Warum Abwasser teurer wird
Wir stehen vor großen Herausforderungen. Wer die Meldungen der letzten Monate verfolgt hat, wird zu Themen wie Investitionsstau in der Infrastruktur, Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaneutralität oder zu Milliardeninvestitionen in die Wasser- und Abwasserinfrastruktur einige Schlagzeilen gelesen haben.
Planmäßige Investitionen im Schmutzwasserbereich, wie jüngst in ein neues Saug- und Spülfahrzeug und in eine Pumpwerkssanierung, machen nur einen Teil der Kosten im Abwasserbereich aus. Strengere politische Auflagen erfordern in den nächsten Jahren weitaus größere Ausgaben.
Foto: SPREE-PR/Petsch
Aufgrund der regelmäßigen Ertüchtigung und Sanierung unserer Infrastruktur können
wir zunächst konstatieren, dass es bei der OWA keinen Investitionsrückstau gibt. Wir haben in den letzten Jahren etwa 100 Mio. Euro in unsere Wasserversorgungsanlagen und für unsere Gesellschafter etwa 200 Mio. Euro in die Abwasserinfrastruktur investiert.
Aber: Bei unseren Anlagen reden wir über Lebensdauern von 30 bis 50 Jahren. Insofern können wir uns nicht auf dem Erreichten ausruhen, sondern wir müssen permanent weiter in die Sanierung und Modernisierung der Anlagen investieren. Nachdem die Baupreise zwischen 1995 und 2015 eine recht konstante Phase hatten, gab es in den letzten zehn Jahren eine wahre Explosion: Bis heute haben sie sich nahezu verdoppelt. Das bedeutet, dass man für eine Investitionssumme, die vor 10 bis 20 Jahren getätigt wurde, heute nur noch die halbe Leistung bekommt.
Dazu kommen immer höhere Anforderungen aus der Politik, besonders im Abwasserbereich.
Mit Ausnahme des Zweckverbands Havelländisches Luch entsorgen alle Kommunen in unserem Verantwortungsbereich ihr Abwasser auf der Kläranlage in Wansdorf. Neben der notwendigen Ertüchtigung und regelmäßigen Sanierung der bestehenden Anlage müssen hier künftig neue politische Vorgaben eingehalten werden: Das ist zum einen die Pflicht zur Phosphorrückgewinnung aus dem Klärschlamm und zum anderen die Kommunalabwasserrichtlinie der EU, kurz KARL. Hieraus ergeben sich bis Mitte der 2030er Jahre erhebliche Herausforderungen und Investitionsbedarfe, um die neuen verschärften Grenzwerte für Stickstoff, Phosphor, Mikroplastik und Medikamentenrückstände zu erfüllen. Stichwort ist hier die oft benannte vierte Reinigungsstufe auf der Kläranlage. Um die Anforderungen zu den pflichtigen Terminen zu erfüllen, müssen die Investitionen auf der Kläranlage jetzt starten – und das sind sie auch.
Nach vielen Jahren, in denen die Abwassergebühren konstant gehalten werden konnten oder sogar in regelmäßigen Abständen gesenkt wurden, befinden wir uns seit zwei bis drei Jahren in einer Phase, in der die Gebühren für die Schmutzwasserbeseitigung stetig steigen werden. Regelmäßig neu einzuschätzen, was dabei an Investitionen notwendig ist, aber gleichzeitig die Gebühren nicht aus den Augen zu verlieren, ist gemeinsam mit den für die Abwasserbeseitigung verantwortlichen Kommunen und Zweckverbänden eine unserer großen Herausforderungen für die Zukunft.