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Fotos: Georg Hundt (Biene); privat (Katja Burmeister)

Mecklenburg-Vorpommern

Weltbienentag: Bestäub’ mich, wenn du kannst!

Am 20. Mai ist Weltbienentag. Dabei richtet sich der Blick bewusst nicht nur auf die Honigbiene, sondern vor allem auf ihre oft übersehene Verwandte: die Wildbiene. Während die Zahl der Imkerinnen und Imker in Mecklenburg-Vorpommern in den letzten fünf Jahren um 25 Prozent gestiegen ist und somit auch die Honigbienenpopulation zunimmt, sind viele Wildbienenarten in ihrer Existenz bedroht.

In Mecklenburg-Vorpommern wurden kürzlich 38 neue Wildbienenarten entdeckt, was die Gesamtzahl auf beeindruckende 334 erhöht. Diese Entwicklung ist teilweise auf klimatische Veränderungen zurückzuführen, die neuen Arten wie der Blauschwarzen Holzbiene das Ansiedeln ermöglicht. Gleichzeitig verschwinden jedoch andere spezialisierte Arten, da ihre Lebensräume durch menschliche Eingriffe – wie die Umwandlung von Kiesgruben in Solarparks oder die Pflege von Küstendünen – zerstört werden. ​

Katja Burmeister betont die Bedeutung der Wildbienen für die Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen. Sie bietet praxisnahe Unterstützung an – etwa durch Pflanzlisten, Saatgutempfehlungen und Informationsmaterial für Schulgärten und kommunale Blühflächen. Außerdem organisiert sie Workshops und Führungen, bei denen interessierte Menschen lernen, wie sie auch mit kleinen Maßnahmen – von offenen Sandflächen bis zu Totholzhecken – wichtige Lebensräume für gefährdete Arten schaffen können.

Schönheit und Natur bewahren

Jeder kann einen Beitrag zum Schutz der Wildbienen leisten – sei es durch das Anlegen von Blühstreifen, das Zulassen von Wildnisecken im Garten oder das Bereitstellen von Nistmöglichkeiten. So wird nicht nur die Artenvielfalt gefördert, sondern auch die Grundlage für eine ertragreiche Landwirtschaft und eine gesunde Umwelt geschaffen. „Am Weltbienentag sollten wir uns bewusst machen, dass der Schutz der Wildbienen ebenso wichtig ist wie der der Honigbienen“, sagt Katja Burmeister. „Nur durch gemeinsame Anstrengungen können die Vielfalt und Schönheit unserer Natur bewahrt werden“, meint die Fachfrau.
Die Bienenexpertin Katja Burmeister ist aktiv beim „ErlebnisReich Bienenstraße“, einer Erlebnisroute in den Naturparks Sternberger Seenland und Nossentiner/Schwinzer Heide, die das Bewusstsein für Bienen und andere Bestäuber stärkt. Entlang der Strecke gibt es Schaugärten, Imkereien und Lehrpfade. Die Route, besonders für Radfahrer geeignet, umfasst verschiedene Touren.

Das sind die Guten: wildbienenfreundliche Pflanzen

Disteln wie Acker- oder Kriechdistel sind wertvolle Wildpflanzen mit nektarreichen, auffälligen Blüten. Sie ziehen vor allem langrüsselige Wildbienen an, darunter Hummeln, Flockenblumen-Blattschneiderbienen und Mauerbienen. Besonders im Spätsommer sind sie eine wichtige Nahrungsquelle, wenn andere Blüten knapp werden. Trotz ihres stacheligen Rufs sind sie echte Bestäuber-Magnete. Weitere wildbienenfreundliche Pflanzen sind Sonnenblume, Kapuzinerkresse, Ringelblumen, Veilchen​ und Flockenblumen.

Der Natternkopf ist eine heimische Wildpflanze mit leuchtend blauen Blüten, die reich an Nektar und Pollen sind. Er blüht über viele Wochen und ist besonders attraktiv für langrüsselige Wildbienen wie Garten-Wollbienen, Mauerbienen und Hummelarten. Auch spezialisierte Wildbienen wie die Natternkopf-Mauerbiene sind auf ihn angewiesen, da sie ausschließlich seinen Pollen sammeln. Ideal für naturnahe Gärten und insektenfreundliche Flächen! Weitere wildbienenfreundliche Stauden sind Fingerhut, Malven, Rittersporn, Frauenmantel, Sonnenhut, Aster, Fetthenne, Katzenminze.

Der Sandthymian ist eine niedrige, teppichbildende Wildpflanze mit zarten rosa Blüten. Er lockt zahlreiche kurzrüsselige Wildbienen, z. B. Seidenbienen und Schmalbienen, sowie Wildhummeln an. Auch als guter Rasenersatz ist er trittfest, trockenheitsresistent und bietet im Gegensatz zum klassischen Rasen langanhaltende Nahrung für Bestäuber – schön, pflegeleicht und insektenfreundlich. Weitere wildbienenfreundliche Kräuter sind Salbei, Zitronenmelisse, Pfefferminze, Liebstöckel, Bohnenkraut, Schnittlauch, Ysop, Oregano, Majoran, Borretsch und selbst der unbeliebte Giersch.

Auf diese Pflanzen kann gut verzichtet werden:

  • Gefüllte Blüten, z. B. gefüllte Rosen, Dahlien, Ranunkeln: Die Blüten sind überzüchtet, Pollen und Nektar fehlen oder sind unerreichbar.
  • Geranien (Pelargonien): kaum Nektar, sterile Sorten – hübsch für uns, nutzlos für Insekten.
  • Forsythien: blühen früh, aber bieten weder Nektar noch Pollen.
  • Zucht-Petunien: oft steril und ohne Nährwert für Insekten.
  • Thuja (Lebensbaum) und Kirschlorbeer: beliebte Heckenpflanzen, aber ökologisch wertlos, da sie weder Blüten noch Lebensraum bieten.
  • Exotische Zierpflanzen wie Hibiskus, Wandelröschen oder Bougainvillea: für viele heimische Wildbienen ungeeignet oder unattraktiv.

Die meisten Wildbienen …

  • leben nur acht Wochen.
  • sind nur zu bestimmten Zeiträumen im Jahr aktiv.
  • finden meist ausreichend Nektar, aber wenig Pollen (Eiweiß und Nährstoffe für den Nachwuchs).
  • fliegen nur Blüten von bestimmten Pflanzen oder -arten an.
  • kommen bei den beliebten geschlossenen Blüten schlicht nicht an Nektar oder Pollen.
  • sind deutlich weniger aggressiv als Honigbienen oder Wespen und haben weniger kräftige Stachel.
  • können mit Bienenhotels wenig anfangen. Die sind für Wildbienen interessant, die in Totholz, Pflanzenstängeln, Mauerritzen und Hohlräumen nisten. Dreiviertel aller Wildbienenarten nisten und leben aber im Boden. Für sie sind zu viel Ordnung, versiegelte Flächen, Mulch, Rasenmähen und exzessives Umgraben ungünstig.