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Unternehmerin Dorothee Berger (Geschäftsführerin der „Christine Berger GmbH & Co. KG“) ist seit Jahresbeginn Vorstandsvorsitzende des Brandenburger Agrarmarketingverbands pro agro.
Foto: Christine Berger GmbH

Brandenburg

Täglicher Bedarf: selbstverständlich aus der Region

Die Brandenburger Landpartie feiert 2025 ihr 30. Jubiläum. Seit 1995 lädt die märkische Agrar- und Ernährungswirtschaft zu vielfältigen Entdeckertouren ein – in diesem Jahr Mitte Juni. Wie die Erwartungen der Branche an das beliebte Event sind, darüber sprach die WASSERZEITUNG mit Dorothee Berger, der neuen Vorstandsvorsitzenden des Brandenburger Agrarmarketingverbands pro agro. Sie ist außerdem Geschäftsführerin der „Christine Berger GmbH & Co. KG“, die Brandenburger Sanddornprodukte herstellt.

Regionalläden stehen bei den Konsumenten hoch im Kurs, die Grüne Woche bricht regelmäßig Besucherrekorde, Familienurlaub auf dem Bauernhof ist Megatrend – befinden wir uns in einer goldenen Zeit für die Agrarwirtschaft?

Wir konnten uns auf der 2025er Grünen Woche über ein wirklich großes Interesse seitens der Verbraucher und des Handels freuen, ebenso über eine gestiegene Nachfrage zu Wochenendausflügen und Kurzurlauben. Der Wert der geführten Gespräche ist nicht zu unterschätzen, kann man doch interessante Schlussfolgerungen für zukünftige Produkte oder das Marketing ziehen. Aber leider reicht das noch nicht ganz für eine „Goldene Zeit“. Grüne Woche und alle Umfragen lassen zwar großes Interesse an Regionalität ablesen und einen „Megatrend“ vermuten, die Kaufentscheidung fällt am Ende dann leider doch noch zu oft anders aus – und das obwohl regionale Produkte gar nicht sehr viel teurer als Handelsmarken sind.

Wird die Brandenburger Landpartie in diesem Jahr auf besondere Weise gefeiert?

Die genauen Planungen laufen gerade in enger Abstimmung mit dem Landwirtschaftsministerium, den Brandenburger Landfrauen und dem Landesbauernverband Brandenburg. Was man aber schon sagen kann, ist, dass mit dem Gut Schmerwitz ein würdiger Ausrichter der zentralen Eröffnungsfeier gefunden werden konnte. Das Gut Schmerwitz ist seit vielen Jahren treuer Teilnehmer der Brandenburger Landpartie und bildet durch seine Ausrichtung eine große Bandbreite der Brandenburger Landwirtschaft ab. Das Gut betreibt Ackerbau, Obstbau, Tierhaltung und produziert dabei konventionell und bio – im Grunde ein kompaktes Abbild Brandenburger Land- und Ernährungswirtschaft.

Ihr Geheimtipp? Wie bekommt man wirklich einen umfassenden Eindruck von den Angeboten?

Nun, Aufgabe der Landpartie ist es ja, vermeintliche Geheimnisse zu lüften – und zu zeigen, dass es keine gibt. Landwirte und Erzeuger wollen sich präsentieren und transparent ihr Tun und Wirken erklären. Ich empfehle, sich eine Region auszusuchen und dort dann zwei oder drei Unternehmen zu besuchen. Man kann da zum Beispiel nach Größe oder nach Sortiment unterscheiden. Das Schöne ist ja, dass Produzenten regionaler Lebensmittel nicht nur zur Landpartie Rede und Antwort stehen, sondern jederzeit. Einfach anrufen oder hinfahren. Versuchen Sie das mal beim Hersteller eines internationalen Industrieprodukts! Zum kurzen Weg kommt also noch der kurze Draht hinzu. Besser geht es nicht.

Wie vielfältig ist die märkische Agrar- und Ernährungswirtschaft überhaupt aufgestellt? Wie viel Innovation einerseits und Beständigkeit andererseits nehmen Sie wahr? Was sind die „Renner“?

Grundsätzlich können wir die komplette Bandbreite der Alltagsversorgung abdecken, natürlich saisonal. Unser jährlich ausgelobter Marketingpreis, der sich auch im 26. Jahr seines Bestehens großer Beliebtheit unter den Direktvermarktern, Ernährungswirtschaftlern und Touristikern erfreut, belegt mit seinen Wettbewerbsbeiträgen, dass die Brandenburger Unternehmen nicht stillstehen und jedes Jahr aufs Neue mit kreativen und innovativen Ideen aufwarten. Natürlich ist die Ernährungswirtschaft über die letzten Jahrzehnte moderner geworden; gleichzeitig bleibt uns als regionale Produzenten die Bindung an die heimische Scholle erhalten sowie der Wunsch in unserer Region für die Region zu arbeiten. Da ist man bei aller Innovation dann doch traditionell verwurzelt.
Was die Frage nach den „Rennern“ angeht: Die mag es geben, aber außergewöhnliche Kreationen für die Nische sind nicht das, wovon Regionalität in Brandenburg überleben kann. Wichtig ist, dass die Produkte des täglichen Bedarfs auf den Tischen der Region ganz selbstverständlich aus Brandenburg stammen.

Wo steht Brandenburgs Ernährungswirtschaft im Vergleich der Bundesländer?

Wir stehen gut da und müssen uns nicht verstecken. Mit dem Lebensmitteleinzelhandel und anderen Absatzpartnern in Brandenburg und Berlin arbeiten wir seit Jahren sehr erfolgreich zusammen. Was unserer Region leider noch ein wenig fehlt, ist das in anderen Ländern als ganz normal wahrzunehmende Verständnis, dass man sich gerade in der Grundversorgung selbstverständlich zuvorderst bei den regionalen Anbietern bedient, bevor man seinen Warenkorb mit auswärtigen Produkten füllt. Aber auch dafür wirbt unser Verband auf verschiedenen Kanälen und mit der landesunterstützten Kampagne „Deine Wahl ist regional.“.

Foto: pro agro/ Tim Leidecker

Das Wochenende der offenen Tore!

Die 30. Brandenburger Landpartie lädt am 14. und 15. Juni zum Entdecken, Erleben und Genießen ein. Die Landpartie-Broschüre mit allen Gastgebern wird ab Anfang Mai im Einzelhandel, bei den Touristinformationen sowie direkt bei „pro agro“ in Schönwalde-Glien erhältlich sein.