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Das Grüne Band bietet einzigartige Erlebnisse. Eine interaktive Karte des Nationalen Naturmonuments Sachsen-Anhalt zeigt Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten entlang des Grenzverlaufs.
Foto: Otmar Fugmanne

Vom Grenzstreifen zum Naturjuwel

Das Grüne Band

40 Jahre, 480 Monate, 14.610 Tage – so lange prägte die innerdeutsche Grenze das Leben der Menschen. Diese Zeit der Teilung war von Verlusten und gefährlichen Hürden gekennzeichnet, gleichzeitig bot sie der Natur jedoch einen unerwarteten Raum der Erholung. Aus dem sogenannten Todesstreifen entstand ein einzigartiges Naturparadies: das Grüne Band.

Von Priwall bei Lübeck an der Ostsee über Marienborn in Sachsen-Anhalt bis zum Dreiländer­eck Bayern, Thüringen und Sachsen verlief die innerdeutsche Grenze, rund 1.400 Kilometer. Nach dem Fall der Mauer rief der BUND am 9. Dezember 1989 das Naturschutzprojekt das Grüne Band ins Leben. Über viele Jahre schuf der Umweltverband aus dem verlassenen Grenzgebiet den größten, zusammenhängenden Biotopverbund Deutschlands. Sümpfe, Heiden, Busch- und Waldlandschaften schlängeln sich in einem Geländestreifen auf einer Breite von 50 bis 200 Metern entlang des Grenzverlaufs. Über 1.200 seltenen und gefährdeten Tier- und Pflanzenarten wird hier ein Lebensraum geboten.

Aus Biotopverbund wird Nationales Naturerbe

Seit 2005 ist das Grüne Band offiziell als Nationales Naturerbe anerkannt. Viele Jahre verhandelten die Bundesregierung und die betroffenen Bundesländer darüber, dass Bundesflächen, die im Gebiet des Grünen Bands liegen, kostenfrei als Teil des Nationalen Naturerbes an die Länder übertragen werden.

Auch störungsempfindliche Tierarten wie der Schwarzstorch siedeln sich aufgrund der Abgeschiedenheit im Grünen Band an.
Foto: BUND/Damschen

Stacheldraht, Stahl und Beton: Nach 1952 war Hötensleben stark bewacht. Dennoch gelang 146 Personen der Grenzdurchbruch.
Foto: Grenzdenkmalverein Hötensleben e. V.

Heute umfasst das Areal im ehemaligen Grenzstreifen rund 17.712 Hektar, was etwa der zehnfachen Fläche des Geiseltalsees entspricht.   Doch damit ist das Projekt noch nicht am Ziel, wie Dieter Leupold, Leiter der Koordinierungsstelle Grünes Band in Sachsen-Anhalt erklärt:

„Nach wie vor sind rund 12 Prozent der Fläche des Grünen Bands durch Landwirtschaft, Aufforstung, Straßen- und Siedlungsflächen stark beeinflusst. Das sind etwa 170 Kilometer.“ Rund 30 Prozent der Fläche des Grünen Bands befinden sich laut BUND in Privatbesitz. Häufig stehen dabei Nutzungsinteressen Naturschutzanliegen gegenüber.

„Unser Ziel ist es einerseits, die naturnahe Nutzung durch Privatbesitzer zu fördern, andererseits Flächen durch Spenden und Fördermittel von privater Hand zu erwerben und Lücken zu schließen. Manche der Lücken sind bis zu 20 Kilometer lang“, sagt Leupold.

Ausflugsziel Grünes Band: Geschichte trifft Natur

Obwohl noch nicht alle Flächen des Grünen Bands naturschutzgerecht genutzt werden, ist der Fortschritt bereits deutlich erkennbar. Heute ist das Grüne Band ein beliebtes Ziel für abwechslungsreiche Ausflüge. Gut ausgeschilderte Wander- und Radwege führen entlang des Grenzstreifens durch eine abwechslungsreiche Landschaft. Auf unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und Streckenlängen ist für viele etwas dabei.

Alleinstellungsmerkmal Hötensleben: Von 1949–1952 war die Grenze wegen der Kohleindustrie offen – inoffiziell, aber bekannt. Trubel, Kriminalität und über 30 Todesopfer prägten diese Zeit.
Foto: Grenzdenkmalverein Hötensleben e. V.

Und nicht nur die Naturschönheiten sind einen Besuch wert. Zahlreiche Stationen wie die Gedenkstätte Marienborn oder das Grenzdenkmal in Hötensleben lassen die bewegende Geschichte der innerdeutschen Grenze lebendig werden. „Es ist wichtig, in Erinnerung zu behalten, was diese Grenze für die Menschen bedeutete“, sagt René Müller, Vereinsvorsitzender des Grenzdenkmalvereins Hötensleben e. V. „Allein im Grenzabschnitt Hötensleben gab es in der Zeit zwischen 1952 bis zur Grenzöffnung 322 Festnahmen von Flüchtenden.“