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Wasserwerk Hennigsdorf

Wie wird aus Wasser Trinkwasser gemacht?

Sich von dem Wasserwerker Frank Zirzlaff das Wasserwerk Hennigsdorf zeigen zu lassen, ist eine wahre Freude. Die Begeisterung für „sein“ Wasserwerk steckt an. Er kennt jeden Stein und jede Schraube und hat, wie er sagt, bereits alles erlebt. Schon 47 Jahre arbeitet der Wasserversorgungstechniker hier und man glaubt ihm sofort, dass er nie etwas anderes wollte.

Bei der spannenden Besichtigung weiß Frank Zirzlaff jede Menge Geschichten über das 1931 gebaute Hennigsdorfer Wasserwerk einzuflechten. Zu DDR-Zeiten arbeiteten hier etwa zehn Kollegen rund um die Uhr im Drei-Schicht-System. Heute sind es vier Kollegen, die neben dem Hennigsdorfer Wasserwerk noch die Werke in Pausin, Beetz, Friesack und Flatow betreuen. Schichten gibt es schon lange nicht mehr.

Bei der Führung kommen noch die Kollegen Sven Petznick und Ricardo Schumacher dazu. Sven Petznick ist Betriebsschlosser und wartet die Anlagen bei der OWA. Der Anlagenmechaniker Ricardo Schumacher arbeitet schon seit 2011 im Hennigsdorfer Wasserwerk und wird nächstes Jahr, wenn Zirzlaff sich in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet, seine Nachfolge antreten. „Bei ihm weiß ich das Wasserwerk in guten Händen“, sagt Zirzlaff und lacht.  „Mittlerweile kann ich auch abgeben.“

Ein reines Naturprodukt

Im OWA-Versorgungsgebiet wird zur Trinkwassergewinnung ausschließlich natürliches Grundwasser genutzt. Die Qualität ist hoch, sodass auf Aufbereitungsstoffe wie Chlor und Desinfektionsverfahren verzichtet werden kann. Lediglich überschüssiges Eisen und Mangan müssen herausgefiltert werden, um die strengen Auflagen der Trinkwasserverordnung zu erfüllen.

Zweimal in der Woche prüfen Frank Zirzlaff und seine Kollegen in den Brunnenstuben unter den Klappen, ob die Pumpen korrekt arbeiten.
Fotos (7): SPREE-PR/Petsch

1. Brunnen fördern Rohwasser

Die Brunnen fördern mittels Pumpen das Grundwasser, das der Fachmann Rohwasser nennt, aus den Bodenschichten. Im Wasserwerk Hennigsdorf pumpen 15 Brunnen das Wasser aus 18-42 Metern Tiefe. Im Frühjahr fördern sie etwa 4.500 m3 Wasser am Tag, im Sommer durchaus die doppelte Menge.

Karikatur: SPREE-PR/Bartz

Wasserchinesisch: Brunnenstube

So bezeichnet man die Einfassung einer Quelle zur Gewinnung von Trinkwasser und bei den in unserer Region üblichen Bohrungen das Abschlussbauwerk über dem Brunnen Die Brunnenstube ist ein frostfreier Raum, der als Zugang zum Brunnen und zur Installation der Rohrleitungsarmaturen dient.
Für die offene Filteranlage wird in einem sogenannten Riesler-Sauglüfter natürliche Luft zur Belüftung des Rohwassers angesaugt und zugesetzt. Für die geschlossenen Filter leisten diese Arbeit Kompressoren.

2. Belüftung mit Sauerstoff

Vor seiner Filterung wird das gewonnene Rohwasser durch Druckbelüfter mit Sauerstoff angereichert. In Verbindung mit dem Sauerstoff bilden Eisen und Mangan Flocken, die sich gut herausfiltern lassen.
Acht geschlossene Filterkessel und vier offene Filterbecken arbeiten im Wasserwerk Hennigsdorf. Beide erfüllen denselben Zweck. Die Filterleistung eines geschlossenen Kessels liegt bei 80 m3/h, die der offenen Filteranlage bei 90 m3/h. Betriebsschlosser Sven Petznick testet hier den Zulauf eines Filterkessels.

3. Filtern des Wassers

Die Filteranlage bildet das Herzstück des Wasserwerkes. In den Filtern sickert das Wasser durch eine anderthalb Meter dicke Kiesschicht. Bei diesem natürlichen Filterprozess werden die gebundenen Eisen- und Manganverbindungen zurückgehalten. Aus Rohwasser wird Trinkwasser, das der Fachmann Reinwasser nennt.
Im Wasserwerk Hennigsdorf fassen zwei Speicherbecken je 2.500 m3 Trinkwasser. Frank Zirzlaff prüft eine Klappe am Reinwasserzulauf.

4. Trinkwasser­speicher

In riesigen, hermetisch abgeriegelten Speicherbecken lagert das Reinwasser, bis es ins Leitungsnetz geschickt wird. So ist das Trinkwasser zu jeder Tages- und Nachtzeit vorhanden und es können Verbrauchsschwankungen ausgeglichen werden, die selbst über den Tag verteilt auftreten.
Vier kraftvolle Pumpen arbeiten im Maschinenraum des Wasserwerks Hennigsdorf.

5. Druckpumpen ins Netz

Leistungsstarke Druckpumpen ziehen das Reinwasser aus den Speicherbehältern und pumpen es ins Leitungsnetz. Das Trinkwasser macht sich auf den Weg zu den Verbrauchern.
Fast idyllisch lagern in zwei Absatzbecken neben dem Wasserwerk die Filterrückstände.

Absatzbecken für Filterrückstände

Das beim Filtern zurückgehaltene Eisen und Mangan wird mit Spülwasser in zwei Becken geleitet. Die ungiftigen Rückstände werden nach 15 bis 20 Jahren ausgebaggert und auf einer Deponie fachgerecht entsorgt.
Anlagenmechaniker Ricardo Schumacher hat den gesamten Aufbereitungsprozess im Blick.

Steuerzentrale

In der Zentrale werden sämtliche Stationen des Wasserwerks genau abgebildet und überwacht. Bei Störungen kann unmittelbar in die Prozesse eingegriffen werden.