Öffentliche Ausschreibungen sind ein Muss für viele Bauvorhaben des Verbandes
Eine Frage des Preises
Der WAV Wittstock investiert jedes Jahr viel Geld in Bauvorhaben. Arbeiten, die er nicht selbst erledigen kann, schreibt er öffentlich aus. Welches Angebot den Zuschlag erhält, regelt das Vergaberecht. Wie das funktioniert, skizziert der Verband am Beispiel einer Baumaßnahme in der Wittstocker Innenstadt.
Submissionen gehören für Verbandschef Andy Thierbach und Technikerin Jennifer Witzschke zum Arbeitsalltag. „Der Moment der Angebotsfreigabe bleibt aber immer etwas Besonderes.“
Foto: WAV Wittstock
Mittwoch, 8. Oktober, kurz vor zehn Uhr. Verbandschef Andy Thierbach ruft auf dem großen Bildschirm an seiner Bürowand das Vergabeportal des Landes auf. Trinkwassertechnikerin Jennifer Witzschke nimmt inzwischen am Besprechungstisch Platz. Beide sind hier zu einer „Submission“ verabredet. So heißt fachsprachlich der Termin, an dem die Angebote zu einem öffentlichen Auftrag für den Auftraggeber freigeschaltet werden. Andy Thierbach und Jennifer Witzschke haben schon viele Submissionen gemacht. „Der Moment, in dem die Angebote sichtbar werden, bleibt aber jedes Mal ein spannender Augenblick.“
Hintergrund für diese Submission sind geplante Bauarbeiten in der Schweden- und Schützenstraße in Wittstock. Immer wieder kam es hier zu Rohrbrüchen. Deshalb sollen auf insgesamt einem Kilometer die Trinkwasserhauptleitungen und Hausanschlüsse erneuert werden. Im Wirtschaftsplan hat der Verband dafür 590.000 Euro (netto) verankert. Die Arbeiten dafür muss er öffentlich ausschreiben. In diesem Fall bundesweit.
Im Vier-Augen-Prinzip
Für seine Ausschreibungen nutzt der Verband das Vergabeportal des Landes Brandenburg. „Das gesamte Verfahren verläuft digital. Jeder einzelne Schritt wird dabei für beide Seiten transparent und rechtssicher dokumentiert“, erläutert Jennifer Witzschke. „Nach Fristablauf ein Angebot abzugeben oder vor Fristende Angebote zu öffnen, ist ausgeschlossen.“ Dass Andy Thierbach und Jennifer Witzschke die Submission zu zweit machen, ist Vorschrift. „Hier gilt das Vier-Augen-Prinzip.“
Inzwischen ist es zehn Uhr. Das Vergabeportal hat alle Angebote freigeschaltet. Hinter verschlossenen Türen gehen der Verbandschef und seine Technikerin alle Angebote durch. In einem Protokoll dokumentieren sie, wer ein Angebot abgegeben hat, zu welchem Preis und ob es Preisnachlässe oder Nebenangebote gibt. So verlangen es die „Allgemeinen Bestimmungen für die Vergabe von Bauleistungen“. Wer den Zuschlag bekommt, richtet sich nach dem Preis. Grundsätzlich gilt: Das günstigste Angebot gewinnt. Die Entscheidung darüber fällt aber nicht sofort. „Zunächst muss unser Ingenieurbüro prüfen, ob das Angebot alle ausgeschriebenen Leistungen abdeckt und realistisch kalkuliert ist“, betont Andy Thierbach. Anfang November steht schließlich fest: Den Zuschlag erhält die Firma Burgdorf Rohrleitungs- und Tiefbau GmbH aus Wittstock.
Rascher Baustart
Noch im November legt sie mit den Arbeiten los. Denn: „Die Hauptleitungen sollen bis Ende 2025 verlegt sein.“ Danach folgen die Hausanschlüsse, insgesamt 60 an der Zahl. „Bis Ende August 2026 soll alles fertig sein.“ Die Hauptleitungen werden im Fußweg verlegt. Gebaut wird in geschlossener Bauweise mit Rohrvortrieb. Das ist ein Verfahren, in dem der Fußweg nicht in Gänze, sondern nur an wenigen Punkten aufgerissen wird.
„Wir haben bereits auf einer Info-Veranstaltung alle Anwohner und Eigentümer über die Baumaßnahme informiert“, sagt Verbandschef Thierbach. Auch über die voraussichtlichen Kosten für die Hausanschlüsse. Denn diese werden auf die Eigentümer umgelegt. „Das erfolgt nicht pauschal, sondern richtet sich nach individuellen Gegebenheiten wie zum Beispiel der Lage und Länge des Anschlusses. Die Abrechnung erfolgt nach Ende der Bauarbeiten, wenn wir die Schlussrechnung dafür haben.“