter variablen Bedingungen gedacht werden. Es gibt Fragestellungen, die die nächsten 30 – 40 Jahre betreffen – und das bei knappen Mitteln und permanent wechselnden politischen Entscheidungsträgern.

Da eine Langfristigkeit reinzubringen, erfordert einen wesentlich besseren Wissensstand über die strategischen Notwendigkeiten der Wasserver- und vor allem der Schmutzwasserentsorgung.

Wir werden ja auch in den Medien mit dem Thema Wasser zunehmend konfrontiert. Es gibt Niedrigwasserberichte, wir hören von sinkenden Gewässerpegeln auch in unserer Region. Ist das etwas, wo Sie jetzt qua Amt einen Blick drauf haben?

Das Thema ist unglaublich vielschichtig, und das macht es so schwierig. Wir leben ja hier in einer Gegend, wo wir gerade erst anfangen, uns über das Thema Wasser Gedanken zu machen. Unterhalten Sie sich doch mal mit Leuten aus Colorado oder Saudi-Arabien! Dort ist man uns meilenweit voraus, erstens in der Frage, wie wichtig ist Wasser? Für die ist es nämlich überlebenswichtig. Und zweitens in der Frage, wie geht man technisch damit um? Damit will ich sagen: mit diesen Leuten können Sie über Wassermanagement reden. Wir sind da im Vergleich noch Anfänger.

Wir müssen gucken, bei welchen Themen wir gute Voraussetzungen haben, um sie auf dem Wasserweltmarkt einzubringen. Wenn ich das richtig im Blick habe, sind wir in Deutschland nach wie vor führend im Bereich der Pumpentechnik. Generell aber haben wir zu dem Thema Wasser noch eine Menge Aufklärungsbedarf zu leisten.

Was halten Sie für das Erfolgsrezept hier vor Ort, dass wir bei der Ver- und Entsorgungssicherheit auf höchstem Niveau bleiben? Worauf werden Sie als Verbandsvorsteher besonderes Augenmerk legen?

Wir müssen zwei gegenläufige Entwicklungen bedenken. Auf der einen Seite wird in unserem Verbandsgebiet die Bevölkerungszahl sicherlich weiterhin steigen. Auf der anderen Seite läuft der Wasserverbrauch für meine Begriffe eher gegen einen Grenzwert. Das hat auch damit zu tun, dass das Thema “Wasser sparen” sehr ins Bewusstsein der Menschen gedrungen ist. Da ist vieles geleistet worden, vom Wassersparduschkopf über Brauchwasserverwendung in Toilettenspülung bis hin zu Wassermanagement im Gartenbereich. Ich nehme wahr, dass sich die Menschen viel Gedanken darüber machen, wie sie den eigenen Wasserverbrauch vernünftig einhegen. Übrigens: Für die Wasserentsorger darf man ab und zu gerne mal die Spülung laufen lassen, ansonsten haben wir mit unseren Kanalisationen nämlich ein Problem.

Wasser muss fließen, 365 Tage im Jahr, dafür wird investiert. Sie werden 2026 eines der modernsten Wasserwerke Brandenburgs hier bei sich in der Gemeinde in Betrieb nehmen. Sind Sie stolz drauf?

Das ist eine Frage, die ich mir noch nie gestellt habe. Stolz verbinde ich eher mit einer individuellen Leistung und den Zusammenhang erkenne ich hier nicht.


Ich halte es einfach für wichtig. Es ist eine Frage der Schaffung von Versorgungssicherheit in unserem Verband und für mich eher eine Selbstverständlichkeit, das zu machen. Mit der Erweiterung des Wasserwerkes können wir die Förderkapazität um das Zweieinhalbfache erhöhen und ein redundantes Versorgungssystem schaffen – mit viel Sicherheit!

Aber die Wasserversorgung ist ja nur ein kleiner Schritt auf einer langen Strecke von Themen, die wir im Verband adressieren müssen. Wenn wir darüber reden, dass wir Daseinsvorsorge krisensicher machen wollen, dann bedeutet das auch, den Krisenfall zu bedenken. Und das ist eine Sache, die mir bei unserem Betriebsführer MWA imponiert. Es wird nachgedacht und vorbereitet.

Vorbereitet sein müssen wir auch, was die Wasser-Fachkräfte der Zukunft angeht. Was ist Ihr flammender Appell an baldige Schulabgänger: Schielt nicht nach Berlin, bleibt hier!?

Das nehme ich anders wahr. Berufsausbildung wird sehr häufig und sehr gerne ortsnah gemacht. Und dafür haben wir schon eine breite Auswahl vor der Tür. Ich habe den Eindruck, dass die jungen Menschen, die hier aufwachsen, diese Region als lebenswert wahrnehmen und schauen, wie man hier für seinen Broterwerb sorgen kann. Auch im Rathaus ist es nicht so, dass sie die Leute hierhertragen müssten. Wir werden von vielen Menschen als attraktive Region wahrgenommen.

Wie sehen Sie den Anteil der Wasserwirtschaft an der lokalen Wertschöpfung und kann man da noch eine Schippe drauflegen?

Wir fragen sehr spezifische Bauleistungen ab und haben hier durchaus Firmen, die das leisten können. Allerdings steht das europäische Ausschreibungsrecht Vorhaben im Wege, wenn eine bestimmte Grenze überschritten wird. Aber es gab eine Veränderung, die uns in einem erheblichen Ausmaß Aufträge lokal vergeben lässt. Übrigens beklagen sich lokale Gewerbebetriebe überall in Europa darüber, dass sie europäischer Konkurrenz ausgesetzt sind. Dass man hier die Grundlagen ein bisschen verändert, um im wahrsten Sinne des Wortes die Kirche im Dorf lassen zu können, ist sehr hilfreich.

Gibt es in Kleinmachnow einen Lieblingsplatz am Wasser?

Eine meiner Laufstrecken führt um den Machnower See herum.

Vielen Dank für das Gespräch!