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Auf der Kläranlage Hecklingen verschaffen sich der Technische Leiter Ralf Methner und WAZV-Geschäftsführer Andreas Beyer (v. l.) einen Überblick über die Potenzialstudie zur Energieoptimierung.

Sachsen-Anhalt

„Wir investieren heute, um morgen Kosten zu sparen“

Erneuerung, Instandhaltung, Erweiterung: Wasserversorgung und Abwasserentsorgung sind mit immensen Kosten verbunden. Die einzelnen Verbände müssen daher langfristig und umsichtig planen – so auch der WAZV „Bode-Wipper“. Verbandsgeschäftsführer Andreas Beyer erklärt im Interview, wie es im Staßfurter Verband läuft.

Herr Beyer, welche Investitionen sind für dieses Jahr im Trink- und Abwasserbereich geplant?

Unser Wirtschaftsplan 2025 sieht im Trinkwasserbereich die Erneuerung von rund 9,15 km Trinkwasserversorgungsleitungen und etwa 300 Hausanschlüssen vor. Davon sind etwa drei Kilometer noch ein Überhang aus dem vorherigen Wirtschaftsjahr. Im Abwasserbereich I steht die Erneuerung der Anlagenteile der Pumpwerke und Kläranlage ganz oben auf dem Plan sowie die Energieoptimierung. Für das Abwasser Gebiet II ist die Mischwasser­entlastung Hecklingen in der Staßfurter Straße das wichtigste Projekt. Dort steht die Errichtung eines Abschlagsbauwerks in den Beek an. Das Vorhaben ist allerdings nur mit Fördermitteln umsetzbar, auf die wir noch warten.

Wie hoch sind die Kosten?

Insgesamt ist ein Investitionsvolumen von rund 15 Millionen Euro angesetzt, eine Rekordhöhe! Dazu zählen bereits bewilligte Fördermittel. Im Trinkwasserbereich fließen rund 7,5 Millionen Euro in die Verteileranlagen. Die Fördermittel-Zusage liegt hier bei 957.000 Euro. Für das Abwasser Gebiet I sind es 3,2 Millionen Euro, davon werden 1,7 Millionen für die Erneuerung von Anlagenteilen der Pumpwerke und Kläranlage sowie die energetische Sanierung verwendet. In die Verteileranlagen fließen 640.000 Euro. Für Fahrzeuge, Grundstücke und bauliche Anlagen müssen insgesamt 550.000 Euro verwendet werden.

Erfolgreicher Abschluss 2024: die Versorgungsleitung in der Gollnowstraße in Staßfurt.

Und im Abwasser Gebiet II?

Dort sind es insgesamt 3,1 Millionen Euro. Für technische Anlagen und Maschinen werden 840.000 Euro verwendet, 720.000 Euro für das Kanalnetz. 490.000 Euro werden für Fahrzeuge benötigt. Für Grundstücke, Bauten und bauliche Anlagen sind es 260.000 Euro. Auch im IT-Bereich sind Investitionen erforderlich, beispielsweise für Sicherheitssoftware, die vor Hackerangriffen schützt. Für Software und Lizenzen müssen 250.000 Euro aufgewendet werden.

Was ist besonders herausfordernd?

Die Baupreise steigen weiter an, daher sind wir vom WAZV ständig auf der Suche nach Optimierungsmöglichkeiten.

Zum Beispiel?

Wir gucken genau hin. Wenn wir feststellen, dass im Ergebnis einer Ausschreibung die Kostenberechnung überschritten wird, heben wir die Ausschreibung auf. Zudem hat der Verband eine Datenbank mit vielen Baufirmen angelegt. Durch eine größere Beteiligung entsteht ein größerer Wettbewerb. Und wo es machbar ist, führt der WAZV Baumaßnahmen mit eigenem Personal durch.

Welche Bauvorhaben werden konkret umgesetzt?

Wir planen die Durchführung von drei Großmaßnahmen: Die Ortsdurchfahrt Neundorf, Schneidlingen Komplex Cochstedter Straße, Friedhofstraße, Poststraße, Oberstraße, Ritterstraße, Graue, Küstergrube und Stieg. Das sind 1,7 km, die verlegt werden müssen. Dazu kommt noch Staßfurt Komplex Dr.-Frank-Straße, Buchenweg und Lindenweg, insgesamt 1,5 km. Für die beiden Maßnahmen sind Fördermittel beantragt, die nur bei Bewilligung umgesetzt werden können. Das Bauvorhaben soll in zwei Jahresscheiben realisiert werden. Zudem plant der WAZV noch 15 kleinere Maßnahmen im Straßenbau, die nach Möglichkeit mit den Mitgliedsgemeinden durchgeführt werden.

Stichwort Mitgliedsgemeinden – wie gestaltet sich die Zusammenarbeit?

Es gibt einen riesigen Unterschied zwischen Theorie und Praxis. In der Theorie setzen wir uns mit den Gemeinden ein halbes Jahr vor Beginn des neuen Wirtschaftsjahres an einen Tisch, planen und besprechen die Maßnahmen, die wir gemeinsam durchführen wollen. Dies ist eine sehr konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Die Praxis sieht jedoch anders aus: Seit dem Wegfall der Straßenausbaubeiträge zum 01. 01. 2019 ist die Zusammenarbeit eine absolute Katastrophe.

Woran liegt das?

Den Gemeinden fehlen die finanziellen Mittel. Oftmals müssen deshalb Maßnahmen gestückelt oder ganz verschoben werden, was zu einer Schieflage im Investitionsplan des Verbandes führt. Allerdings kam es auch schon mehrfach vor, dass es umgekehrt war: Die Gemeinde erhält plötzlich Fördergelder und der Verband wird vom Straßenausbau überrascht. Dennoch ist es uns bisher immer gelungen, unsere Interessen auf einen Nenner zu bringen, denn bei Gemeinschaftsmaßnahmen halbieren sich in etwa die Kosten für die Leitungsverlegung. Unabhängig davon ist es jedoch immens wichtig, dass die Gemeinden eine ausreichende Finanzausstattung erhalten, um ihre Infrastruktur zu unterhalten. Es muss ja nicht immer erst eine Brücke einstürzen.

Auch bei der Erneuerung des Abwasserschachts in der Teichstraße in Westeregeln 2024 war Tiefbau nötig.

Welche Gesetzesvorlagen sind für den Verband schwer umzusetzen?

Eindeutig die neue EU-Kommunalabwasserrichtlinie, kurz KARL. Sie fordert bis 2045 eine vollständige Energieneutralität. Es soll jedoch Zwischenziele geben: 20 Prozent bis 2030, 40 Prozent bis 2035, 70 Prozent bis 2040 und 100 Prozent bis 2045. Aber schon 70 Prozent Energieneutralität zu erreichen, wird wirtschaftlich nicht sinnvoll sein.

Was ist Ihr erster Schritt in diese Richtung?

Auf dem Weg zum Zwischenziel 2030 planen wir für beide Kläranlagen die Errichtung einer Photovoltaik-Anlage. Damit sollten wir jährlich zwischen 30.000 und 35.000 Euro Stromkosten einsparen. In vier bis fünf Jahren sollten sich die Anlagen bereits rechnen.

Danke für das Gespräch!