DAT gibt Einblicke in innovative Projekte und Finanzierungsmöglichkeiten
Energieeffizienz im Trend
Volle Säle, ausgebuchte Messestände und intensiver Austausch zwischen Fachleuten. Am 7. Mai war es wieder so weit: Die Dresdner-Abwasser-Tagung (DAT), einer der wichtigsten Branchentreffs in Deutschland, öffnete ihre Tore für Fachkundige, Wissenschaftler und Interessierte – und knackte den Besucherrekord mit 880 Teilnehmenden.

Unter dem Thema „Die Zukunft der Abwasserwirtschaft – gestalten wir immer noch selbst“ startete die Tagung mit einer politischen Diskussionsrunde. Live zugeschaltet:
Prof. Dr. Uli Paetzel, Präsident der DWA.
Foto: SPREE-PR/Swoboda
115 Messeaussteller und 17 Referenten präsentierten ein vielfältiges Programm mit verschiedenen Themenschwerpunkten. Einer davon war die Energiewende im Abwasserbereich – welche Chancen es gibt und wie diese umgesetzt und finanziert werden können. Das Interesse war groß. Denn Energieunabhängigkeit ist seit der Novellierung der EU-Kommunalabwasserrichtlinie (KARL) ein hitzig diskutiertes Thema der Abwasserverbände. Es sieht vor, dass Kläranlagen ab 10.000 Einwohnerwerten bis 2045 schrittweise bilanziell energieautark arbeiten sollen.
Energie aus Abwasser
Ein vielversprechender Ansatz zur Energieeinsparung ist die Nutzung von Wärme aus Abwasser. Sebastian Beck, Geschäftsbereichsleiter der Wirtschaftsbetriebe Duisburg, erläuterte dies am Beispiel der Kläranlage Duisburg-Huckingen. „Energie aus Abwasser zu gewinnen ist kein neues Projekt“, betonte er, „doch neu ist die Debatte in Politik und Gesellschaft, angetrieben durch die Energiekrise.“ Für einen erfolgreichen Einstieg in die Abwasserwärmenutzung müssen laut Beck technische, strategische und wirtschaftliche Voraussetzungen gegeben sein: Technisch braucht es unter anderem die Abwassermenge von mindestens 5.000 Haushalten und einen Wärmeabnehmer wie ein Fernwärmenetz in geringer Entfernung. Aus strategischer Sicht ist eine frühzeitige Vereinbarung mit Energieversorgern sinnvoll. Denn kommunale Abwasserbetriebe sind keine Wärmeversorger und unterliegen damit nicht denselben Anforderungen.
Und zuletzt muss die Wirtschaftlichkeit gegeben sein – ohne Fördermittel ist Abwasserwärme derzeit kaum wettbewerbsfähig. Sein Fazit: „Solche Projekte gelingen nur, wenn die Kooperation zwischen Abwasserentsorger und Wärmeversorger von beiden Seiten gewollt ist und realistische Ziele gesetzt werden.“
Finanzierungsmethoden
Entschließt sich ein Abwasserbetrieb die Energieeffizienz auf seinen Anlagen zu steigern, ist er auf Fördermittel angewiesen. Doch der „Fördermitteltopf“ ist begrenzt und die Anforderungen sind komplex. Hier können Planungs- und Beratungsbüros bei der Akquise hilfreich sein. „Denn oft sind kreative Lösungen gefragt, wie Fördermittel gefunden werden können“, erklärte Sabine Wiesmann, Geschäftsführerin der Findig Projekt GmbH. Darüber hinaus ist der Zeitpunkt ein wichtiger Erfolgsfaktor: „Häufig wird der Förderantrag von Unternehmen erst dann gestellt, wenn einige Planungsphasen bereits abgeschlossen sind und die technische Umsetzung entschieden wurde. Dadurch verkleinert sich jedoch der Handlungsspielraum für in Frage kommende Förderprogramme“, sagte Wiesmann. Eine alternative Finanzierungsform ist das Einspar-Contracting. Dabei schreibt der Betrieb nicht einzelne Leistungen aus, sondern ein konkretes Energieeinsparziel. Ein externer Dienstleister (Contractor) plant, finanziert und realisiert die Effizienzmaßnahmen eigenverantwortlich und erhält seine Vergütung aus den tatsächlich erzielten Einsparungen über einen definierten Zeitraum.

Foto: SPREE-PR/Swoboda
Sabine Wiesmann, Geschäftsführerin der Findig Projekt GmbH, stellte auf der DAT Finanzierungswege für Betriebe vor, die ihre Anlagen energieeffizienter gestalten wollen. Das Unternehmen hilft auch bei Fördermittelanalysen.

Foto: SPREE-PR/Swoboda
Michael Geistert (li.) und Florian Steiner von der HOMA Pumpenfabrik GmbH präsentieren das Laufwerk der neuen Chopperpumpe. Sie zerkleinert Feststoffe, die sonst in abwassertechnischen Anlagen zu Verstopfungen führen und ist mit energieeffizienten Motoren ausgestattet.

HST Systemtechnik GmbH
Effizient und sparsam: Ein Rohrwärmetauscher wie dieser von HST Systemtechnik nutzt eine außenliegende Radialspirale zur Rückgewinnung von Wärme aus Abwasser. So lassen sich Technikräume beheizen oder Maschinen kühlen. Auch der Einbau in bestehende Systeme ist möglich.

Grafik: Antje Dennewitz
Die DAT auf einen Blick
Die Veranstalter haben sich in diesem Jahr etwas Besonderes einfallen lassen: Antje Dennewitz, Illustratorin, begleitete die Tagung mit einem „Graphic Recording“ – einem visuellen Protokoll, das die zentralen Inhalte der Veranstaltung in Echtzeit mit Bildern und Grafiken festhält. Komplexe Themen werden so anschaulich und mit einer Prise Humor dargestellt.